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"Die sollen schreiben, was sie wollen"

Von Christoph Zöpfl, 01. September 2016, 00:04 Uhr
"Die sollen schreiben, was sie wollen"
Marcel Hirschers Schätze: das Basislager seiner KIndheit, die Stuhlalm, fünf Kristallkugeln und seine Freundin Laura Bild: GEPA pictures

ANNABERG. OÖN-Interview: Marcel Hirscher über das Scheitern der ÖFB-Kicker und seine Erfolgsformel "Take it easy".

Bei der Eröffnung der PlusCity in Pasching bei Linz wird Star-Gast Marcel Hirscher heute ab 19 Uhr ein gefragter Mann sein. Vor seinem Linz-Besuch trafen die OÖN mit anderen Medienvertretern den 27-jährigen Ski-Star bei einer gemeinsamen Wanderung auf die Stuhlalm bei Annaberg, wo Hirscher seine Kindheit verbracht hat. Thema Nummer eins im Interview war aber nicht die Vergangenheit, sondern eher die Zukunft.

 

Nach der Saison haben Sie gesagt, dass Sie sich freuen, in Ihr normales Leben zurückkehren zu können. Gibt es im Skisport kein normales Leben?

Ich glaube nicht, dass das das normale Leben ist. Das ist nämlich zeitweise schon sehr schräg. Der Skizirkus ist halt auch im wahrsten Sinn des Wortes ein Zirkus. Viele Sachen sind sehr hektisch und stressig. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, die manchmal sogar etwas surreal erscheinen.

Ist für Marcel Hirscher im Sommer in Österreich überhaupt ein normales Leben möglich?

Naja. Manchmal denkt man schon darüber nach, irgendwo hinzugehen, wo einen keiner kennt. Aber Österreich ist eines der schönsten Länder, die es gibt. Uns geht es wirklich sehr gut hier. Dennoch ist es für mich nicht so leicht, in ein Strandbad zu gehen wie für Sie.

Sie gehen heuer im Sommer-Training wieder neue Wege und schieben zum Beispiel im Herbst einen Urlaub ein. Warum ändern Sie eingefahrene Rituale?

Für mich ist immer wichtig, dass ich die Begeisterung, das Feuer spüre. Es ist ja unglaublich, dass für mich jetzt die neunte oder die zehnte Saison beginnt. So genau weiß ich das gar nicht. Jedenfalls ist schon richtig viel passiert und ich weiß immer, was genau an welchem Tag gemacht wird. Und das Radl rattert jetzt schon jahrelang in unvorstellbar schneller Geschwindigkeit dahin. Darum ist es gut, wenn man da einmal aus dem gewohnten Trott ausbricht.

Gehen einem fünffachen Gesamtweltcup-Sieger irgendwann die sportlichen Ziele aus?

Ich weiß, dass diese Frage immer wieder kommen wird. Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass es immer zacher wird. Die Jungen werden immer besser und dynamischer. Kristoffersen hat eine neue Art gezeigt, wie man Slalom fährt. Ich werde wie jedes Jahr abwarten, was möglich ist.

Könnten Sie sich vorstellen, einmal etwas ganz anderes zu machen, vielleicht einmal ein paar Abfahrten hintereinander zu fahren?

Ja, das ist schon möglich, aber das wird nicht im kommenden Winter passieren.

Kann man überhaupt gleichzeitig im Slalom und in der Abfahrt Weltspitze sein?

Nein. Es gibt vielleicht eine Ausnahmeerscheinung. Aber momentan kenne ich sie nicht. Nach Bode Miller hat es keinen mehr gegeben. Ich selbst bin zum Beispiel nicht der gelernte Allrounder, da ist viel Improvisieren dabei.

Apropos Bode Miller. Der scheint wieder im US-Kader auf. Kann man mit 40 noch zumindest in einer Disziplin ganz vorne mitmischen?

Wenn man Bode Miller heißt, dann geht das.

Ist das eine gute Idee, wenn man wie Miller oder Tina Maze einmal eine Saison auslässt und nach so einem Sabbatical wieder in den Weltcup einsteigt?

Ich habe auch schon ein paar Mal darüber nachgedacht und war bis jetzt zu feig, dass ich es probiert hätte. Die Gefahr ist riesengroß, dass du, wenn du einmal ein Jahr weg bist, den Anschluss verlierst.

Wäre es denkbar, wie ein Leichtathlet nicht überall zu starten, sondern die Meetings beziehungsweise die Rennen selektiv auszusuchen?

Ich glaube, man könnte die Erholungsphase im Sommer ausdehnen. Das heißt, Sölden fahre ich gar nicht, das ist zu bald. Da würde ich erst Ende Oktober zum Skifahren anfangen. Da würde ich mir viel Stress ersparen. Vielleicht fahr ich einmal nur in Kitzbühel die Abfahrt (lacht). Das könnte vielleicht nicht jeder Athlet machen, aber ich glaube, dass ich das dürfte.

Nach dem Scheitern der Fußballer bei der EURO sind im Netz Bilder von Ihnen kursiert, dass Sie jetzt die Nation wieder retten müssen. Haben Sie das gesehen?

Ja, aber ich glaube nicht, dass das mein Job ist. Die Fußballer haben sicher alles versucht, um Österreich möglichst gut zu repräsentieren. Aber da gab es halt eine brutale Erwartungshaltung.

Die gibt es bei Ihnen auch. Wie kommen Sie damit zurecht?

Ich denk‘ mir inzwischen, die Medien, die sollen schreiben, was sie wollen. Für mich sind Final-Situationen auch Hardcore. Da muss man halt die Dinge relativieren, den Sport so weit herunterzubrechen, dass man glaubt, er wäre das Unwichtigste auf der ganzen Welt. Ohne den Skisport würde sich die Erde genauso weiterdrehen.

Das reden Sie sich vor dem Start wirklich so ein?

Ja, gedanklich schon. Ich kann mich noch gut an die Heim-WM in Schladming zurückerinnern, da hab ich mir gedacht, was soll‘s, ich probier das jetzt einfach und wenn es gut geht, geht‘s gut und wenn nicht, dann halt nicht. Also "Take it easy".

 

Zur Person

Marcel Hirscher (geboren am 2. März 1989) verbrachte seine Kindheit auf der Stuhlalm bei Annaberg, die sein Vater Ferdinand gemeinsam mit seiner aus den Niederlanden stammenden Mutter Sylvia bewirtschaftete. Im Winter hielten Hirschers Eltern die örtliche Skischule in Schwung.

Die Erfolgsbilanz des 27-Jährigen ist einzigartig. Hirscher ist der erste Skifahrer, der fünf Mal in Folge den Gesamtweltcup gewinnen konnte. 39 Weltcupsiege verteilen sich auf alle Disziplinen mit Ausnahme der Abfahrt. Bei Weltmeisterschaften holte er vier Titel und zwei Silbermedaillen. Der einzige Makel: bei Olympia reichte es bisher „nur“ zu Silber.

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3  Kommentare
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Orlando2312 (22.252 Kommentare)
am 01.09.2016 10:44

Der ist halt ein echter Profi. Ohne Hirscher wär auch unser hochgelobtes Ski-Team erfolglos.

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honkey (13.596 Kommentare)
am 01.09.2016 07:58

Mir gefällt seine Einstellung!

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pepone (60.622 Kommentare)
am 01.09.2016 12:48

honkey

richtig ..

er weiß auch was er kann , darum die Nonchalance. grinsen

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