Josef "Beppo" Mauhart: "Sagen S' Mauhart zu mir"

Von Paul Gludovatz   09.Mai 2017

"Haben Sie sich das wirklich genau überlegt?", lautete der ernst gemeinte Rat des damaligen ÖFB-Präsidenten Beppo Mauhart, der sich weniger um eine von vielen ÖFB-Personalien als um den Menschen dahinter Sorgen gemacht hatte.

Ich bin ihm für das damalige Gespräch bis heute dankbar. Vor allem aber beschreibt es den Menschen Beppo Mauhart perfekt: Er war ein Chef, wie man ihn sich nur wünschen konnte. Ein richtiger Sir, der seine Position nicht hervorheben musste. Er hatte jenes Gen, das echte Führungspersönlichkeiten haben müssen.

In unserem "Land der Titel" wollte er es nicht, dass wir ihn mit "Herr Präsident" anredeten. "Sagen S‘ Mauhart zu mir, das genügt", pflegte er zu sagen. Er verstand es, seinem Gegenüber in jedem Gespräch das Gefühl zu geben, auf Augenhöhe mit ihm zu sein. Befehlston gab es nicht. Dann schon eher ein "Ich bin sicher, dass Sie das schaffen."

Mauhart war zwar durch seine Arbeit als Generaldirektor der Austria Tabakwerke nicht täglich in der ÖFB-Zentrale anwesend. Aber wenn, dann stand die Tür immer offen. Einen Termin benötigte man nicht. Und vom Präsidenten abgewiesen zu werden – das gab es sowieso nicht.

Dennoch war sein Führungsstil klar. Er hörte sich alles an. Die Letztentscheidung traf er dann aber stets alleine. Einflüsterer mochte er dabei gar nicht.

Zum Glück war er gerade beim Thema Fußball-Nachwuchs seiner Zeit voraus. Er hatte immer ein offenes Ohr – vor allem aber auch ein offenes Börserl für den Nachwuchs. Mit uns konnte man kein Geld verdienen, trotzdem hat er wohl als erster ÖFB-Präsident erkannt, wie wichtig eine gezielte Nachwuchsarbeit, etwa mit dem Aufbau der Bundes-Nachwuchszentren, für die Generationen danach sein würde. Nicht nur dafür muss man ihm bis heute dankbar sein.

 

*Zum Autor Paul Gludovatz: Der ehemalige Trainer der SV Ried war von 1981 bis 2008 im Nachwuchsbereich des ÖFB tätig – und war somit in der gesamten "Ära Mauhart" mit an Bord.

 

Er ist Oberösterreich immer treu geblieben
Tarock in Helfenberg,...

Er ist Oberösterreich immer treu geblieben

Am 14. September 1933 in Enns geboren, machte Mauhart im Stiftsgymnasium Wilhering 1956 die Matura. In Wien studierte er Germanistik und Zeitungswissenschaft, ab 1963 war er Chefredakteur der Zeitung des Freien Wirtschaftsverbands.

1970 holte Finanzminister Hannes Androsch seinen Freund aus Studienzeiten als Pressesekretär, zwei Jahre später schickte er ihn in den Aufsichtsrat der Austria Tabak. Von 1988 bis 1995 war Mauhart dort Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor.

1984 wurde Mauhart ÖFB-Präsident, am 6. April 2002 gab er das Amt an Friedrich Stickler ab. Dass Österreich die EM 2008 erhielt, war zum größten Teil der jahrelangen Vorarbeit Mauharts zu verdanken. Dass die Europameisterschaft nachhaltig – speziell in puncto Infrastruktur – wenig bis gar nichts gebracht hatte, wurde von vielen Fußball-Insidern in die Kategorie "Mit Beppo Mauhart als Präsident an der Spitze hätte es das nicht gegeben" eingeordnet. Seine oberösterreichischen Wurzeln versteckte der passionierte Raucher mit der tiefen Stimme nie. Ganz im Gegenteil. Als leidenschaftlicher Tarockspieler war er auch Stammgast beim alljährlichen Prominententurnier im Gasthaus Haudum in Helfenberg.

 

Er ist Oberösterreich immer treu geblieben
... Austria-Tabak-Boss in Wien

 

Reaktionen

„Beppo Mauhart hat seine Zeit wie kaum ein anderer geprägt. Neben seinen großen Verdiensten um den österreichischen Fußball wird vor allem sein markantes Charisma unvergessen bleiben. Im ÖFB wird Beppo Mauhart als längstdienender Präsident immer einen Ehrenplatz einnehmen.“

Leo Windtner, ÖFB-Präsident
 

„Mauhart hat erfolgreich eines der großen Wirtschaftsunternehmen Österreichs geleitet. Seine große Liebe galt aber dem Fußball. Als längstdienender Präsident des Österreichischen Fußballbundes hat er sehr viel für das sportliche Ansehen des Landes geleistet.“

Alexander Van der Bellen, Bundespräsident
 

„Beppo Mauhart war ein Mensch mit Handschlagqualität. Er war seiner Zeit voraus, hat Mitarbeitern wie mir sehr früh erlaubt, uns in Europa umzusehen und die im Ausland gewonnenen Eindrücke zu Hause umzusetzen. Er hat den österreichischen Fußballverband auf völlig neue Beine gestellt.“

Heinz Hochhauser, ehemaliger ÖFB-Nachwuchskoordinator