Falsches Spiel: Kuljic legte Geständnis ab

Von Harald Bartl   06.März 2014

"Im Rahmen meiner letzten Haftprüfungsverhandlung am 30. Dezember 2013 habe ich um eine ergänzende Einvernahme ersucht… da ich mit Sicherheit ein bisschen mehr gewusst habe, als ich bisher angegeben habe."

Mit diesen Worten eröffnet Ex-Teamspieler Sanel Kuljic (seine Aussagen sind stets kursiv gehalten), sein überraschendes (Teil?)-Geständnis im österreichischen Fußball-Wettskandal. Bis zu dieser Einvernahme in der noch immer andauernden Untersuchungshaft hatte der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig jede Verwicklung in Spielmanipulationen durch die Wettmafia abgestritten.

In einem 25-seitigen Vernehmungsprotokoll der Staatsanwaltschaft Graz, das den Oberösterreichischen Nachrichten exklusiv vorliegt, gibt Ex-Ried-Spieler Kuljic erstmals konkret die Beteiligung an drei manipulierten Spielen zu. Dazu bestätigt er das Wissen (und die nicht erfolgte Meldung) einer vierten Partie im Jahr 2005, in die die SV Ried verwickelt war.

Kuljic hat mit seinen Aussagen bei der Einvernahme vom 14. Jänner 2014 eine 180-Grad-Wendung gemacht. Von dem mittlerweile aus der Untersuchungshaft entlassenen Dominique Taboga war Kuljic massiv belastet worden. Nun scheinen die Mauern des Schweigens an mehreren Stellen zu bröckeln. Man kann davon ausgehen, dass dies erst der Anfang von weiteren umfangreichen Geständnissen sein wird. Für sämtliche Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Kuljic und seine falschen Spiele

13. Mai 2005, SV Ried – DSV Leoben 3:0: Offenbar dürfte es eine Abmachung unter den Leoben-Spielern gegeben haben, das Match hoch zu verlieren. Mit involviert war mit dem damaligen Leoben-Spieler L. ein mittlerweile ebenfalls in Untersuchungshaft sitzender Hauptverdächtiger.

"2005 schaute der Kontakt zwischen L., N. (albanischer Mittelsmann, Anm.). und mir so aus, dass L. zu mir gesagt hat, ‘ich solle viel schießen.’ … Daher bin ich ja bereits vor dem Spiel davon ausgegangen, dass manipuliert werden sollte. Ich habe aber nichts mit einer Manipulation dieses Spiels zu tun."

Kuljic hat jedoch "viel geschossen", was einem Stürmer erlaubt sein sollte. Er erzielte in diesem Spiel alle drei Tore für Ried.

17. März 2012, Kapfenberg – Salzburg 0:1 (0:0): "Das erste Spiel, an welchem ich aktiv an der Manipulation beteiligt war... Vor dem Spiel gab es ein Treffen zwischen L., Taboga, N. und mir. Vereinbart war, dass Salzburg in der zweiten Halbzeit gewinnen sollte... In der Halbzeit habe ich dann eine Übelkeit vorgetäuscht und mich austauschen lassen. Ich hatte aufgrund dessen, dass es sich dabei um meine erste Manipulation bzw. meinen ersten Manipulationsversuch gehandelt hatte, Angst bekommen bzw. wollte ich in weiterer Folge nicht mehr dabei sein… In Bezug auf meine Person wurde vorerst keine konkrete Summe vereinbart, ich habe jedoch nach dem Spiel 5000 Euro von N. erhalten.

31. März 2012, Wacker Innsbruck – Kapfenberg 2:0 (1:0): "Die nächste Manipulation, an der ich beteiligt war... Auch diesbezüglich gab es vorher ein Treffen zwischen L., Taboga, N. und mir. Bei diesem Treffen wurde wiederum eine Niederlage Kapfenbergs in der zweiten Halbzeit vereinbart. Das Spiel ging dann auch so aus wie vereinbart, da Kapfenberg die zweite Halbzeit 0:1 verloren hatte."

31. August 2012, Grödig – Kapfenberg 0:1 (0:0): "Das Treffen fand auf einer Raststation zwischen Kapfenberg und Grödig statt, da Taboga zu diesem Zeitpunkt bereits zu Grödig gewechselt war… Wir haben bei diesem Treffen lange diskutiert, was wir machen sollen, damit es so wenig wie möglich Aufsehen erregt, und haben uns schlussendlich auf diese Variante (zwei Tore oder mehr in der ersten Halbzeit) geeinigt. Diese Vereinbarung konnte nicht erfüllt werden, da die erste Halbzeit 0:0 endete."

Heute packt Taboga aus

Der frühere Grödig-Kapitän Dominique Taboga spricht heute in einem Interview bei Servus-TV erstmals nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft über seine Verwicklungen in Fußball-Wettbetrug (22.15 Uhr). Der 31-Jährige war Ende November 2013 in U-Haft genommen worden. „Knapp vor der Verhaftung hatte ich Selbstmordgedanken“, sagte Taboga laut einer Aussendung gegenüber Servus-TV.

Seit Ende Jänner befindet sich der Ex-Profi wieder auf freiem Fuß. Gegen seine lebenslange Sperre hat er Protest bei der Fußball-Bundesliga eingelegt. Sein umfassendes Geständnis hatte zur Ergreifung einiger Hintermänner des Wettskandals geführt. Neben Sanel Kuljic sitzen noch albanische Drahtzieher in Graz in Untersuchungshaft. Bei einem wurde eine Liste mit 17 Spielen und 26 Fußballer-Namen gefunden.