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Was der Marc Girardelli dem Maier rät

Von Von Marlies Czerny, 04. November 2009, 00:04 Uhr
Was der Marc Girardelli dem Maier rät
Marc Girardelli, ein querdenkender Vorarlberger mit Liebe zum Skisport Bild: Gepa

BOTTROP. Marc Girardelli, einer der besten Skifahrer aller Zeiten, bog nach seiner Karriere als Bier-Exporteur nach China ab. Über den steinigen Umweg Ski-Hallen-Chef kehrte er zurück ins Schneegeschäft. Was er Hermann Maier rät und wie er über die Premiere der Hallen-EM denkt, erzählt er im OÖN-Interview.

OÖN: Am Samstag fahren Europas beste Slalomläufer erstmals um einen EM-Titel, in einer Ski-Halle im französischen Amnéville. Sie wollten selbst einen Weltcup in die Halle holen – in Ihre eigene nach Bottrop.

Girardelli: Ja, und natürlich war das eine reine Marketing-Idee. Für den Skisport ist die EM aber gut, die gab es noch nicht. Und Konkurrenz belebt das Geschäft. Es gab bereits FIS- und Europacuprennen in der Halle, doch nie medienwirksame. Im Boxen gibt’s vier große Verbände, und da hat jeder WM-Kampf seinen Wert. Der Ur-Grund hinter einer Halle ist ja, Menschen das Skifahren näher zu bringen, die nicht nahe an Bergen leben. Die Kosten für eine Woche Ski-Urlaub sind auch kein Pappenstiel.

OÖN: Apropos Pappenstiel: Ihr Ausstieg aus der Halle in Bottrop, die Sie um 30 Millionen Euro gebaut haben, war auch keiner.

Girardelli: Ich bin mit einem blauen Auge davongekommen. Die Halle besteht nun seit neun Jahren. 2004 habe ich sie an eine Hotelgruppe aus Holland verkauft. Sie läuft sehr gut. Auf die 120 Arbeitsplätze, die ich damals geschaffen habe, bin ich stolz.

OÖN: Die Hallen-EM initiiert der neue Europäische Ski-Verband mit Oberhaupt Peter Schröcksnadel. Er richtet sich unterschwellig gegen den mächtigsten Mann im Ski-Weltverband FIS, Gian Franco Kasper. Wie beobachten Sie diesen Machtkampf?

Girardelli: Es ist manchmal lustig zuzusehen, wie man sich bekriegen kann. Doch das tut dem Skisport nichts Gutes. So ein Theater lohnt sich auch gar nicht, denn der Skisport ist kein so gigantisches Geflecht wie etwa die Formel 1 oder der Golfsport.

OÖN: Kann dieses neue Gegengewicht zur FIS den Sport vorantreiben?

Girardelli: Vielleicht. Der FIS-Apparat ist sehr träge. Die Struktur besteht seit 70, 80 Jahren, die gehört aufgebrochen. Es gibt seit ewigen Zeiten keine neuen Impulse. An die 80 Weltcup-Rennen flimmern im Jahr über die Bildschirme. Früher war der Skisport ein Kult, da haben die Leute die Arbeit niedergelegt, um sich ein Rennen anzuschauen. Es muss wieder Klasse zählen, nicht Masse.

OÖN: Sie selbst beraten das Ski-Gebiet Bansko in Bulgarien. Liegt die Zukunft im Osten?

Girardelli: Ja, dort liegt großes Potenzial. Diese Länder holen schnell mit dem Lebensstandard auf. In Bansko veranstalten wir in drei Wochen ein Charity-Rennen – es kommen Pirmin Zurbriggen, Patrick Ortlieb, Pauli Accola und, wenn wir Glück haben, auch der Herminator.

OÖN: Stichwort Hermann Maier: Fehlt dem Ski-Zirkus etwas nach seinem Abgang?

Girardelli: Es gab im letzten Jahrzehnt wenige so schillernde Figuren wie ihn. Ein Stephan Eberharter oder Benjamin Raich kommen da bei weitem nicht heran. Kaum einer hat den Sport so geprägt wie er.

OÖN: Doch: Sie.

Girardelli: Ich würde mich nicht mit ihm vergleichen. Mich ehrt es, mit den fünf besten Skifahrern aller Zeiten, die in allen Disziplinen Siege feiern konnten, genannt zu werden.

OÖN: Wurden Sie nach Ihrem Rücktritt 1997 mit Angeboten überhäuft?

Girardelli: Ich wollte eigentlich nicht zurücktreten, aber ich hatte Mühe, ohne Geländer überhaupt Stiegen hochzukommen. Ich war noch so getrieben, dass ich gleich bei der ersten oder zweiten Gelegenheit meinen Tatendrang abtöten wollte – und das war ein Handelsgeschäft in China. Für ein paar Monate verkaufte ich Bier nach Shanghai. Dort wirklich ein Geschäft aufzubauen, war aber schwer. Nur weil 1,3 Milliarden Chinesen Durst haben, heißt es nicht, dass sie mein Bier trinken. Ich habe viele Experimente probiert, aber dann eingesehen, dass es besser ist, bei meinem alten Gewerbe, dem Schnee, zu bleiben. Priorität hat die Ski-Bekleidung unter meinem Label.

OÖN: Haben Sie einen Tipp für Hermann Maier?

Girardelli: Er ist intelligent genug, um alles abzuwägen und seine Zukunft zu finden. Er ist ja Maurer – und mit seinem Kapital in das Immobilien-Gewerbe einzusteigen, wäre sicher eine Idee. Der Hans Knauß tut das in Schladming auch. Und er kennt sich mit dem Bauen wirklich nicht aus.

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