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"In unserem Job hast du immer Druck"

Von Roland Vielhaber, 23. April 2015, 00:04 Uhr
"In unserem Job hast du immer Druck"
Bild: GEPA pictures

LINZ. Jördis Steinegger (32) und Lisa Zaiser (20): Österreichs beste Schwimmerinnen sprechen im OÖNachrichten-Doppel-Interview über sexy Videos, starke Frauen und warum beide bei den Sommerspielen in Rio starten.

Sie treffen einander täglich in den frühen Morgenstunden in der Schwimmhalle auf der Gugl. Springen ins Wasser. Spulen ein unglaubliches Trainingspensum herunter. Schinden sich am Nachmittag nochmals im und neben dem Becken. Und ordnen auch sonst (fast) alles in ihrem Leben dem Sport unter: Jördis Steinegger (32 Jahre) und Lisa Zaiser (20) sind gegenwärtig die besten Schwimmerinnen Österreichs. Steinegger, weil sie es in ihrer Karriere in einer der wohl trainingsintensivsten Sportarten der Welt bis Olympia schaffte und schon mehr als 100 Staatsmeistertitel gewonnen hat. Zaiser, deren Stern bei der EM mit Bronze über 200 Meter Lagen aufging und die am vergangenen Wochenende bei einem Meeting in Graz das Ticket für die Sommerspiele in Rio 2016 fixiert hat. Für die OÖN nahmen sich die Aushängeschilder, die für den ASV Raiffeisen Linz starten, Zeit für ein Doppel-Interview.

 

Sie beide ordnen dem Schwimmen extrem viel unter. Wie ist das, wenn man als junger Mensch seine kleine Heimatstadt in Kärnten verlässt, weil Linz trainingstechnisch viel mehr zu bieten hat? Gibt es da nicht so etwas wie Heimweh, Frau Zaiser?

Zaiser: Eigentlich nicht. Ich genieße es so, wie es ist. Auch, weil die Stimmung in unserer Trainingsgruppe extrem lässig ist. Ich bin ein Teamplayer, daher taugt es mir hier so. Linz hat auch die richtige Größe für jemanden, der aus einer kleinen Gemeinde (Baldramsdorf, 2000 Einwohner, Anm.) kommt. Wien oder Berlin – das würde ich nicht aushalten. Außerdem nehme ich mir meine Auszeiten und fahre am Wochenende nach Hause. Umgekehrt kommen meine Eltern immer wieder auf Besuch. Steinegger: Ich stamme aus Graz und habe hier vor Jahren meine zweite Heimat gefunden. Es war von Beginn an lässig. Die erste eigene Wohnung, dazu Freiheiten – das war schon großartig.

Die Gruppe verändert sich ständig, weil der Schwimm-Stützpunkt einen guten Ruf genießt. Wie war das, als Lisa Zaiser vor eineinhalb Jahren nach Linz kam?

Steinegger: Dazu muss man sagen, dass alle freiwillig hierher kommen, weil die Gugl trainingstechnisch perfekt ist. Aber natürlich ist man zuerst skeptisch, wenn so eine gute Schwimmerin kommt. Mittlerweile verstehen wir uns aber blind. Lisa ist für mich zu einer kleinen Schwester geworden. Sie ist für eine 20-Jährige sehr reif und erfahren. Ich hoffe, dass ich ihr mit meiner Routine ein wenig helfen kann. Zaiser: Und für mich ersetzt Jördis ein bisserl meine Familie. Dazu muss man wissen, dass ich ein extremer Familienmensch bin. Wenn mir etwas am Herzen liegt, muss ich darüber reden. Sonst platze ich. Und Jördis und ich reden viel ...

 

 

SHAVE IT OFF! Team Austria getting ready ? racing starts today 50 Brust und 4x 200FS Damenstaffel #WM #Doha #wolfgang #shaveitoff #teamaustria

Posted by Lisa Zaiser on Dienstag, 2. Dezember 2014

 

Und Sie haben Spaß, wie Sie in einem Video auf Ihrer Facebook-Seite zeigen. Da singt die "Linzer Staffel" in Badeanzügen und mit Rasierschaum unter der Dusche den Hit "Shake it off" als "Shave it off". Das Video wurde allein auf Ihrer Seite 30.000 Mal geklickt.

Zaiser: Die Idee kam vor der WM im Dezember in Doha. Ich dachte mir, wir müssen etwas Cooles machen. Aber es war schon mutig. Wenn wir schlecht geschwommen wären, weiß ich nicht, wie die Sache ausgegangen wäre und ob wir nicht Kritik einstecken hätten müssen. Aber so waren die Reaktionen großteils witzig. Wobei es schon komisch ist, wie die Leute geködert werden. So haben Internetseiten von Zeitungen das Video übernommen und etwa einen Titel wie "Sexy Schwimmerinnen halbnackt unter der Dusche" geschrieben. Steinegger: Dabei war das weder anrüchig noch sonst etwas. Die Schwimm-Anzüge sind quasi unsere Arbeitskleidung.

Waren Sie schockiert über diese "Schlagzeilen"?

Zaiser: Ich denke mir, die Stars machen auch nichts anderes. Die Skandale sind vermutlich immer wieder gewollt.

Wobei der Österreichische Schwimmverband auch die eine oder andere skandalträchtige Schlagzeile geliefert hat. Was sagen Sie zu den ständigen Querelen und den vielen Präsidentenwechseln in der jüngeren Vergangenheit?

