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Die größte Sensation aller Zeiten

Von nachrichten.at/apa, 03. Mai 2016, 11:21 Uhr
So ausgelassen feierten die Leicester-Fans
  Bild: (Reuters)

LEICESTER. Auf der Insel gibt es keine zwei Meinungen: Leicesters Triumph in der Premier League werten die Beobachter als größte Sensation im englischen Club-Fußball

Zurück bleibt der ratlose britische "Fußball-Hochadel". "Darum lieben wir alle Fußball. Gratulation", twitterte Weltfußballer Lionel Messi.

Mattersburg anstelle von Red Bull Salzburg Meister? Eibar auf Kosten von Barcelona oder Real Madrid am Ende der Saison auf Platz eins? Carpi entthront Juventus Turin? Guingamp stoppt Paris Saint-Germain? Undenkbar, im Prinzip ausgeschlossen! Leicester wirtschaftet zwar grundsätzlich in einer anderen Preisklasse als die genannten Fußballzwerge, aber im Verhältnis zur englischen Konkurrenz ist der Vergleich mit solchen Leichtgewichten zulässig.

1:5000-Außenseiter

Im Ballungsraum der global bekanntesten und finanzkräftigsten Clubs, im wohl schwierigsten und höchstdotierten Wettbewerbsfeld der internationalen Fußballbranche, in der Liga mit dem weltweit größten TV-Geldvolumen stellte ein 1:5000-Außenseiter Giganten wie Manchester City, Manchester United, Liverpool oder Chelsea vor unlösbare Probleme. Auf eine solche Story wäre kein irdischer Drehbuchautor je gekommen. "Ich bin so glücklich und stolz, dass wir die Premier League gewonnen haben. Ein Traum ist wahr geworden", schrieb Fuchs auf Facebook. FIFA-Präsident Gianni Infantino sprach von einem "Märchen", das Realität wurde.

In den vergangenen 55 Saisonen schockten zwei englische Clubs die nationale Konkurrenz in ähnlichem Stil. Ipswich Town (1961) mit Sir Alf Ramsey auf der Trainerbank und Nottingham Forest (1978) unter dem legendären Coach Brian Clough. Im Jahr der Forest-Mania wurde Karol Wojtyla als Johannes Paul II. zum Papst gewählt, in Italien wüteten die Roten Brigaden, Großbritannien trat der Europäischen Gemeinschaft bei und in Österreich regierte die SPÖ unter Bundeskanzler Bruno Kreisky mit absoluter Mehrheit.

Kurzum: Nottingham siegte in einer anderen Zeitrechnung, TV-Sequenzen aus jener Epoche wirken in der aktuellen High-Speed-Gesellschaft wie Zeitlupenaufnahmen. Namenlose Sieger gab es schon immer, aber Gewinner aus dem Nichts, die in einem hochgerüsteten und restlos technologisierten Umfeld während 36 Runden bei ausnahmslos allen Favoriten Systemausfälle provozieren, sind einzigartig.

Von der achten Liga zum Nationalspieler

Ebenso wie die Geschichte von Topscorer Jamie Vardy. Der Engländer kickte vor wenigen Jahren in der achten Liga und musste sich bei den Stocksbridge Park Steels wegen einer Wirtshausschlägerei eine halbe Saison lang bereits nach einer Stunde auswechseln lassen, um seine elektronische Fußfessel rechtzeitig anlegen zu können. Nun fesselten der 29-Jährige und seine Teamkollegen mit ihren Leistungen Fans in aller Welt und degradierten die favorisierte Konkurrenz aus Manchester und London zu Statisten.

Der irische Chef-Scout Steve Walsh fungierte bei diesem Sensationscoup als Mastermind: Er holte Spieler aus der Versenkung, die von all den anderen Laptop-Strategen übersehen oder als zu wenig entwicklungsfähig eingestuft worden waren. Walsh entdeckte neben ablösefreien Routiniers wie Fuchs reihenweise Juwelen, unter ihnen Riyad Mahrez, den er dem französischen Zweitligisten Le Havre für 500.000 Euro abkaufte. Der 25-jährige Algerier ist inzwischen zum Spieler der Premier-League-Saison gewählt worden, für ihn werden in Kürze Angebote von 30 Millionen und mehr vorliegen.

Die sportliche Relevanz Leicesters war laut Papierform vor Saisonbeginn so gering, dass kein einziger Experte das Team der Abgeschobenen, Aussortierten und Unterschätzten im vergangenen Sommer für gut genug hielt, auch nur ansatzweise eine wichtige Rolle zu spielen. Der BBC-Fußballchef Phil McNulty hielt wie viele seiner Berufskollegen den Abstieg für wahrscheinlicher als einen Top-Ten-Platz.

