Welser Außenseiter fordern die großen Rad-Stars
Bei der "Tour of the Alps", die heute in Innsbruck endet, gefällt das kleine, aber feine Team mit offensiver Fahrweise.
"Es ist, wie wenn im Fußball ein Regionalligist einen Champions-League-Topklub fordert und in der Verlängerung verliert", sagt Andreas Grossek. Der Sportchef des Welser Felbermayr-Radteams kann bei der "Tour of the Alps" schon vor dem heutigen Finale in Innsbruck, bei dem der Führende Thibaut Pinot ob knapper Abstände noch einmal um sein Trikot bangen muss, zufrieden sein. Bei der mit Topstars wie Chris Froome oder Fabio Aru besetzten Rundfahrt sind die Welser mittendrin statt nur dabei.
Die Tour trägt das Hors-Categorie-Prädikat, ist für viele die Generalprobe für den bald folgenden Giro d’Italia und glänzend besetzt. Continental-Teams wie Wels wären eigentlich fehl hier am Ort. Doch Riccardo Zoidl, der auf Platz 17 gesamt liegt und Stephan Rabitsch, der zwischenzeitlich das Bergtrikot eroberte, nehmen dem Kampf mit den Besten der Zunft mutig auf. "Wir haben nicht einmal fünf Prozent des Budgets von einer Mannschaft wie Sky", sagt Grossek. Der Krösus der Radwelt verfügt über ein Etat von 35 Millionen Euro.
Und wer durch das Fahrerlager bei dieser Rundfahrt spaziert, dem wird zumindest der finanzielle Unterschied schnell augenscheinlich. Bus an Bus stehen die Luxusliner von Sky und den anderen World-Tour-Mannschaften. Und dann ist da auch noch die kleine Welser Equipe dazwischen versteckt. Die schon stolz ist, dass die Firma Hymer ihr nun für den Rest der Saison ein neues Wohnmobil zur Verfügung stellt.
Auf der Straße ist der Unterschied ohnehin nicht so krass. Was den Sportchef stolz macht. Und auch hoffnungsvoll. "Vielleicht gelingt doch noch der nächste Schritt und wir können ein Pro-Continental-Team werden. Da wären wir bei solchen Rennen öfters dabei."
Aufbäumen von Großschartner
Felix Großschartner ist mit seiner Mannschaft Bora dagegen längst in der Champions League angekommen. Auch wenn es für den Marchtrenker bislang gar nicht lief. Gestern, am vierten Teilstück, zeigte er sein Können. Bis zum vorletzten Anstieg war er in einer Spitzengruppe vertreten. Die wurde dann aber eingeholt. Den Sieg in Lienz, den schon dritten für das Team Astana, trug dann Luis Leon Sanchez davon. Während Zoidl diesmal das Tempo nicht ganz halten konnte, kam Wels-Routinier Markus Eibegger mit den Spitzenleuten im Ziel an. Heute (siehe Factbox) hat Wels noch eine weitere Gelegenheit, um aufzuzeigen.
Tour of the Alps: 4. Etappe, Klausen–Lienz (134,4 km): 1. Sanchez (Sp) Astana 3:19:59 Std., 2. Bennett (Nzl) LottoNL +6 Sek., 3. Bouwman (Ned) LottoNL 11, 4. Pinot (Fra) Groupama, 5. Aru (It) Emirates, 6. Pozzovivo (It) Bahrain, 7. Lopez (Kol) Astana; weiters: 10. Froome (Gb) Sky, alle gleiche Zeit; 17. Eibegger (Ö) Felbermayr Wels + 50 Sek.; 28. Zoidl (Ö) Wels 1:18 Min.; 43. Großschartner (Ö) Bora 5:05; 69. Preidler (Ö) FDJ 11:55; Gesamt: 1. Pinot 14:12:29 Std., 2. Pozzovivo +15 Sek, 3. Lopez, gleiche Zeit, 4. Froome 16, 5. Aru 50, 6. Sanchez 1:06 Min.; weiters: 17. Zoidl 3:53 Min.; 38. Preidler 20:42; 43. Großschartner 23:33.