Dopingfall Froome: Er ist kein Unschuldslamm

Von (fei)   14.Dezember 2017

Als Sportmediziner in Linz hat Helmuth Ocenasek seit vielen Jahren mit Spitzen-Athleten zu tun. Den Fall um Radstar Chris Froome, der eine unzulässig hohe Konzentration des Asthmamittels Salbutamol in seinem Körper hatte, bewertet er im OÖN-Gespräch eindeutig.

 

OÖNachrichten: Belastungsasthma ist im Spitzensport keine Seltenheit. Wie sehen Sie dieses Thema?

Ocenasek: Es betrifft vor allem Ausdauersportler. Viele Schwimmer haben es, aber auch viele Langläufer, wo man die Kälte als eine Ursache sieht. Es gibt hierzu eindeutig definierte Regeln. Bei wem so etwas im Vorfeld von einem Arzt bei einer Untersuchung diagnostiziert wird, der muss um eine Ausnahmegenehmigung ansuchen.

Froome hatte eine solche seit Jahren, ihm wurde der Grenzwert zum Verhängnis. Ist der zulässig?

Diese Grenzwerte sind von der WADA so hoch gesetzt und großzügig ausgelegt, dass man unter normalen Umständen gar nicht drüberkommen kann. Sollte das einem Sportler passieren, kann man ihm eigentlich nur unterstellen, dass es Dummheit ist oder aber, dass er sich absichtlich einen Nutzen davon erwartet.

Bei Froome wurde das Doppelte des Grenzwertes nachgewiesen. Also kein Zufall?

Wenn es um die eigentliche Behandlung des Belastungsasthmas ginge, wäre das absolut jenseits der therapeutischen Empfehlung. Von einem Sprühstoß zu viel kommt das nicht. Ich habe für einen Vortrag einmal nachgerechnet, wie solche Werte zustande kommen. Man müsste hier mit der zehnfachen Dosis arbeiten. 


(Chris Froome behauptet indes, dass es sich nicht um einen positiven Test handle)

So wirkt das Mittel

Salbutamol gehört zu den Arzneien, die bei Asthma oder Bronchitis gerne eingesetzt werden, um die Bronchialmuskeln zu entspannen und die Bronchien zu weiten. Mittels einem Inhalator verabreicht, wirkt es sofort und lang anhaltend. Im Sport wird Salbutamol durch seine anabole Wirkung in hohen Dosen auch leistungssteigernd eingesetzt und unterliegt deshalb Beschränkungen.