Bundesliga-Check Mattersburg: Das wird ganz eng

Kaum Veränderungen gab es im Kader der Burgenländer, dafür auf der Trainerbank: Der ehemalige Kapfenberg-Coach Kurt Russ ist mehr als nur Assistent von Cheftrainer Ivica Vastic. Die Mannschaft wird von der ersten Runde an eingespielt sein, doch im Frühjahr der vergangenen Saison reichte es in 18 Spielen nur zu 16 Punkten. Setzt sich dieser Trend fort, geht es von der ersten Runde an gegen den Abstieg. Der größte Vorteil der Burgenländer: Auch in kritischen Situationen bewahrt Präsident Martin Pucher Ruhe. Wird er diesmal zum Handeln gezwungen?

Tor: ***
Markus Kuster spielte eine starke erste Saison in der Bundesliga. Er hielt solide, es unterliefen ihm kaum entscheidende Fehler. In den ersten Partien fehlt er gesperrt. Markus Böcskör, der am Ende der vergangenen Saison reaktiviert wurde, ist ein erfahrener Ersatzmann. Böcskör tauschte mit Thomas Borenitsch, der seine Karriere beendete, die Positionen: Nun ist Borenitsch der Tormann-Trainer.

Abwehr: *
Mit 70 Toren kassierte Mattersburg in der vergangenen Saison mit Abstand die meisten Gegentore, Neuzugänge gab es in der Problemzone trotzdem nicht. In der Mitte verteidigen mit Nedeljko Malic und Thorsten Mahrer zwei Abrissbirnen, die wenig zum Aufbauspiel beitragen können. Sie haben zwar stets die Lufthoheit, auf dem Boden geht es ihnen aber oft zu schnell. Die Ersatzleute Lukas Rath, Vitalijs Maksimenko und der unerfahrene Julian Erhardt sind ähnliche Spielertypen. Auf der linken Seite ist Michael Novak gesetzt, obwohl ihm die Konstanz fehlt. Er streut immer wieder katastrophale Leistungen ein. Ersatzmann ist Maksimenko, der wenig zum Offensivspiel betragen kann. Der spielstärkere Fran Sanchez spielte bei Trainer Vastic in der verganenen Saison gar keine Rolle. Auf der rechten Seite zeichnete sich schon im Frühjahr ein Wechsel ab: Der offensivstarke aber fehleranfällige Alois Höller musste sich in der Vorbereitung hinter dem verlässlicheren Patrick Farkas anstellen. Farkas wird durch seine Vielseitigkeit allerdings auch auf anderen Positionen spielen müssen, weswegen Höller auf seine Einsätze kommen wird.

Mittelfeld: **
Das Spiel Mattersburgs steht und fällt mit Jano. Weil die Innenverteidiger keinen Spielaufbau leisten können, holt sich der Spanier die Bälle in der Verteidigung ab und muss sich nach vorne bringen. Die Doppelfunktion als Sechser und Spielmacher gelingt ihm manchmal besser, manchmal schlechter. Mit Manuel Prietl verlor er einen verlässlichen Partner. Mario Grgic kann dessen Rolle übernehmen, allerdings wird er nach seinem Kreuzbandriss noch Zeit brauchen. Rückkehrer Manuel Seidl wurde als Prietl-Ersatz verpflichtet, allerdings spielte er in Wolfsberg auch wegen Verletzungen kaum. Er kann vom spielerischen Standpunkt Jano als Spielmacher entlasten, allerdings ist er defensiv nicht so stark wie Prietl. Der solide Arbeiter Sven Sprangler wird immer wieder zum Einsatz kommen. Die offensiveren Varianten sind Michael Perlak und Julius Ertlthaler. Perlak spielte vor allem im Herbst groß auf, danach lief er seiner Form nach.

Angriff: **
Die Auswahl ist groß und Vastic wird auch viel wechseln (müssen) - denn kein Stürmer entwickelte sich zum verlässlichen Torjäger. Markus Pink traf nur zu Saisonbeginn regelmäßig und musste im Frühjahr mehrmals auf die Bank. Der verlässlichste Offensivspieler war noch Thorsten Röcher, der mit vollem Einsatz seine Wucht ins Spiel bringt. Patrick Bürger, Florian Templ und Alexander Ibser sind weitere gleichwertige Alternativen.

Trainer: **
Der Aufstieg verschaffte Ivica Vastic Kredit, von dem er in der vergangenen Saison zehrte. Letztendlich musste Mattersburg nur wegen des guten Starts nicht wirklich um den Klassenerhalt zittern. Zum Ende des Herbsts und des Frühjahrs gab es jeweils Negativserien, bei denen Vastic keine gute Figur abgab. Er wechselte Spieler und Formationen, ohne den Trend drehen zu können. Sein Vorteil in Mattersburg ist die Geduld von Präsident Martin Pucher. Ein Fingerzeig, dass dieser nicht immer zufrieden war, ist die Verpflichtung des Co-Trainers Kurt Russ. Vastic versuchte es im Herbst noch mit einem spielerischen Ansatz, kam davon aber nach den ersten Niederlagen ab. Am Ende spielte Mattersburg wieder wie zu früheren Zeiten Kick and Rush mit viel Wucht.

Wunschelf: Kuster; Farkas, Malic, Mahrer, Novak; Seidl, Jano, M. Grgic; Ibser, Pink, Röcher

OÖN-Tipp: Diesmal wird es für die Burgenländer ganz eng. Es geht ab sofort gegen den Abstieg.

Transfers:
Zugang: Manuel Seidl (Wolfsberger AC)
Abgänge: Manuel Prietl (Bielefeld), Thomas Borenitsch (Karriereende)

Testspiele: Scheiblingkirchen 5:0, NK Maribor 0:0, FK Senica 2:1, Slovan Bratislava 6:1, Hartberg 0:1, Vienna 5:1, Schattendorf 3:1
 

Bewertung:
***** meisterlich
**** gehobenes Bundesliga-Niveau
*** Bundesliga-Durchschnitt
** Problemzone
* nicht Bundesliga-tauglich