"Extra-Lob brauch' ich keines"
LINZ. Hannes Trinkl, Oberösterreichs Abfahrtsweltmeister von 2001, wird am Donnerstag 50 Jahre alt. Zeit zum Feiern hat er keine. Er ist bereits mit seiner olympischen Mission beschäftigt.
LINZ. Nach den stressigen Abfahrts-Klassikern in Gröden, Kitzbühel und Garmisch hat FIS-Renndirektor Hannes Trinkl nur wenig Zeit, daheim in Sankt Pankraz durchzuschnaufen. Die nächste Dienstreise führt ihn schon am Donnerstag zu den Olympischen Spielen nach Südkorea. Warum Trinkl seinen 50. Geburtstag lieber im Flugzeug verbringt, als eine große Party zu schmeißen, verrät der leicht ergraute Naturbursch im OÖN-Gespräch.
OÖN: Bekommt man als Renndirektor viel positives Feedback, wenn es eine tolle Abfahrt wie zuletzt in Garmisch gibt, oder ist man nur dann verantwortlich, wenn etwas schiefläuft?
H. Trinkl: Klarerweise bin ich in erster Linie Ansprechpartner, wenn es Probleme auf der Piste gibt. Das ist mir auch recht so. Ein Extra-Lob brauch’ ich keines. Mir genügt es, wenn die Burschen im Ziel stehen, lächeln und gesund sind.
Was dürfen wir uns von der Olympia-Abfahrt in Südkorea erwarten?
Momentan schaut es sehr gut aus. Zuletzt hatte es Temperaturen bis zu minus dreißig Grad. Es gibt zwar ausschließlich Kunstschnee, aber das ist uns eh lieber. Es wird ein spannendes Rennen, weil zehn bis zwölf Fahrer am Start sind, die gewinnen können.
Da haben Sie Vincent Kriechmayr mitgerechnet, oder?
Freilich, er ist technisch und konditionell einer der Besten im Feld. Wenn nicht sogar der Beste. Wenn er einmal zu gewinnen anfängt, wird ihn keiner mehr aufhalten.
Seine Art und Fahrweise erinnern etwas an den Trinkl-Style, sehen Sie das auch so?
Nein, der Vince ist ein viel besserer, kompletterer Skifahrer, als ich es jemals gewesen bin.
Hermann Maier hatte zuletzt offensichtlich Probleme damit, Marcel Hirscher ähnliche Komplimente zu machen ...
Das muss jeder für sich entscheiden, wie man mit so etwas umgeht. Mir taugt es, wenn Junge nachkommen, die mehr gewinnen als die Alten. Vor allem mit einem wie dem Hirscher, der ein so fairer Sportler ist und der noch nie einen Blödsinn gesagt hat, muss man sich einfach mitfreuen.
Wann sitzen Sie im Flugzeug Richtung Südkorea?
Am kommenden Donnerstag geht es los.
Ausgerechnet an Ihrem 50. Geburtstag?
Ja, das passt gut. Da ist das Handy ausgeschaltet, da hab’ ich meine Ruhe. Dass ich auf die Welt gekommen bin, war ja nicht meine Leistung. Da müsste man eher meine Mutter feiern.
Wie hat sich Ihr Job bei der FIS auf die Zahl Ihrer weißen Haare ausgewirkt?
Die sind schon deutlich mehr geworden. Die Verantwortung kann wirklich brutal sein.
Das klingt nicht danach, als ob Sie diesen Job bis ins hohe Alter machen werden.
Nein, irgendwann möchte ich schon ein ruhigeres Leben haben. Das viele Reisen ist ja auch nicht so lustig. Sobald ich aus meinem Tal hinausfahre, hab’ ich schon Heimweh.
Die Meilensteine auf dem Karriereweg von Hannes Trinkl
7. Dezember 1991
Schon zu Beginn seiner Karriere kämpft Hannes Trinkl mit Verletzungen. Anfang Dezember 1991 feiert er endlich sein Weltcup-Debüt. In der Abfahrt von Val d’Isère belegt er Platz 25. Dann muss er mit Knieproblemen die Saison abbrechen. Erst im März 1992 kommt er in den Weltcup zurück und wird in der Abfahrt von Aspen Fünfter.
Winter 1993/1994
Trinkl feiert im Dezember seine ersten Weltcup-Siege (Super-G in Lech mit Startnummer 51, Abfahrt in Bormio) und fährt als Mitfavorit zu den Spielen nach Lillehammer, wo er in der Abfahrt Sechster wird und im Super-G ausfällt. Nach Olympia gewinnt er die Abfahrt in Aspen. Im Abfahrts-Weltcup landet er hinter Marc Girardelli auf Platz zwei.
13. Februar 1998
Bei seinen zweiten Olympischen Spielen rettet Trinkl in der Abfahrt von Nagano die Ehre der Skination und holt hinter Jean-Luc Cretier (Fra) und Lasse Kjus (Nor) die Bronzemedaille. Überschattet wird der Erfolg allerdings vom spektakulären Sturz von Hermann Maier, der als Top-Favorit gegolten hat und danach in Japan Super-G und Riesentorlauf gewinnt.
7. Februar 2001
Kurz nach seinem 33. Geburtstag krönt Trinkl seine Karriere mit dem Abfahrtstitel bei der WM in St. Anton. Eine späte „Rache“ an Maier, der zwei Zehntelsekunden hinter dem Oberösterreicher „nur“ Silber gewinnt. In der Folgesaison muss ein in Top-Form fahrender Trinkl bei Olympia 2002 in Salt Lake City zuschauen. Im Juli 2004 beendet er seine Karriere.
Winter 2014/2015
Trinkl kehrt in den Weltcupzirkus zurück. Der Internationale Skiverband (FIS) engagiert ihn als Renndirektor im Speed-Bereich der Herren (Abfahrt, Super-G). Sein Credo: das Tempo bremsen, das Spektakel vergrößern, die Sicherheit verbessern. Diesen Balance-Akt wird Trinkl auch auf der Olympia-Abfahrtspiste in Südkorea versuchen.
1595 Punkte Rückstand: Warum die Schweiz von Österreich nicht einzufangen war
Warum Vincent Kriechmayr im Kugel-Rennen chancenlos war
"Nicht mein Anspruch": Vincent Kriechmayr über die Gründe für seine enttäuschende Saison
Kriechmayr verpasst die Super-G-Kugel
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.
Er ist einfach ein sympathischer Mensch.
Alles Gute zum Geburtstag, Hauni!