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"Jetzt bin ich halt der Deschek"

Von Von Christoph Zöpfl, 24. März 2017, 23:04 Uhr
Seine Karate-WM war finanziell ein Schlag in die Magengrube: Ewald Roth muss seinen Kopf für ein dickes Minus hinhalten. Bild: Gepa

Ewald Roth, der Organisationschef der Karate-WM 2016 in Linz, kämpft mit einem dicken Minus

Die Karate-Weltmeisterschaft Ende Oktober 2016 in Linz hat, glaubt man dem Echo aus der Karate-Szene, in Sachen organisatorischer Qualität neue Maßstäbe gesetzt. Diesem für das Image der Stadt Linz nicht unbedeutenden Erfolg der Großveranstaltung mit 1049 Aktiven aus 118 Nationen steht ein finanzielles Fiasko gegenüber, das sich schon vor der WM-Eröffnung recht deutlich abgezeichnet hat. Inzwischen sind einige Zahlen durch eine Indiskretion öffentlich geworden. Das Minus bei den geplanten Einnahmen beträgt 776.000 Euro, die Summe der noch offenen Rechnungen dürfte noch höher sein. Als medialer Watschenmann wird nun WM-Chef Ewald Roth über den Boulevard getrieben. Zu recht?

 Dem 56-jährigen Welser muss man zumindest den Vorwurf machen, sich 2010 zu euphorisch in das WM-Abenteuer gestürzt zu haben. Auf dem sechs Jahre langen Weg von der (erfolgreichen) Bewerbung bis zur Durchführung der Großveranstaltung fehlte ein nüchterner Berater als Gegenpol zum Karate-Enthusiasten Roth, der sich bei der Budgetierung an einem schlechten Vorbild, nämlich der WM 2014 in Bremen orientierte. In Deutschland wurden 37.240 Karten verkauft. Linz kalkulierte mit 25.000 zahlenden Zuschauern, gekommen sind aber nur 10.200. Anstelle der geplanten Einnahmen von 1,1 Millionen Euro verkaufte man Tickets um 501.000 Euro. Auch bei den Sponsor-Geldern klafft eine Lücke zwischen Plan (180.000 Euro) und Wirklichkeit (48.000 Euro). Weitere finanzielle Tiefschläge kassierten die WM-Macher beim aufwändigen Shuttle-System (die WM hatte einen unerwarteten Teilnehmer-Rekord) und beim Catering-Betrieb. Weil die vereinbarte Mindest-Umsatzzahl unterschritten wurde, blieben die Organisatoren auf den Kosten der extra in der Tipps-Arena errichteten Großküche sitzen. Den fetten Preis von 120.000 Euro hätte bei einer besser besuchten WM der Catering-Betrieb bezahlt. 

Es ist aber nicht so, dass Roth und sein Mit-Veranstalter Hans-Werner Streicher die WM blind an die Wand gefahren hätten. Als in der ersten Hälfte des Jahres 2016 der internationale Kartenverkauf nach den Terroranschlägen von Istanbul, Brüssel oder Nizza zusammenbrach, diskutierte man bereits über eine Absage. Der „Point of no return“ war da allerdings schon überschritten. Roth: „Wir hätten uns eine satte Klage vom Weltverband eingehandelt, dazu wären zahlreiche Pönalen der gebuchten Hotels gekommen, außerdem hätten wir alle öffentlichen Fördergelder zurückzahlen müssen. Wir hatten keine Option mehr.“ 

Linz auf der Förder-Bremse

Apropos öffentliche Gelder: Die öffentliche Hand hat die WM - rechnet man die „Naturalleistung“ Tipps Arena ein - mit 1.319.400 Euro gefördert. Der Bund zahlte 477.000 Euro (127.700 Euro sind davon noch nicht überwiesen), das Land 534.700 Euro. Der Beitrag der Stadt Linz summiert sich vergleichsweise auf eher bescheidene 317.000 Euro, wobei 90.000 Euro davon noch offen sind. 

Nach einem Gespräch im Sportministerium am Montag in Wien hofft Roth, dass – wie es schon bei einigen anderen Sport-Großveranstaltungen mehr oder weniger diskret geschehen ist - die Politik hilft, das Finanzloch zu stopfen. Bei einer Versammlung am Mittwoch in Linz zeigten sich auch die Gläubiger geduldig und stellen dem eigens für das Veranstalten der Karate-WM von Roth und Schleicher am Krampus-Tag 2011 gegründeten Verein „Karate-WM 2016“ (noch) nicht die Rute ins Fenster. 

