Rallye Portugal: Der Kontrast zur Promi-Parade im Fürstentum
VW-Dreifachsieg: Nicht nur in Monte Carlo, auch in Porto war für die deutschen Motorsport-Fans der Sonntag ein Feiertag.
Ein Bier? Gibt‘s gratis. „Fingerfood“ vom Grill kostet auch nichts. Genauso wie die Beilage: Motorsport vom Feinsten. Nein, das ist nicht der goldene VIP-Klub in Monte Carlo, das ist eine Wiese mit dornigen Fußfesseln, Steinen und viel Staub in Fafe. Dort waren am Pfingstsonntag zehntausende Augenzeugen versammelt, um zu erleben, wie die besten Rallye-Piloten der Welt in ihren Autos im schmalen Grenzbereich zwischen „geht gerade noch“ und „geht sich nicht mehr aus“ durch die Gegend bolzen.
Wie im Fürstentum gab es auch bei der Rallye Portugal einen deutschen Feiertag. Auf dem Podium: VW (Jari-Matti Latvala) vor VW (Sebastien Ogier) und VW (Andreas Mikkelsen). Das mit dem Gratis-Catering geht am Rande der Portugal-Rallye ungefähr so: Statt VIP-Pass genügt ein Plauscherl mit einem Einheimischen, wenn du diesem sympathisch bist, hat man schneller, als man „Bom Dia“ (guten Tag) sagen kann, ein Bierflascherl in der Hand. Das Grillgut ist sowieso Allgemeingut. Die Grundregel lautet: Wer Rallye liebt, ist kein schlechter Mensch.
Kein VIP-Klub in Monte Carlo kann diese Atmosphäre bieten. Statt „sehen und gesehen werden“ geht es um „zuschauen und Spaß haben“.
Sportlich betrachtet wurde die Neuauflage der legendären Portugal-Rallye in der Region um Porto (in den vergangenen 13 Jahren wurde an der Algarve gefahren) zur Machtdemonstration des VW-Teams. Der Dreifachsieg war Balsam auf den noch nicht ganz verheilten Wunden nach einer total verhauten Argentinien-Rallye. Latvala konnte am Schlusstag den nach einem frustrierenden Auftakt am Freitag wild attackierenden Sebastien Ogier gerade noch abwehren. Nach drei schweißtreibenden Tagen und mehr als 300 Sonderprüfungskilometern trennten im Ziel knapp acht Sekunden die beiden Teamkollegen.
Im Schatten der großen Werksteams war Oberösterreichs Rallye-Großmeister Raimund Baumschlager in Portugal als Teamchef unterwegs. Seine Schützlinge könnten konträrer nicht sein. Der routinierte Deutsche Armin Kremer brachte nach technischen Problemen (am Samstag kollabierte die Lichtmaschine) immerhin einen WRC2-WM-Punkt ins Ziel. Der junge Südafrikaner Henk Lategan war zu schnell für die Sollbruchstellen des Skoda R5 und bescherte den Mechanikern zahlreiche Überstunden. Baumschlagers ambitionierte Crew leistete drei Tage Schwerstarbeit und gewann dabei mehr Erfahrung als Ruhm.