Kärntens Eishockey steckt in der Krise
KLAGENFURT / VILLACH. Das Play-off-Halbfinale findet ohne Rekordmeister Klagenfurt und den Villacher SV statt.
7. März 2010. Schauplatz Salzburg. Die „Roten Bullen“ eliminieren in Spiel 7 der Viertelfinalserie 2009/10 den KAC mit 4:2 und damit auch die letzte Hoffnung auf ein Team aus Kärnten im Eishockey-Halbfinale. Der VSV scheiterte damals in fünf Spielen an den Black Wings – kein Klub aus Kärnten im Halbfinale. So wie zwei Jahre davor. Und acht Jahre später, also in der aktuellen Saison. In den vergangenen 30 Jahren wurde das Eis in Kärnten nur dreimal schon nach dem Viertelfinale abgetaut. Klagenfurt und Villach stellten stets den Anspruch, um die Meisterschaft mitspielen zu können. Was ist passiert?
Fehler auf dem Transfermarkt: Auffällig ist, dass beide Kärntner Klubs bei den Legionären häufig danebengreifen. Fleißigster Punktesammler beim KAC war heuer Manuel Ganahl, gefolgt von sechs weiteren ÖEHV-Cracks. Der beste Nicht-Österreicher? Jamie Lundmark, der nach sechs Saisonen in Klagenfurt die Karriere nach dem Viertelfinal-Aus gegen Bozen beendet hat. Der 37-Jährige kam auf 25 Punkte und damit auf elf weniger als der in Linz in die Kritik geratene Verteidiger Sébastien Piché. Die Ansprüche bei den Black Wings sind andere.
In Villach sind die Import-Spieler besser, aber auch nicht Liga-Spitze. Andrew Sarauer (11 Tore, 31 Vorlagen), Jordan Hickmott (20/22) und Miha Verlic (15/18) haben ihr Soll erfüllt, Kyle Beach (9/13) und Ben Walter (4/7) hinkten den Erwartungen aber weit hinterher. Die Zahlen von Derek Ryan wird wohl ohnehin niemand mehr übertreffen. Der US-Amerikaner erzielte 2013/14 exakt 100 Punkte und zog dann über Schweden in den NHL-Kader der Carolina Hurricanes ein. Derzeit liegt das Jahressalär des 31-Jährigen bei knapp 1,5 Millionen Dollar, in der Draustadt soll der Stürmer um 40.000 Euro gespielt haben.
Abwanderung der Talente: Die herausragenden „Söhne“ des VSV spielen seit Jahren anderswo. Michael Grabner und Michael Raffl sind in der NHL engagiert, Thomas Raffl spielt mit Alexander Rauchenwald in Salzburg. Andreas Kristler (Linz) und Nikolaus Hartl (Wien) kommen in der EBEL ebenfalls nur als Gegner in die Villacher Stadthalle. In der Fremde lockt nicht nur eine bessere sportliche Perspektive, sondern auch mehr Geld. Villach tut sich schwer, ein Budget aufzustellen, um solche Talente zu halten.
Auch Christof Kromp, Sohn der Klub-Legende Wolfgang Kromp, wird mit den Black Wings in Verbindung gebracht. Wie übrigens auch der in Linz aufgewachsene Marco Brucker, der eine Vertragsverlängerung beim KAC abgelehnt hat. Immerhin konnten die Rotjacken die Geier-Brüder, Thomas Koch und Thomas Hundertpfund für die kommende Saison halten. Möglich macht das das nötige Kleingeld. Und davon haben die Rotjacken dank Kaufhaus-Erbin Heidi Horten ausreichend.
Nur scheitert es beim 31-fachen Meister daran, das zweitbeste EBEL-Budget (das höchste hat Red Bull Salzburg) so zu veranlagen, dass wieder ein Titel nach Kärnten geholt werden kann. Vielleicht klappt’s ja nächstes Jahr mit dem Ex-Linzer Andrew Kozek, dessen Vertrag nach 16 Spielen (zehn Tore, zwei Vorlagen) per Option um ein Jahr verlängert wurde. Er bringt viel Scoring-Qualität mit.
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Was bitte ist schlecht daran, dass beim KAC Österreicher die Punktesammler sind ? Was ist schlecht daran, dass Ex-Kärntner in der NHL spielen ? 1000x besser und wichtiger für das Nationalteam als die Oldie-Söldnertruppen aus Linz, Wien oder Salzburg. Der internationale Stellenwert einer Nation wird immer an der Nationalmannschaft gemessen. Dazu tragen die genannten Legionärstruppen herzlich wenig bei.
Die Fans wollen aber in erster Linie Spiele sehen, die man auch gewinnt. Wer spielt ist 2.rangig. In der NHL spielen auch 30% Ausländer, so auch in Schweden, Rußland und Deutschland. Einzig die Schweiz erlaubt nur 3-4 auf der Mannschaftsaufstellung.
Ebel Vereine nehmen wenig Rücksicht auf die N-Mannschaft, die ohnehin nie 1.Klassik sein wird.
Auf jeden Fall ist in Kärnten Eishockey am Boden, nicht nur erfolgsmäßig, auch in der Zuschauerstatistik.
In Villach brennt der Hut, sportlich und finanziell. Der KAC kann sich noch ein wenig mit Geld von Tante Heidi halbwegs über Wasser halten.