Eine Sternstunde für unser Frauenteam
NEWPORT. Fußball-EM 2017: Warum erstmals die Qualifikation für ein großes Turnier gelungen ist.
Die Bilder erinnern ein bisschen an den 8. September 2015 und Solna: Damals hatten Österreichs Fußball-Herren den 4:1-Sieg über Schweden und die damit verbundene Teilnahme an der EURO 2016 in Frankreich mit rot-weiß-roten Fahnen, Selfies und Gruppenfotos zelebriert. Ähnlich ausgelassen tanzten rund ein Jahr später die ÖFB-Ladys, wobei das 0:0 gegen Wales in Newport historische Dimensionen genoss. Erstmals hat sich das Frauen-Nationalteam für ein großes Turnier qualifiziert – und zwar für die EM-Endrunde 2017 in den Niederlanden (16. Juli bis 6. August in sieben Städten).
Elf Deutschland-Legionärinnen
Wie ist dieser Entwicklungssprung zu erklären? Es wäre zu billig, sich darauf auszureden, dass die EURO von zwölf auf 16 Teams aufgestockt wurde. Nicht nur die Weltranglisten-Platzierung (25) steht für den Fortschritt, sondern auch die Ergebnis-Serie unter Teamchef Dominik Thalhammer. Top-Stürmerin Nina Burger & Co haben von den jüngsten 22 Länderspielen nur eines – in Steyr gegen Vize-Europameister Norwegen (0:1) – verloren und 16 gewonnen.
Diese Stärke kommt nicht von ungefähr. Mittlerweile verdienen elf Spielerinnen aus dem erweiterten 31er-Kader ihre Brötchen in der deutschen Bundesliga, die im Moment als die stärkste der Welt gilt und an Popularität gewinnt. Mittlerweile überträgt sogar "sport1" regelmäßig live.
Zwei Damen sind in den USA aktiv, eine in Finnland. Im Ausland hängen die Trauben höher, sind die Fußballerinnen Woche für Woche gefordert, um im Kampf ums Leiberl zu bestehen. Doch auch im Inland werden Fortschritte erzielt. Nicht zuletzt dank des Frauenfußball-Zentrums in St. Pölten, wo seit 2011 Talente ausgebildet werden. "Dieser epochale Erfolg ist das Ergebnis unserer nachhaltigen Arbeit", betonte ÖFB-Präsident Leo Windtner. "Unsere Vision ist das höchste internationale Niveau bei der Schulung", ergänzte Sportdirektor Willi Ruttensteiner.
Noch hält sich das Zuschauerinteresse in Österreich in Grenzen, aber die EURO 2017, deren Gruppen am 8. November in Rotterdam ausgelost werden, könnte eine Initialzündung sein.
Das hofft auch Coach Thalhammer: "Die vergangenen Monate, Jahre, die Aufbauarbeit – all das ist jetzt belohnt worden", strahlte er nach dem Coup von Newport: "Es ist fantastisch für uns, wir haben unseren Traum erfüllen können."
Test gegen Olympiasiegerinnen
Mit den Erfolgen kommen auch stärkere Gegner. Obwohl die geografische Nähe längst nach einem Duell mit Deutschland gerufen hat, kommt es erst am 22. Oktober in Regensburg (14.15 Uhr) auf freundschaftlicher Ebene zur Premiere dieses Nachbarschafts-Duells. Die DFB-Frauen, die nach der "Ära Silvia Neid" von Steffi Jones betreut werden, sind Olympiasiegerinnen und hinter den USA die Nummer zwei der Welt ...
Lesen Sie auch: ÖFB-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck in der Rubrik "Menschen" auf Seite 6 und "E-Mail an ... Dominik Thalhammer" auf Seite 19