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Die Magie der 4000er

Von Marlies Czerny und Gabriel Egger, 30. Juli 2016, 00:04 Uhr
Die Magie der 4000er
Ein zauberhaftes Gefühl, wenn sich erstmals die Sonne zeigt: hier auf der Liskamm-Überschreitung Bild: Czerny, Lattner

Aufbrechen. Heimkehren. Dazwischen kleine Schritte und große Gefühle über der magischen 4000-Meter-Marke. Marlies Czerny und Gabriel Egger im Gipfelgespräch über die unvergleichliche Anziehungskraft der Westalpen.

Der eine war gerade auf seinen ersten Viertausendern, die andere kennt sie fast alle: Auch wenn der Weg für uns Oberösterreicher auf die höchstgelegenen Alpengipfel ein weiter und mühsamer ist, zieht es viele Bergsteiger zu den 4000ern. Auch die beiden OÖN-Redakteure können sich ihrem Bann nicht mehr entziehen.

Gabriel Egger: Schon Urlaubspläne für heuer? Geht’s an den Strand?

Marlies Czerny: Strandurlaub mit allem inklusive ist eher mein Urlaubs-Albtraum. Ab einer Woche Urlaub muss ich nicht lange überlegen: Da geht’s in den Westen, wenn sich dort ein Sonnenfenster öffnet. So geht’s auch heuer im August wieder nach Chamonix. Du warst auch gerade im Westen unterwegs, oder?

Egger: Genau. Und in Gedanken bin ich immer noch dort. Das Gefühl, von der Gletschersonne geblendet zu werden, wenn der Atem immer schneller wird, und dieser Blick vom Gipfel wie aus einem Flugzeug auf die kleinen Punkte im Tal – das hat etwas so Befreiendes, dass eine ganz spezielle Sehnsucht geweckt wird. Ich befürchte, sie wird mich nicht mehr loslassen. Was treibt dich an, immer wieder gen Westen zu fahren?

Czerny: Es ist dieses Über-den-Dingen-stehen. Das Gesamtpaket vom Aufbrechen bis zum Heimkommen. Das erfordert noch mehr Planung und bringt noch mehr Erlebnis. Weil die meisten Touren einen Tick länger sind, die Flanken eine Spur steiler. Erst die stundenlangen Zustiege, in denen man den Alltag Schritt für Schritt hinter sich lässt. Dann gilt die höchste Konzentration der Kletterei oder den schmalen Graten. Was zählt, ist das Hier und Jetzt. Kein Redaktionsschluss. Keine neue Terrormeldung. Als wir unlängst vor der Tour auf die Aiguille Verte im Mont-Blanc-Gebiet zweieinhalb Stunden nach dem Sonnenuntergang schon beim Frühstück saßen, da kam uns aber auch wieder in den Sinn, dass das für andere vielleicht nicht ganz normal ist... Aber diese Berge erfordern ein gutes Zeitmanagement.

Egger: Nicht ganz normal, das trifft es ganz gut. Als ich vor wenigen Wochen kurz nach Mitternacht aufgebrochen bin, um die Dufourspitze vom Tal in Zermatt aus zu besteigen, habe ich in der Dunkelheit oft an meinem Verstand gezweifelt. Das ist Segen und Fluch bei langen Unternehmungen, du hast viel Zeit, um nachzudenken. Aber als ich nach 20 Stunden wieder sicheren Betonboden unter den Bergschuhen hatte und beim Rückblick die Lichter der Hütten funkeln sah, war ich unendlich glücklich. Das sind Momente, die ewig in Erinnerung bleiben und die du dir nur selbst schenken kannst.

Czerny: Hast du dir dann eigentlich ein Gipfelbier leisten wollen?

Egger: Wollen nicht unbedingt, aber wenn um dich herum die hohen Berge in der Sonne glänzen, dann schmerzt der Schluck vom Acht-Euro-Bier nicht mehr ganz so schlimm. Oder wie siehst du das?

