"Seit Sotschi bekomme ich 20 Mal mehr Fanpost als früher"
LINZ. Skisprung-Auftakt in Klingenthal: Der Oberösterreicher Michael Hayböck ist bereit für seinen ersten Sieg
Die Skispringer starten am Wochenende in Klingenthal (D) in die neue Weltcup-Saison. Der Kirchberg-Theninger Michael Hayböck (23) will dabei weiter auf Wolke sieben schweben. Klappt es in diesem Winter für den Silbermedaillen-Gewinner von Sotschi gar mit dem ersten Weltcupsieg?
Wie fühlt es sich an, nach einer erfolgreichen Saison wieder in den Winter zu starten?
Mit den Erfolgen vom Vorjahr trainierte es sich fast noch leichter. Ich weiß, dass ich mit den Besten mitmischen kann und auf dem richtigen Weg bin. Vom neuen Trainer Heinz Kuttin sind neue Inputs gekommen, die Trainingsgruppen sind zusammengewachsen. Und es war immer lustig, so dass eigentlich nicht anstrengend war. Obwohl wir viel unterwegs waren und viel trainiert haben.
Den Spaß hat es unter Ex-Trainer Alexander Pointner nicht gegeben?
Sagen wir so: Wir haben diesen Sommer den Fokus auf das Wesentliche gelegt, und das ist das Springen und das körperliche Training. Die restliche Zeit hatten wir Spaß. Wir haben wieder 50 Mal in der Halle Volleyball gespielt, ein Kickerl zum Aufwärmen gemacht oder Fußball-Tennis gespielt. Und nicht mehr das Neurocoaching von Pointner, das vielen nicht mehr ganz geheuer war.
Wird dem Team Thomas Morgenstern (Karriereende) fehlen?
Grundsätzlich ist Thomas einer, mit dem man immer Spaß hat. Gleichzeitig konnten wir sportlich immer auf ihn zählen. Bei einem Teambewerb wussten wir, dass wir uns auf ihn verlassen können. Und er war ein Teamleader. Von dem her ist es schlecht, dass Thomas aufgehört hat. Andererseits ist das für uns Jungen die Möglichkeit, annähernd in seine Fußstapfen treten zu können. Aber seine Fußstapfen sind riesig.
Andreas Goldberger sagt, Sie wirken sehr gelassen und doch sehr entschlossen. Er traut Ihnen den ersten Sieg zu.
Es stimmt, dass ich dem Ganzen sehr gelassen entgegenschaue. Ich weiß auch, dass es passieren kann. Das Niveau habe ich mir erarbeitet. Aber zum Gewinnen gehört natürlich immer ein wenig Glück dazu.
Wie sehr hat sich ihr Leben als Super-Adler verändert?
Die Fanpost ist seit Sotschi um das 20-Fache mehr geworden. Meist sind es Autogrammwünsche, manchmal schreibt auch jemand ein paar nette Zeilen dazu. Um die Post kümmert sich dankenswerterweise meine Mutter. Und dann habe ich noch viele Einladungen bekommen. Es gilt, den Spagat zu schaffen, wobei die Priorität auf dem Sport liegt. Außerdem erkennen mich mehr Leute. Auf der Straße werde ich zwar nicht angesprochen, aber beim Autofahren (auf seinem Wagen steht sein Name, Anm.) ist es mir schon passiert, dass mich einer vier Mal überholt und gewunken hat.
Zum Auftakt geht es mit dem Auto nach Klingenthal. Ihre Erwartungen?
Die Schanze habe ich ganz gerne. Da kann man weit springen. Aber Klingenthal ist bekannt dafür, dass es dort windanfällig ist. Hoffentlich ist das dieses Mal nicht der Fall. Ich fiebere jedenfalls der WM-Saison entgegen. Gut, dass es losgeht.
Wobei die Saison heuer sehr lange ist.
Stimmt. Es sind 37 Bewerbe angesetzt und damit so viele wie noch nie. Mein Fokus liegt auf der Tournee und der WM im Februar in Falun. Dafür muss man sich die Kräfte gut einteilen. Und man wird auch nicht überall super unterwegs sein. Grundsätzlich finde ich es aber gut, dass wir praktisches jedes Wochenende springen. Je mehr Wettkämpfe es gibt, umso mehr gute Wettkämpfe kann man machen.
Damit steigt auch die Chance, mehr Preisgeld zu gewinnen.
(Lacht) Das auch.
Skisprung-Familie Hayböck
Stefan Hayböck: Der 25-Jährige beendete seine Skisprung-Karriere und studiert nun Ingenieurswissenschaften. „Stefan ist ein Tüftler, er wird mich beim Material unterstützen. So springe ich ganz ungern mit neuen, steifen Schuhen. Das erledigt Stefan für mich“, sagt Michael.
Alexander Hayböck: Der 19-Jährige ist in Stams in der Maturaklasse. „Die Doppelbelastung ist schwierig. Auch wenn Alexander mit 1,90 Meter für einen Springer sehr groß ist, wird er seinen Weg machen. Ziel ist die Junioren-WM“, sagt Michael.
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