Van Gaal gab mehr als als Leicester in 132 Jahren

Um die Dimension der Überraschung zu erfassen, ist womöglich ein weiterer Vergleich hilfreich: Die von Claudio Ranieri bevorzugte Startelf kostet zwölfmal weniger als jene von Manchester City - 28 Millionen Euro vs. 358 Millionen. Das Portal "Sporting Intelligence" und die Wirtschafts-Agentur "Bloomberg" platzierten den Hinweis, Manchester United habe während der zweijährigen Amtszeit des niederländischen Starttrainers Louis van Gaal (geschätzte 250 Millionen Pfund/umgerechnet 319,5 Mio. Euro) mehr investiert als der neue Titelträger in den gesamten 132 Jahren seiner Club-Geschichte.

In mehreren fundierten englischen Kommentaren wurde der grandiose Coup Leicester deshalb als "eine der größten Sportgeschichten aller Zeiten" gewürdigt. Sogar die in der Regel eher zurückhaltende BBC war sich diesmal ausnahmsweise mit den Schlagzeilenproduzenten der Boulevard-Zeitung "Sun" einig: "Leicesters Krönung ist die großartigste Fußballgeschichte aller Zeiten!"

Wiederkehr von Elvis war wahrscheinlicher

Beim größten englischen Wettanbieter setzten exakt 47 scheinbar Ahnungslose auf den Außenseiter, der im Verlaufe seiner Geschichte 22-mal auf- oder abgestiegen ist und erst vor sechs Jahren für weniger als 40 Millionen Pfund (51,12 Mio. Euro) den Besitzer gewechselt hatte. Selbst die Entdeckung des Monsters von Loch Ness (1:500) oder die plötzliche Wiederkehr der 1977 verstorbenen Musiklegende Elvis (1:2000) hielten die Buchmacher für wahrscheinlicher als das "blaue Wunder" in der Premier League.

Der frühere Topstürmer Alan Shearer, 1995 mit Blackburn Meister, bevor sich bis zur Sensation von Leicester ausnahmslos Teams aus London und Manchester durchsetzten, ordnete den sagenhaften Triumph der "Foxes" ebenfalls als einzigartig ein: "Was ein Team wie Leicester schaffte, es nicht nur mit den reichen und erfahrenen Giganten aufzunehmen, sondern sie zu schlagen, ist das Beste, was im Fußball passieren kann."

Robbie Savage pflichtete der Three-Lions-Ikone bei. Der Ex-Leicester-Profi glaubt sogar, dass der Sensationserfolg des Vereins aus den East Midlands nicht mehr übertroffen werden kann. Und er ist sich sicher: "Das ist ein Wendepunkt in der Geschichte der Premier League."

Irlands Teamchef Martin O'Neill, der von 1995 bis 2000 Leicester betreut hatte, kam zu einem ähnlichen Schluss. Der Verein habe nicht nur etwas Historisches erreicht, sondern jedermann etwas Hoffnung gebracht, "dass die Romantik im Fußball nicht verschwunden ist".

Für den "Guardian" ist es auch ein Triumph des Widerstandes - in einer weitgehend hochtechnisierten und keimfreien Fußballwelt weniger extrem finanzkräftiger Spitzenclubs, die mit Hilfe Hunderter Spezialisten und professioneller Berater "Zufallsprodukte" wie Leicester im Prinzip auf ein Minimum reduzieren wollen. "Viva Leicester!"

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8  Kommentare
8  Kommentare
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Zuleser (446 Kommentare)
am 03.05.2016 23:44

"Darum lieben wir alle Fußball", sagt Lionel Messi. Bin zwar nicht der Messi, aber das is' es. Ich freue mich für sehr Christian Fuchs, Marcel Koller und dem ÖFB Team konnte gar nichts Besseres passieren. In Frankreich soll er sich Alaba als Linksverteidiger zur Brust nehmen, der kann es mittlerweile brauchen. Im offensiven Mittelfeld sehe ich David nämlich keineswegs. Sorry, David.

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Teiga_Wutz (322 Kommentare)
am 03.05.2016 22:27

Grund zum Feiern gibt's seit geicestern ..da gibt's nix zum leicestern. Außer bei den Buchmachern, ja.

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KubaLibre (3.109 Kommentare)
am 03.05.2016 16:04

und die Buchmacher schwitzen in England grinsen ... gut so ....

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Almroserl (7.529 Kommentare)
am 03.05.2016 13:25

Wie heißt es nun im Fußball ? ALLES ist möglich ! zwinkern zwinkern

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TheShedEnd (889 Kommentare)
am 03.05.2016 17:03

Außer RB Salzurg in der Champions League...

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kulesfak (2.728 Kommentare)
am 04.05.2016 09:59

Naja, bis zum Achtelfinale reicht´s für die Milliardärstruppe vom CFC, dann zeigt ihnen der Ibrahimovic, wo es langgeht.

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Teiga_Wutz (322 Kommentare)
am 03.05.2016 22:26

Genau. Und wir werden uns in Österreich auch noch wundern, was alles möglich ist - im postiven Sinne hoffentlich. grinsen

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observer (22.194 Kommentare)
am 03.05.2016 11:33

Die Foxes (Füchse) und mit ihnen Fuchs (Fox) haben das Unglaubliche geschafft - Gratulation ! Bei dieser Kombínation der Namen könnte man ja fast an Fügung glauben. Das ist der Stoff, aus dem Träume sind.

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