Zaiser: Wir haben keinen Unterschied gespürt, ob es jetzt einen Präsidenten gibt oder nicht (aktuell gibt es keinen, Anm.). Steinegger: Es wäre aber gut, wenn jemand Einflussreicher kommt – und damit auch mehr Unterstützung für die Athleten. Die Mare-Nostrum-Serie (mehrere Meetings im Mai, wichtig für die Limits, Anm.) muss ich mir wahrscheinlich selber finanzieren. Da wäre ein starker Verband natürlich wünschenswert. Zaiser: Bei uns fängt das ja schon an, dass wir als Verein oder als Landesverband hinfahren, aber nicht als Team Austria. Steinegger: Eine starke Frau als Präsidentin würde mir gefallen. Zaiser: Und jemand, dem das Schwimmen wirklich am Herzen liegt, und nicht, weil er seine Person in den Mittelpunkt stellen will.

Sportlich haben Sie, Frau Zaiser, das Limit für Rio 2016 bereits am vergangenen Wochenende erbracht. Wie gehen Sie damit um, Frau Steinegger?

Steinegger: Ich freue mich natürlich für Lisa. Auch, weil mein Partner (Landestrainer Marco Wolf) ihr Trainer ist. Das einzige Problem ist für mich, dass ich nicht nachziehen konnte, mir das Limit noch fehlt.

Wie kann man Jördis aufbauen?

Zaiser: Das wird schon noch, da mache ich mir keine Sorgen. Wenn Jördis etwas will, zieht sie ihr Ding durch. Ihre Zielstrebigkeit ist unglaublich. Was sie in ihrem Leben im Training schon gebuckelt hat, das muss ein anderer erst einmal durchstehen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Jördis noch immer österreichische Rekorde schwimmt. Aber ich glaube, dass es für sie auch schwierig ist, immer wieder auf ihr Alter angesprochen zu werden. Das ist das Letzte, das man hören will. Sie ist noch immer die Beste auf ihren favorisierten Strecken. Steinegger: Wahrscheinlich bin ich mit zu hohen Erwartungen an die Sache gegangen. Wenn es dann nicht klappt, ist man noch mehr enttäuscht. Noch dazu, weil die Trainingszeiten richtig gut waren.

Ist der Druck, der auf Ihnen lastet, vielleicht das eine oder andere Mal zu groß?

Zaiser: In Berlin, als ich EM-Bronze gewann, waren schon schlaflose Nächte dabei. Da hätte ich das Handy am liebsten ins Klo geschmissen. Es gibt auch nur wenige Journalisten, die sich im Schwimmsport auskennen. Dann kommen auch noch immer diese Verbands- und Dinko-Jukic-Fragen. Da frage ich mich schon, ob diese Leute etwas von mir wissen wollen oder einfach nur eine Geschichte für die Zeitung haben wollen. Ansonsten versuche ich, den Druck wegzuschieben. Helfen kann mir sowieso keiner, bis auf den Trainer und die Trainingskollegen. Schwimmen muss ich ganz alleine. Steinegger: Früher habe ich mir wegen des Drucks weniger Gedanken gemacht. Ja, da hat mich so etwas sogar extra motiviert. Jetzt ist der Druck des Alters da. Weil mich viele schon weiterhaben wollen. Weil ich das Gefühl habe, dass immer gemunkelt wird, dass ich jemandem den Platz verstelle. Etwa beim Bundesheer. Da fängst du schon zu denken an. Aber Druck hast du in unserem Job sowieso immer.

Gleichzeitig kommen Sie aber doch viel durch die Welt. Das erlebt auch nicht jeder.

Steinegger: Stimmt. Ich denke da etwa an das Schwimm-Meeting in Monte Carlo im Mai. Da gibt es immer einen schönen Ausklang. Zaiser: Im Vorjahr waren wir im Casino. Also eigentlich auf der Dachterrasse des Casinos. Steinegger: Und jedes Jahr ist Prinz Albert dort oder seine Frau. Das ist schon etwas Besonderes. Aber der Schwerpunkt liegt natürlich auf dem Schwimmen. Und dass ich das Limit schaffen will.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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( Kommentare)
am 23.04.2015 14:28

dass man auch einmal etwas "Positives" über die Schwimmer schreibt. Jeder der über die Schwimmer "motschkert", was ja Gang und Gäbe ist, in Österreich, sollte sich einmal so ein mehrmaliges Training pro Tag anschauen ........ z.B. auf der Gugl in Linz.

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linzerleser (3.623 Kommentare)
am 23.04.2015 11:26

wäre bei der Jugend in den diversen Sportarten wohl viel besser aufgehoben als für den Kauf 3. klassiger Fussballlegionäre oder?

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capsaicin (3.817 Kommentare)
am 23.04.2015 09:01

ist der hydrostatische druck immer & überall !

conlusio: nützt ihn --> für schnelle schwimmenzeiten...

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( Kommentare)
am 23.04.2015 07:43

Interview, Hr. Vielhaber.
Wegen des Alters, Bundesheer ....etc., da mach dir mal keine Sorgen, würdest du nicht deine Leistungen erbringen ..... dann wärst du schon längst weg, vom Bundesheer, Jördis.
Übrigens Dara Torres ist mit 41 Jahren noch die 50m Freistil geschwommen und hat in Peking - Olympia 2008 eine "super" Platzierung erreicht. Viel Glück weiterhin, euch beiden.

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