Portugal hat jenes Glück, das bei der EURO 2012 noch fehlte
MARSEILLE. Goalie Rui Patricio war mit dem gehaltenen Elfmeter einer der Helden von Marseille
Das EURO-Viertelfinale zwischen Portugal und Polen (1:1 n. V., 5:3 i. E.) in Marseille wird ein Nachspiel vor den UEFA-Richtern haben. Während sich die Iberer zum zweiten Mal wegen einer "Flitzer-Attacke" aus dem Fan-Sektor zu verantworten haben, muss Polen mit einer Geldstrafe aufgrund von Tumulten auf der Tribüne rechnen. Zudem werden beide Verbände wegen des Abbrennens von Feuerwerkskörpern zur Verantwortung gezogen werden.
Portugals Keeper Rui Patricio ist das ziemlich egal. Er war der Held im Elfmeterkrimi. Acht der neun Versuche vom ominösen Punkt wurden verwandelt, nur Polens tragische Figur, Jakub Blaszczykowski, fand im Goalie seinen Meister. Ein würdiger Abschluss für das 50. Ländermatch von Patricio, der natürlich erleichtert war: "Es gibt keine leichten Gegner bei diesem Turnier, jedes Spiel ist ein Kampf, den man annehmen muss", betonte der 28-Jährige, der seit Kindestagen für Sporting Lissabon Fußbälle hält.
"Natürlich spielt Glück eine Rolle. Manchmal ist es auf deiner Seite, manchmal nicht", erläuterte Rui und erinnert sich an die EURO 2012 in Polen und in der Ukraine. Damals waren die Portugiesen ebenfalls ins Semifinale eingezogen. Dann wurde der spätere Titelträger Spanien zum Stolperstein – im Elfmeterschießen.
Auch vor vier Jahren in Donezk vermochte Patricio einen Penalty zu entschärfen. Und zwar gleich den ersten von Xabi Alonso. Gereicht hat es trotzdem nicht, weil Joao Moutinho (gegen Polen ein sicherer Schütze) an Spaniens Ikone Iker Casillas zerschellte und Bruno Alves nur die Latte küsste.
Heuer soll noch nicht in der Runde der letzten vier Schluss sein. Die "Minimalisten", die in Frankreich noch kein Turniermatch nach 90 Minuten gewonnen haben, wollen ins Endspiel. "Die einfachen Dinge sind offenbar nichts für uns", schieb die portugiesische "A Bola". Nachsatz: "Das Herz und die Leidenschaft des Teams sind groß." Die spanische "AS" krönte den 18-jährigen Youngster Renato Sanches, der Robert Lewandowskis 1:0 ausgeglichen hatte, zum "Kaiser".
Superstar Cristiano Ronaldo, der den ersten Elfmeter verwandelt hatte, strahlte auch ohne Tor aus dem Spiel mit dem Flutlicht um die Wette: "Vielleicht hat niemand auf uns gesetzt. Aber wir stehen jetzt im Halbfinale. Ich muss meinen Teamkollegen und unserem Trainerteam gratulieren. Wir machen einen fantastischen Job."