Die "Fledermäuse" wollen heute hellwach sein
Österreichs Biathleten machen die Nacht zum Tag, heute soll sich das bezahlt machen
Sie kleben das Zimmer regelmäßig ab, um nur ja durch keinen Sonnenstrahl frühzeitig geweckt zu werden. Sie bleiben bis 5.30 Uhr wach. Und sie frühstücken gegen 14 Uhr: Österreichs Biathleten haben sich seit ihrer Ankunft in Südkorea niemals mit einem Jetlag auseinandersetzen müssen, sie leben sozusagen in einer anderen Zeitzone.
Einfacher Grund für dieses Olympia-Leben in einer Parallelwelt: "Bei uns sind alle Bewerbe so spät angesetzt, dass es anders keinen Sinn machen würde", erklärt Dominik Landertinger. Selbst die Betreuer und Trainer richten sich nach dem nachtaktiven "Fledermaus-Rhythmus". Trainer Reinhard Gösweiner steht erst am späten Vormittag auf: "Nach einem Rennen hat man viel zu tun und kommt dann aufgewühlt nach Mitternacht in die Unterkunft. Für uns war es von vornherein klar, dass es nur so geht." Nur die Wachsler können sich diesem Rhythmus nicht anschließen, zumal sich die Schneebedingungen hier nahe des Meers grundlegend von denen zuhause entscheiden.
Simon Eder, der Salzburger Schnellschütze, gibt sich vor dem heutigen Rennen über 20 Kilometer keiner Illusion hin: "Ein paar erwischt es immer am Schießstand, das Gewehr ruhig zu halten ist nicht in allen Bereichen einfach." Für den Tiroler Dominik Landertinger, dem es läuferisch nach seiner Bandscheiben-OP im September noch "nicht rosig" geht, eher ein Vorteil. Für Mitfavorit Julian Eberhard ändert sich gegenüber dem Sprint, als er unglücklicher Vierter wurde, nichts: "Mein Schießsystem bleibt gleich." Der 31-jährige Pinzgauer gilt ob seiner Laufstärke als heißes Eisen im Medaillenfeuer.
Björndalen als "Trainer" dabei
Der Sieg führt wohl einmal mehr über Verfolgungs-Olympiasieger Martin Fourcade (F), kaum jemand sonst könnte einen Fehlschuss aufholen. Eine andere Biathlon-Größe hingegen nimmt auf der Tribüne Platz: Ole Einar Björndalen, der achtfache Olympiasieger , kommt trotz seiner Nichtnominierung in Norwegens Team nach Südkorea. Der Grund: Seine Frau, Mitfavoritin Darja Domratschewa, habe sich geweigert, ohne ihn anzureisen. Die Weißrussen haben ihn daraufhin kurzerhand als Trainer akkreditiert.