Czerny: Prost! Mit dem harten Franken-Kurs fällt eine Schweiz-Reise noch mehr ins Budget. Vom Matterhorn brauchen wir gar nicht erst sprechen: Für das Doppelzimmer in der Hörnlihütte muss man 450 Schweizer Franken berappen, also mehr als 400 Euro. Da macht die Nachfrage wohl den Preis. Denn der Andrang auf die bekannteren Prestigeberge ist zur jetzigen Hauptsaison enorm. Auf den Normalwegen zum Mont Blanc und Matterhorn muss ich fast Angst haben, dass mir jemand mit den Steigeisen auf die Finger steigt. Das Gefährlichste an den Westalpen-Touren bleibt für mich aber die lange Anreise. Ich fürchte eher, dass mir jemand ins Auto fährt, als dass mir ein Stein auf den Kopf fällt. Hattest du unterwegs am Berg eine brenzlige Situation?

Egger: Noch nicht, aber der Respekt muss immer mit am Seil hängen. Es ist etwas völlig anderes als ein Sprint auf den Hausberg. Allein wegen der Höhe und des beschwerlichen Atmens. Die "Wird schon gut gehen"-Mentalität, der ich hier in Oberösterreich oft verfalle, hat in den Westalpen nichts verloren. Und das ist gut so. Es soll ein besonderes Abenteuer sein. Was war dein persönlicher 4000er-Moment?

Czerny: Da gibt es zum Glück so viele schöne Momente, die ewig in Erinnerung bleiben werden. Einer davon war nach dem Matterhorn, das wir abseits vom Normalweg über den Zmuttgrat erreichen konnten. Wieder gut zurück, trafen wir Freunde aus Oberösterreich am Campingplatz im Tal. Da hat die Vroni einen Kaiserschmarrn gezaubert, Chris mit der Quetsch’n gespielt, das war wie Heimkommen. Seit diesem Tag muss ich selbst beim Anblick einer Toblerone innerlich grinsen. Und bei dir?

Egger: Das klingt wahrscheinlich komisch, aber das Heimkommen. Mit all diesen wunderbaren Momenten und Erfahrungen im Gepäck und dem Wissen, dass die Reisetasche nicht lange leer bleibt. Der Zauber hält ewig.

Was man über die 4000er wissen sollte

82 Viertausender zählen die Alpen nach der offiziellen UIAA-Liste. Mit Ausnahmen des Piz Bernina im Osten der Schweiz befinden sich alle in den Westalpen. Viele von ihnen sind Grenzgipfel. Auf dem Staatsgebiet der Schweiz ragen 48 Viertausender empor, Italien zählt 35, Frankreich 26 Viertausender.

Höchste: Der Mont Blanc ist mit 4810 Meter über dem Meer der höchste Punkt der Alpen. Dahinter reiht sich in der Größenordnung sein Nebengipfel, der Mont Blanc de Courmayeur (4748 m), gefolgt von der Dufourspitze (4634 m), ein. Les Droites, ebenfalls im Gebiet des weißen Riesen, schafft es mit genau 4000 m gerade noch in diese Liste.

Geschichte: Die Viertausender übten auf die Menschen im Tal bereits vor mehr als 200 Jahren eine besondere Faszination aus. Auf dem Mont Blanc standen 1786 die ersten Bergsteiger, die Jungfrau war ab 1811 als erster Schweizer Viertausender nicht mehr jungfräulich. Ein wahres Rennen entfachte um die Erstbesteigung des Matterhorns – und endete in einer Tragödie. Der Brite Edward Whymper stand am 14. Juli 1865 als erster Mensch auf dem bedeutenden Gipfel. Beim Abstieg riss ein Seil, und vier Männer stürzten über die Nordwand in den Tod. Ab 1868 wurden auf dem Hörnligrat, dem leichtesten Anstieg, Fixseile verlegt. Das Matterhorn-Museum in Zermatt erinnert mit Original-Gegenständen an die tragischen Stunden auf dem Berg.

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