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Dreck, Blut und Bier

Von Keith Sealund, 06. Februar 2016, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Die OÖNachrichten bei der Super Bowl
Bild: Nigl

Die Denver Broncos kämpfen in der Nacht auf Montag (0.30 Uhr) gegen die Carolina Panthers im kalifornischen Santa Clara um den Sieg bei der 50. Super Bowl, dem Finale der National Football League. Was ist an diesem Spiel so faszinierend, dass es weltweit etwa eine Milliarde Menschen im Fernsehen verfolgen? Drei Ansichten mögen eine Antwort geben.

Football trat in mein Leben, als ich alt genug war, einen Ball zu halten. Mit zwölf Jahren, da sich wenigstens ein Hauch von Koordination und Kraft erkennen ließ, erkoren meine Freunde und ich die angrenzende Viehweide im südlichen Oregon zu unserer Arena. Wir versuchten, um uns und ineinander zu rennen, und mussten nebenbei noch auf neugierige Rindviecher, herumliegende bäuerliche Geräte und üppige Kuhfladen aufpassen. Nach Stunden taumelten wir erschöpft nach Hause, von einem Ohr zum anderen grinsend – und von Kopf bis Fuß mit Dreck und Dung bedeckt.

Seither hat mich dieser faszinierende Sport nie mehr losgelassen. Die Spieler vereinen Kraft, Geschwindigkeit, Beweglichkeit, Härte und Intelligenz. Betrachtet man die modernen Footballgladiatoren, so sind Stärke und Größe unübersehbar. Weniger augenscheinlich ist das Maß an Planung und Berechnung, das in der Vorbereitung und im Spiel selbst steckt. Ein typisches Match besteht aus rund 100 Spielzügen – auf höchster Ebene natürlich mit genügend Pausen für kostspielige Fernsehwerbung, denn die millionenschweren Gehälter wollen schließlich bezahlt werden. Jeder Zug, meistens einmalig, dauert um die zehn Sekunden. Viel für einen Spieler, der das verstehen und ausführen muss, während sich ein muskulöses Monster auf ihn stürzt. Football ist wie ein riesiges Schachspiel mit menschlichen Figuren – die nach Plan übereinander herfallen.

Football ist eine emotionale und physische Achterbahnfahrt zwischen Wehe und Euphorie und bringt die Protagonisten an ihre Grenzen. Das Spiel huldigt dem archaischen Verlangen, zu kämpfen und sich zu messen. Ein alter Spruch lautet: Beim Football geht es um den Dreck, um das Blut und das Bier.

Die Lektionen, die ich auf dem Footballfeld gelernt habe, haben mich auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet. Abgesehen von meinen Erfolgen im Marine Corps und als Geschäftsmann, war es die lohnendste Aufgabe, Jugendlichen Football beizubringen.

Da war dieses Spiel. Einer aus meinem Team humpelte verletzt vom Platz. Auf den Zuschauerrängen zuckten alle Mütter zusammen und versanken in stille Gebete. Auf der Bank saß auch ein schmächtigerer Spieler. Er war einer, der vor dem Gegner lieber davonlief, als ihn zu attackieren oder von diesem angegangen zu werden, um weder Beulen noch Prellungen zu riskieren, die so ein Zusammenprall üblicherweise mit sich bringt. Er war aber auch der schnellste Spieler auf dem Feld.

Eine magische Aufgabe

"Es wird dich keiner erwischen, du wirst das großartig machen, vertrau mir", sagte ich zu ihm, bevor er, widerstrebend, mit weichen Knien einlief – so, als ob er eben gezwungen werde, auf einem Schiff über die Planke zu gehen.

Und was passierte? Er lief mit dem Ball in die Endzone. Unberührt. Touchdown! Der Bahn eines jungen Lebens eine neue Richtung zu geben, das machte den Trainerjob für mich zu einer magischen Aufgabe. Ab diesem Moment blühte er auf, wurde selbstbewusst und zuversichtlich. Heute ist er ein erfolgreicher Unternehmer.

Ein körperlich begnadeter Athlet, der sich für den Sport buchstäblich zerreißt, kann den professionellen Weg schaffen, der Reichtum verheißt – was in etwa so wahrscheinlich ist wie ein Lotto-Sechser. Die unermessliche Mehrheit aber wird aus dem Spiel anstelle materiellen Wohlstands andere Werte ziehen: Gewonnene Erfahrungen, erlernte Führungsfähigkeiten und erworbene soziale Kompetenz bereichern ihr Leben.

  • 114,4 Millionen US-Amerikaner waren 2015 im Schnitt vor dem Fernseher dabei und machten die 49. Super Bowl damit zur bisher meistgesehenen TV-Sendung der Geschichte. Den Live-Zuschauerrekord hält noch immer Super Bowl XIV: 103.985 Besucher fanden sich am 20. Jänner 1980 im Rose Bowl Stadium in Pasadena bei Los Angeles ein.
  • Steelers: Sechs Mal stemmten die Pittsburgh Steelers bisher die Vince Lombardi Trophy, zuletzt 2009. Dahinter folgen die Dallas Cowboys sowie die San Francisco 49ers mit je fünf Titeln. Benannt wurde der Super-Bowl-Sieger-Pokal 1970 nach der kurz zuvor verstorbenen Trainerlegende der Green Bay Packers.
  • Zwei Österreicher durften sich bereits Super-Bowl-Ringe an den Finger stecken: Der Ex-Rapidler Toni Fritsch triumphierte 1972 mit den Dallas Cowboys, der in Mondsee geborene Raimund „Ray“ Wersching 1982 und 1985 mit den San Francisco 49ers. Beide machten als Kicker in der NFL Karriere.

