Nach glänzender Karate-WM in Linz: Goldene Aussichten für Olympia 2020

Von Roland Vielhaber   31.Oktober 2016

Alisa Buchinger rückte gestern in der Linzer TipsArena noch einmal ins Rampenlicht. Einen Tag nach ihrem WM-Triumph in der Kumite-Klasse bis 68 Kilogramm wurde die Salzburgerin wie der fünffache Weltmeister und Superstar der Szene, Rafael Aghayev (Aserbaidschan), mit dem Award des "wertvollsten Kämpfers" dieser Titelkämpfe ausgezeichnet.

Es war das Ende eines aus sportlicher Sicht glänzenden Großereignisses für Österreich: Neben Gold hatte Lokalmatadorin Bettina Plank Bronze (Kumite, bis 50 Kilo) erkämpft, in der Rollstuhlklasse komplettierte Mendy Swoboda mit Silber die Medaillensammlung.

Das Abschneiden der rotweißroten Asse macht Hoffnung für 2020: In Tokio ist Karate erstmals olympisch. Buchinger ist dann 27 Jahre alt, Plank ein Jahr älter – bestes Karate-Alter also. An diesem Wochenende waren die Sommerspiele für beide freilich nicht das Thema. Schon gar nicht nach den emotionalen Momenten, die sie am Samstag in der fast ausverkauften Halle erlebten und in vollen Zügen genossen. Buchinger hatte im Finale die Dänin Katrine Pedersen überlegen 9:1 besiegt, Plank setzte sich per Schiedsrichterentscheid – nach zwei Minuten war es 0:0 gestanden – gegen Sharmini-Shree Segaran aus Malaysia durch. Gemeinsam wurde gefeiert.

Swobodas erfolgreicher Ausflug

"Es war Zeit, die Hymne wieder bei einer WM zu hören", sagte Buchinger. Nach 22 Jahren – 1994 hatte der Vorarlberger Daniel Devigili in Malaysia den Titel in der Kumite-Klasse bis 75 kg geholt – gab es endlich wieder Karate-WM-Gold für Österreich und erstmals für eine Frau. Die Pläne für die nahe Zukunft? Plank: "Lernen für das Studium. Dafür fehlte zuletzt die Zeit." Die Wahl-Linzerin belegt das Fach "Soziale Arbeit".

Gestern feuerten die starken Karate-Damen Mendy Swoboda an. Der 26-jährige Para-Sportler jubelte über Silber. Künftig will er sich aber wieder auf den Kanu-Sport konzentrieren, mit Fokus auf die Paralympics 2020 in Tokio.

 

Neun Medaillen (sechs Goldene, zwei Silberne, eine aus Bronze) gewannen Japans Karatekas bei dieser WM. Vier Jahre vor Olympia in Tokio waren sie damit die erfolgreichste Nation. Auf den Plätzen folgten Frankreich (3/2/4) und der Iran (3/0/3). Das österreichische Team landete auf dem sechsten Rang. Einen Meilenstein setzte Rafael Aghayev (Kumite bis 75 kg) aus Aserbaidschan. Der 31-Jährige holte in Linz seinen bereits fünften WM-Einzel-Titel.

 

Mehr über Alisa Buchinger in unserer Rubrik "Mensch des Tages"

„Der Druck war enorm“

Gestern kurz vor 15 Uhr: Zum Abschied sang Andie Gabauer noch einmal den WM-Song „We are Karate“. Organisations-Chef Ewald Roth ging währenddessen gedankenversunken durch die Tips-Arena. Seit der Bewerbung 2010, also sechs Jahre lang, wurde an diesem Großereignis gearbeitet, nun war der letzte Kampf über die Bühne gegangen.

„Es ist so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagte der Welser und dass es für die Ausrichtung fast durchwegs Lob gegeben habe. Einzig der Fan-Ansturm in den Vorkämpfen war ausgeblieben. „Der Druck war enorm. Wenn du 1200 Sportler aus 130 Ländern hast, dann passiert jeden Moment etwas Unvorhergesehenes. So viel planen kann man gar nicht. Aber wir haben es geschafft und neue Standards im Karatesport aufgestellt.“ Den heutigen Montag werde er sich frei nehmen. Zurückziehen. Einen Tag lang in ein Bio-Hotel in Kärnten. Danach beginnt für Roth und Partner Hans Werner Streicher die Aufarbeitung. Die Zeit der Abrechnung. 3,2 Millionen Euro (Leistungen der Volunteers inkludiert) wurden budgetiert, nicht alles ist ausfinanziert: „Mit dem Problem müssen wir privat leben.“