430.000 Euro private Haftung

Egal, was die laufende Prüfung der Finanzgebarung durch das Sportministerium ergibt, eines scheint so gut wie sicher zu sein: Einen Bankkredit über 430.000 Euro, für den sie eine solidarische Haftung übernommen haben, werden Roth und Streicher wohl aus eigener Tasche abstottern müssen. Die Solidarität in der Karateszene soll sich in engeren Grenzen halten. Roth werden sogar Vorwürfe angedichtet, er habe Fördergelder in die eigene Tasche gesteckt. Sein Fazit nach einer (vorläufigen) Chronik eines angekündigten Scheiterns: „Die menschliche Niedertracht kennt keine Grenzen. Das nehme ich staunend zur Kenntnis, aber das berührt mich nicht. Jetzt bin ich halt der Deschek.“

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11  Kommentare
11  Kommentare
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strasi (4.410 Kommentare)
am 26.03.2017 20:23

Ja wer in einer "Nebensportart" auf großen Zuspruch hofft,
liegt allemal daneben, wie auch hier: Kartenverkauf weit
unter Erwartung. Wer es dennoch will, der muss halt dann
den "FINANZDESCHEK" spielen. Die öffentliche Hand hat ohnehin
überdimensional gesponsert.

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 26.03.2017 15:25

Wer sich stets so gern nach vorne drängt, ist halt manchmal auch der Deschek.

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barzahler (7.595 Kommentare)
am 26.03.2017 12:57

Wenn der Stadt Linz so viel an der Ausrichtung gelegen war, soll man doch die Einnahmen der Luftsteuer 3 Monate umschichten.

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Lerchenfeld (5.195 Kommentare)
am 25.03.2017 19:18

Eines ist aber schon klar,da waren sicher keine Idealisten am Werk,sondern ganz einfach Geschäftemacher die da das große Geld witterten.
Wie da mit Steuergeld jongliert wird,ist einfach eine Frechheit.
Jetzt,wo sie sich verkalkuliert haben,soll wieder die Öffentlichkeit herhalten,geht ja so einfach......

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 26.03.2017 11:15

Mache nicht deine unmaßgebliche Behauptung zur objektiven Klarheit.

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klippundklar (1 Kommentare)
am 26.03.2017 18:44

Ja Herr Magister, das ist nun ihre Sache... Ein wahrer Spruch lautet: "Um so höher das Pferd welches man reitet, um so höher fällt man runter"
Sie glauben/ten immer allen in jeder Angelegenheit weit überlegen zu sein. Aber eines sei ihnen Herr Magister gesagt. Hochmut und Arroganz wird bestraft. Einmal früher, einmal später, aber es bleibt nicht aus.
Ist und bleibt nur zu wünschen, dass sie Herr Magister den Karatebund als Steuermann im Hintergrund, nicht auch in die Nähe des Abgrundes lenken. Diverse Machenschaften würden begründen, dass das Ansehen des ÖKB nur nach eingehenden Prüfungen in mehreren Belangen, wieder ins Lot gerückt werden kann. Aber, da sitzen sie als graue Eminenz in der Loge, sagen was wie zu tun, bzw. machen ist, lassen eine Reihe von Stiefelputzern wie Puppen tanzen. Selbst wenn sie mit einem von ihnen eingefädelten Trainervertrag auf der Landes-Schulsportebene, zugunsten einer mehr als fragwürdigen Person konfrontiert werden, zeigt sich ihr Hochmut im Hochglanz.

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DerWeiseHelge (142 Kommentare)
am 25.03.2017 12:25

Schade, dass sich persönliches Engagement in Österreich selten auszahlt. Am Ende wird man noch der Unfähigkeit oder einer Straftat beschuldigt. Österreich ist eben ein Land der Sumperer und weniger der Sportler. Das hat man an der Besucherzahl gesehen, ganz wenige Österreicher interessieren sich für Spitzensport.

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weinberg93 (16.311 Kommentare)
am 25.03.2017 12:42

Der letzte Satz sollte richtigerweise lauten:
"ganz wenige Österreicher interessieren sich für DIESEN Spitzensport"

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DerWeiseHelge (142 Kommentare)
am 25.03.2017 12:55

Nene, das war schon so gemeint wie formuliert.

Nicht jeder, der Schifahren oder Fussball im Fernsehen schaut, interessiert sich für den Sport. Interesse ist mehr als nur ins Stadion zu gehen oder den Fernseher aufzudrehen.

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Stahlstadtkind (763 Kommentare)
am 25.03.2017 08:39

Wäre nicht der Pallawatsch mit dem BlauWeiß- Cupspiel gewesen, hätte der durchschnittliche Medienkonsument von dieser WM nie erfahren.
Dann darf man sich nicht über fehlende Zuschauer wundern.

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 24.03.2017 23:45

"WM hatte einen unerwarteten Teilnehmer-Rekord"

Eines der Probleme (und daher alles andere als eine perfekte Organisation) war, dass laut damaligen Medienberichten sogar während der veranstaltung noch unerwartet zahlreiche Teilnehmer angereist sind. Das klang irgendwie so, als ob da jeder nach Belieben teilnehmen kann. Und dadurch hohe Kosten für Unterbringung und Verpflegung verursacht hat.

Mich hat das insofern verwundert, weil es doch bei jeder seriösen WM oder bei Olympischen SPielen klare Qualifikationskriterien und limitierte Länderkontingente gibt. Nicht das Prinzip "wer mag, kann gerne kommen und mitmachen".

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