Was für ein Zirkus! Wie die Special Olympics eine Stadt verzaubern
Von OÖN,
22. März 2017, 23:04 Uhr
Schauplatz Graz: Wer den „Herzschlag für die Welt“ spürt, bekommt immer eine Gänsehaut und manchmal auch feuchte Augen
„Heartbeat for the World“ – Herzschlag für die Welt: Diese Botschaft haben die Macher der Special Olympics, den Winterspielen der Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung, auf den Weg mitgegeben. Wer den Herzschlag dieses Sportfestes spürt, bekommt sicher eine Gänsehaut und vielleicht sogar feuchte Augen. Ein Lokalaugenschein in Graz, das neben Ramsau und Schladming ein Schauplatz der bis morgen dauernden Special Olympics ist.
„Es wäre für jeden Spitzensportler gut, einmal hier zuzuschauen. Die Special Olympics öffnen einem die Augen.“ Alexander Pointner, zehn Jahre lang Cheftrainer und Erfolgsproduzent der österreichischen Skispringer, leitet mit diesen Worten seinen Vortrag in einem Konferenzraum der Messehalle 1 ein. Der Tiroler ist neben Felix Gottwald, Wolfgang Fasching oder Rallye-Dakar-Siegerin Jutta Kleinschmitt Referent des „Business meets Special-Olympics“-Programms, das im Rahmen der Wettkämpfe läuft. Die Zahl der Zuhörer ist überschaubar. Die Besucher der Messehallen wollen offenbar statt Worte hören lieber Taten sehen. Und die finden auf den benachbarten Sportplätzen statt, wo Floor-Hockey und Floorball gespielt wird. Die Akteure sind mit so viel Herz und Engagement bei der Sache, dass die Zuschauer große Augen machen. Unerwünschte Nebenwirkung: Auch die Unfallabteilung des Krankenhauses hat derzeit etwas mehr humpelnden Zulauf, weil es bei diesen Special-Olympics-Disziplinen wirklich sehr sportlich zur Sache geht.
Als echte Herzschrittmacher beim „Heartbeat of the World“-Spektakel erweisen sich die Siegerehrungen. Es gibt mehr als tausend davon. Über den Zeremonien-Orten wie auf dem Grazer Hauptplatz spannen sich Zirkuszelt-artige Kuppeln, darunter werden die Medaillen am Nachmittag beginnend bis in den Abend hinein im Fließbandverfahren vergeben. Obwohl jede einzelne Ehrung nicht länger als sechs Minuten dauern darf, gibt es hier große Gefühle und einen Funkenflug an Begeisterung. Die Gewinner, ob Gold, Silber oder Bronze, aber auch die Teamkollegen strahlen so authentische und ehrliche Emotionen aus, dass plötzlich die Frage im Raum steht, ob die „normalen“ Menschen unter den vielen Zuschauern mit ihren Gefühlsblockaden und ihrem Hang zum Konformismus nicht auch irgendwie beeinträchtigt sind, wie die strahlenden Helden dort oben auf der Bühne. Genau diesen Gedankengang könnte Alexander Pointner bei seinem Vortrag gemeint haben, als er meinte, dass einem die „Special Olympics die Augen öffnen“.
Das von seiner besonderen und sehr bunten Besucher-Schar aus mehr als hundert Nationen geprägte Graz wirkt in diesen Tagen jedenfalls wie verzaubert. Morgen werden die Special Olympics mit einer spektakulären Schlussfeier – neben den Show-Stars Andreas Gabalier und Helene Fischer dürfte als „Überraschungsbesucher“ auch Arnold Schwarzenegger auftauchen – beendet. Hoffentlich hört er dann nicht auf, der „Heartbeat for the World“.
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