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"Wimbledon hat eben ein ganz spezielles Flair"

Von Roland Vielhaber, 27. Juni 2015, 00:04 Uhr
"Wimbledon hat eben ein ganz spezielles Flair"
Als Trainerin des Landesverbandes, im Bild mit Anna Kraus. Bild: viel

LINZ. Sybille Bammer (35) war die Nummer 19 der Welt, heute gibt sie ihr Wissen in der Profi-Akademie des OÖTV weiter.

Auf der Askö-Froschberg-Tennisanlage in Linz: Sybille Bammer steht seit acht Uhr auf dem Platz. Schlägt eine starke Vorhand, jagt ihre Trainingspartnerin, die Borg-Schülerin Anna Kraus, von einer Ecke in die andere.

Ja, wer der fitten Ottensheimerin zuschaut, glaubt, die Zeit sei stehen geblieben. Dabei hat die ehemalige Weltranglisten-19. vor vier Jahren auf dem heiligen Rasen von Wimbledon ihre Karriere beendet.

Eine Ära, in der die mittlerweile 35-Jährige Stars wie die aktuelle Weltranglisten-Erste Serena Williams bezwang. Dabei war Bammer in ihrem Sport eine der wenigen, die als Mutter den Durchbruch schaffte. Heute gibt Oberösterreichs Sportlerin der Jahre 2007 und 2009 in der Profi-Akademie des Tennis-Landesverbandes ihr Wissen weiter. Und natürlich schaut sie auch nach Wimbledon, wo am Montag das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres beginnt. Eines sei schon vorweg verraten: Tochter Tina wird 14 Jahre jung und spielt nicht Tennis.

 

OÖN: Wimbledon steht vor der Tür – vermissen Sie etwas?

Bammer: Nein, gar nicht. Vor allem das Reisen geht mir überhaupt nicht ab. Wenn man jung ist, tun einem diese Strapazen nichts. Aber je älter man wird, umso länger spürt man den Stress in den Beinen. Doch die Zeit an sich war schon eine der schönsten in meinem Leben. Die Turniere, die Höhen und Tiefen, die man in den Jahren durchgemacht hat ... Das kommt einem immer wieder unter. Etwa, wenn ich mir Spiele im Fernsehen anschaue. Wenn ich Spielerinnen sehe, gegen die ich noch gespielt habe. Und gegen die ich gewonnen habe wie etwa gegen Serena Williams. Es ist eigentlich ein Wahnsinn, wie viele Spielerinnen noch unter den Top 10, die ich besiegt habe.

Hat Sie ein Comeback nie gereizt? Ihr Ex-Trainer und Kollege im Leistungszentrum, Jürgen Waber, meint, Sie könnten schnell den Anschluss schaffen.

Natürlich hat es mich zwischendurch gereizt. Aber körperlich geht sich das nicht aus. Meine Schulter, die mir während meiner Profi-Karriere jahrelang weh getan hat, schmerzt zwar nicht mehr. Aber ich schlage auch kaum mehr auf und ich spiele ja weit weniger. Dafür habe ich mit der Achillessehne seit eineinhalb Jahren Probleme. Und manchmal denke ich mir, dass mein Körper wie bei einer 60-Jährigen ist, dabei bin ich erst 35. Man wird eben nicht jünger (lacht).

Wenn Sie ein Ranking bei den Turnieren machen müssten: Wo liegt Wimbledon, wo Sie im Jahr 2006 die dritte Runde erreichten?

Wimbledon war nie mein Lieblingsturnier. Viel lieber war ich in Melbourne, bei den US Open (Viertelfinale 2008, Anm.) oder in Indian Wells, da war es warm. Und natürlich mochte ich mein Heimturnier, auch wenn ich in Linz leider nie gut gespielt habe. Andererseits war ich in Wimbledon lieber als bei den French Open. Es hat eben ein ganz spezielles Flair. Ich kann mich noch gut erinnern: Als ich das erste Mal antrat, war das Gras extrem hoch. Der Ball sprang überhaupt nicht. Der Rasen wurde im Laufe der Jahre kürzer, und der Unterbau ist längst anders. Zum Schluss war es fast so, als würde man auf Hartplatz spielen. Und dann habe ich hier auch Lustiges erlebt. Einmal ließ ich meine Tasche mit den Schlägern vor einem Shuttlebus stehen. Ich ging nur ein paar Meter fort. Als ich zurückkam, war alles weg. Polizisten hatten sie vorsichtshalber eingezogen. Es hätte ja eine Bombe drin sein können. Es dauerte jedenfalls eineinhalb Stunden, bis ich die Tasche wieder hatte.

Wenn man jetzt nach Wimbledon schaut, ist Österreich bei den Frauen nur durch Tamira Paszek vertreten. Die hat sich durch die Qualifikation gekämpft. Was ist im heimischen Damen-Tennis-Sport passiert?

Ich glaube nach wie vor an Tamira. Die ist erst 24 Jahre alt und ist schon das achte Mal dabei. Das darf man nicht vergessen. Letztendlich ist es nur eine Frage des Trainings. Sie weiß, was zu tun ist. Aber dafür muss sie verletzungsfrei bleiben. Es stimmt schon, dass wir im Augenblick keine Spielerin unter den Top 200 haben. Dafür gibt es aus meiner Sicht mehrere Faktoren. Als ich noch jung war, gab es etwa in Österreich sehr viele Turniere, die stark besetzt waren. Und zwar mit heimischen Spielerinnen. Da gab es auf einem Raster keinen einzig freien Platz. Heute fehlt die Breite, es gibt Landesmeisterschaften, an denen gerade einmal fünf Spielerinnen teilnehmen. Dazu kommt, dass oft beide Elternteile berufstätig sind und Kinder nicht zum Training gebracht werden können. Wenn man aber nicht wirklich hinter den Kindern steht, funktioniert das im Tennis nicht. Und nur über einen Trainer zu arbeiten, das kostet viel Geld.

Gibt es Aussicht auf Besserung?

Ich glaube schon, dass Robert Groß (ein Mauthausener) als Präsident des österreichischen Verbandes etwas bewirken kann. Er hat die Erfahrung mit dem Landesverband. Mit seiner Arbeit ist es hier deutlich besser geworden. Und dann wünsche ich mir, dass Spieler kommen, die einen Mega-Ehrgeiz haben. Spieler, die von sich selbst sagen, dass sie mehr trainieren wollen und dann noch einmal mehr. Denn eines ist klar: Wer im Tennis erfolgreich sein will, muss nicht nur die Grundtechniken beherrschen, sondern vor allem konsequent und diszipliniert sein. Sonst erreicht man überhaupt nichts.

 

Steckbrief

Sybille Bammer (geboren 1980 in St. Martin im Mühlkreis) war ab 1997 Tennisprofi, nach der Geburt ihrer Tochter Tina im Jahr 2001 ging es steil bergauf. Sie etablierte sich unter den Top 30 der Welt (höchste Platzierung 2007 als 19.), gewann zwei WTA-Titel und stieß bei den US Open im Jahr 2008 bis ins Viertelfinale vor. Bammer schlug zahlreiche Top-10-Spielerinnen, darunter zwei Mal Serena Williams. 2011 folgte nach langwierigen Problemen mit der Schulter das Karriere-Ende. Bammer wohnt mit ihrer Familie in Ottensheim.

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