Nur die Doping-Jäger knackten die ÖFB-Defensive
LAAX. Im Teamquartier des österreichischen Fußball-Nationalteams in Laax sind normalerweise die Rollbalken heruntergelassen. Für neugierige Journalisten ist das „rocksresort“ eine uneinnehmbare Festung. Chancenlos war die ansonsten verlässliche Defensive des ÖFB-Teams am Mittwochmorgen gegen die Eindringlinge der Welt-Antidoping-Agentur.
Gleich zehn Teamspieler wurden zur Kontrolle gebeten (Robert Almer, Christian Fuchs, Martin Hinteregger, Sebastian Prödl, Florian Klein, Julian Baumgartlinger, Zlatko Junuzovic, Martin Harnik, Rubin Okotie und Marc Janko). Das Tagesprogramm kam damit ins Schleudern, das Training verzögerte sich genauso wie die Pressekonferenz, in der die Stuttgart-Legionäre Martin Harnik und Florian Klein ihren Abstiegsfrust verarbeiteten.
Klein und der „Piefke“
„Es war ein sehr schwieriges halbes Jahr, wir haben eine negative Seite des Fußballs kennen gelernt. Aber wir haben uns nichts vorzuwerfen“, sagte Klein, der noch ein Jahr in Stuttgart unter Vertrag steht. Harnik ist vertragslos, sein Management sortiert gerade die Angebote. „Ich habe keine Eile, will aber auch nicht pokern und auf eine starke EM warten. Lieber wäre es mir, wenn vor der EM eine Entscheidung fällt, dann ist diese Sache aus dem Kopf“, sagt der gebürtige Hamburger, den sie im Team „Piefke“ nennen. Nicht zu unrecht. Klein: „Martin hat gesagt, er könne sich vorstellen, von Stuttgart auch ins Ausland zu wechseln. Das sagt eigentlich alles.“ Harnik kommt mit der Piefke-Rolle inzwischen bestens zurecht und streicht selbstbewusst die Vorzüge heraus. „Ich bin der, der im Team rhetorisch am meisten auf dem Kasten hat. Diskussionen mit mir werden gemieden, weil ich jeden gegen die Wand rede.“
Der lockere verbale Doppelpass der beiden Stuttgart-Absteiger zeigt, wie gut das ÖFB-Teamcamp als Wellness-Oase funktioniert. Komfort-Zone ist es aber keine. Im Donnerstag-Test gegen den örtlichen Sechstligisten US Schluein Ilanz (17.45 Uhr, live auf ORF Eins) versprechen die Schützlinge von Teamchef Marcel Koller vollen Einsatz. Klein: „Es ist extrem wichtig, dass wir wieder zusammen spielen. Wir wollen hundertprozentig in die letzte Vorbereitungsphase reinstarten.“ Die Spielfreude soll bei allem Einsatz aber nicht zu kurz kommen. Harnik: „So ein Match macht definitiv mehr Spaß als irgendwelche Passübungen.“
Die namenlose Tochter
Dass ihm im Abstiegskampf bei Stuttgart ein ordentlicher Shitstorm entgegen wehte, hat den Spaßvogel im ÖFB-Team übrigens etwas geerdet. Zuletzt gab es harsche Kritik von den Fans, weil publik wurde, dass sich der Harnik während des Abstiegskampfes mit Stuttgart einen Porsche GT3 gekauft hatte. Über private Dinge gibt der 28-jährige jetzt keine Auskünfte mehr. Das merkte auch ein neugieriger Journalist, der sich für Harniks zwei Monate alten Nachwuchs interessierte. Die Frage: „Wie heißt deine Tochter?“ staubte der „Piefke“ trocken so ab: „Sie heißt Harnik“.