Zur Person

Keith Sealund, 1961 in San Francisco geboren, übersiedelte der Liebe wegen vor fünf Jahren nach Oberösterreich.

Der HeadCoach der Steelsharks Traun
Keith Sealund Bild: Stefan Preis

Der in Weißkirchen lebende Ex-Marine, der Wirtschaft und Politikwissenschaft studiert hat, war als Manager, Verkäufer und Berater tätig. Seit einigen Monaten macht der Amerikaner, der 18 Jahre als Quarterback und Linebacker aktiv war, dem Football-Team der Steelsharks Traun als Headcoach Beine – mit dem Ziel, die stählernen Haie in die oberste österreichische Liga (AFL) zu führen.

 

Man muss nicht alles verstehen, was man liebt

Von Bernhard Lichtenberger

Eierlaberl. Uns Buben, die ihre runde Lederwuchtel gegen Garagentore donnerten, fiel nur dieser geringschätzige Begriff für das zugespitzte Ding mit der seltsamen Seitennaht ein, mit dem wir damals absolut nichts anzufangen wussten.

1987, eine Pool-Party in Orange County, Kalifornien. Während die Mädchen rund ums Nass Margaritas schlürfen, versammeln sich die jungen Männer im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Dass ich den auf dem Bildschirm zusammenprallenden Kleiderschränken mit Helm lediglich einen kurzen Seitenblick schenke, provoziert die Warum-Frage. „Weil ich das Spiel nicht verstehe“, antworte ich. Ungläubiges Staunen. „Aber du wirst das wohl in der Schule gespielt haben?“ Nein. „Aber du weißt, wie man einen Football wirft?“ Nein. An den grinsenden Mienen ist abzulesen, dass sie einen sportlichen Neandertaler vor sich wähnen.

Football NFL Helm
Bild: colourbox.de

Mit missionarischem Eifer haben mich in den folgenden Jahren amerikanische Freunde ihrer athletischen Hauptreligion näher gebracht. Nicht die ganze Bibel, die das komplette Regelwerk füllte, aber wenigstens das Vaterunser, das als Basis des einfachen Verstehens dient.

Es kümmert mich nicht, dass sich mir bis heute nicht alle Finessen des American Football offenbaren. Es genügt zu wissen, von der ehrlichsten Teamsportart der Welt begeistert zu sein. Ehrlich in dem Sinn, dass die Athleten alles geben müssen, was in ihnen steckt. Hielten sie nicht mit 100 Prozent dagegen, liefen sie Gefahr, schmerzverzerrt vom Feld getragen zu werden.

Darin unterscheidet sich Football wesentlich von Fußball. Nicht umsonst hat man heimischen Kickern schon Arbeitsverweigerung auf dem Rasen vorgeworfen.

 

Raumgewinn durch Kraft verstellt oft die Sicht auf höchst geniale Spielzüge

Von Klaus Buttinger

Gerne stimme ich der Holden zu, wenn sie ihre Urteile spricht. Neulich erlaubte ich mir ein wenig American Football im TV zu beobachten, da sprach sie: „Football ist ein statisches Gedränge und dazwischen ist Werbung.“ I disagree.

Seit meinem einjährigen Aufenthalt in Kalifornien im Jahre Ist-schon-nicht-mehr-wahr hat sich eine dezente Faszination für das Lieblingsspiel der US-Amerikaner entwickelt; insbesondere für dessen nicht auf den ersten Blick erkennbare Taktik.

Football
(Symbolbild) Bild: colourbox.de

Grundsätzlich passt Football in die USA wie eine F-16 auf einen Flugzeugträger. Es geht um Raumgewinn durch Gewalt. Wie es im Imperialismus halt so zugeht. Und doch verstellt die Sicht auf zusammenkrachende Helme und herumwirbelnde Leiber die Feinheiten des Spiels. Allein die vielfältigen Möglichkeiten, eine offensive oder defensive Taktik anzulegen, geht in die Tausende. Ja, es stimmt schon, ohne Schmalz ist in der NFL nichts zu reißen, aber ohne erhebliche Mengen von Hirnschmalz kommt man nicht bis dorthin.

Zum Nachvollziehen sei auf diverse Sammlungen der schönsten Trickspielzüge auf „youtube“ verwiesen. Faszinierend, wie so mancher Quarterback den Ball versteckt oder ein Fake-Fieldgoal anlegt, um eine ganze Defense ausrutschen zu lassen. Dabei schadet es nicht, sich zuvor ins Regelwerk zu vertiefen, das – zugegeben – höchst abgründig ist. Grundkenntnisse reichen aber, um die Eleganz einer Taktik, die Genialität eines Passes zu erkennen. Oder, um mit Hannibal von der Tschingbumserie „Das A-Team“ zu sprechen: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“

Super-Bowl-Quiz

Gewinnspiel

Super-Bowl-Quiz

Frage 1 von 13:

1. Der wievielte Super Bowl wird heuer ausgetragen?


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