"Im Behindertensport ist es nicht einfach, sich zu präsentieren"
GMUNDEN. Paralympics-Sieger Walter Ablinger lässt bei der OÖ-Paracycling-Tour die Muskeln spielen.
Unter den 100 Radrennfahrern sind Weltmeister und Paralympics-Sieger, wenn von Mittwoch bis Sonntag zum dritten Mal die oberösterreichische Paracycling-Tour ausgetragen wird. Walter Ablinger, Goldmedaillengewinner von London 2012, geht in seiner Klasse als einer der Favoriten an den Start. "Ich bin mit Leib und Seele bei dieser Veranstaltung dabei. Weil es eine super Plattform ist, um unsere Leistungen zeigen zu können", sagt der 47-jährige Innviertler.
Seit Anfang November trainiert der gelernte Zimmerer, der im Jahr 1999 von einem Gerüst fiel und seitdem querschnittgelähmt ist, für sein nächstes großes Karriere-Ziel: die Paralympics im September in Rio de Janeiro. Der Saison-Beginn verlief verheißungsvoll: Beim Weltcup in Südafrika belegte er zwei zweite Plätze. Das vergangene Wochenende in Ostende (Belgien) war weniger erfolgreich: Erst ging bei der Hinfahrt sein Auto kaputt, dann stoppte ihn beim Einzelzeitfahren ein Schulbus – Ablinger wich aus, verpasste eine Abzweigung und wurde disqualifiziert. "Und zu guter Letzt hatte ich beim Straßenrennen einen Platten. Dieses Wochenende streiche ich aus meinem Kalender."
Um Qualifikationspunkte für Rio
Umso größer ist die Vorfreude auf das Heimrennen, für das morgen um 18.30 Uhr in Gmunden der Startschuss fällt. Bei dem Europacuprennen geht es auch um Qualifikationspunkte für Rio, Ablinger hat das Ticket für das Großereignis bereits in der Tasche. Dennoch räumt er der oberösterreichischen Paracycling-Tour einen enorm hohen Stellenwert ein. Gleichzeitig bedankt er sich bei den Organisatoren Dietmar Ematinger und Walter Mayrhuber: "Im Behindertensport ist es alles andere als einfach, sich zu präsentieren. Wir müssen immer stupsen, damit wir im Rampenlicht stehen", lautet seine Kritik an den Medien: "Dabei haben wir nicht weniger Aufwand, sondern vielleicht sogar mehr." Und: "Bei uns steht nicht nur der Sport im Mittelpunkt. Jeder hat eine Geschichte von einem Unfall oder einer Krankheit zu erzählen. Es ist interessant, wie sich die Leute ins Leben zurückkämpfen."
Sportlich hat der Athlet vom RSC heindl für die kommenden Tage auch eine Devise ausgegeben: "Ich will meine Zeiten aus dem Vorjahr unterbieten, mich also selber schlagen." Ablinger geht als Titelverteidiger in das Rennen.
OÖ Paracyclingtour
Das Programm, Mittwoch: Prolog in Gmunden ab 18.30 Uhr, Start/Ziel BRG Gmunden, Strecke 2,5 Kilometer. Donnerstag: 12,9 Kilometer langes Einzelzeitfahren in Attnang ab 12.30 Uhr. Freitag: Ebensee (ab 16.30 Uhr) – Bergrennen Offensee. Samstag: Rundstreckenbewerb in Lengau (ab 9.30 Uhr). Sonntag: Schluss-Etappe in Schwanenstadt (ab 12.30 Uhr).
Nach den Bestimmungen des Weltradsportverbandes (UCI) werden bei der dritten Auflage der UCI Paracyclingtour alle Etappen auf total gesperrten Strecken durchgeführt. Die Organisatoren Dietmar Ematinger und Walter Mayrhuber werden von 150 freiwilligen Helfern unterstützt.
Am Start ist das gesamte österreichische Nationalteam. Insgesamt kämpfen 100 Paracycling-Radrennfahrer in 14 Rennklassen um den Sieg. Erstmals als Hauptsponsor an Bord ist die Firma Invacare.
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