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Ex-Fußballerin Nina Aigner: „Wir haben oft mehr als Ribery trainiert“

Von Marlies Czerny, 25. Juni 2011, 00:04 Uhr
„Wir haben oft mehr als Ribery trainiert“
Ich denke nicht, dass je eine Frau ein männliches Profi-Team trainiert. Bild: Czerny

Ab Sonntag geben sich die Frauen bei der Fußball-WM in Deutschland den Kick. Da ist ein Gipfelgespräch mit Nina Aigner so etwas wie ein aufgelegter Elfmeter. Die Innviertlerin war zuerst als Fußball- und ist jetzt als Medienprofi bei Bayern München am Ball.

Es war noch nie der Fall, dass Fußballerinnen ihre männlichen Männer im deutschsprachigen Raum flächendeckend von den Titelseiten kickten. Kleiner Unterschied: In Interviews müssen Bastian Schweinsteiger oder Franck Ribery so gut wie nie beantworten, ob sie sich in der Kabine fesch machen und für den Playboy ausziehen würden.

OÖN: Hat dich* das genervt in deiner aktiven Zeit?

Aigner: Man weiß ja, dass fast immer dieselben Fragen kommen. Anfangs empfand ich das schlimmer, mittlerweile bin ich es gewohnt. Das müssen wir halt ertragen. Eine Frage kann ich aber nicht mehr hören: Was der Unterschied zwischen Frauen- und Männer-Fußball ist. Ich versuche natürlich trotzdem zu antworten.

OÖN: Wie?

Aigner: Dass es zwei verschiedene Sportarten sind, die man nicht vergleichen kann. Das sollte die Öffentlichkeit so akzeptieren.

OÖN: Warum wird speziell im Fußball immer der Vergleich gesucht?

Aigner: Wohl, weil der Frauenfußball noch immer nicht so ganz akzeptiert ist. Er genießt zwar mehr Aufmerksamkeit als früher und auch in Österreich entwickelt man sich Schritt für Schritt weiter, es gibt das Bundesnachwuchszentrum in St. Pölten und eine eigene Schülerliga.

OÖN: Entschuldige bitte diesen Vergleich: Hast du als Bayern-Spielerin so hart trainiert wie Franck Ribery?

Aigner: Ja, auf jeden Fall. Von der Trainingsintensität her haben wir oft noch mehr trainiert. Jeden Tag am Abend und noch zweimal in der Früh. Und auch wir wurden von Spezialisten betreut – vom Fitnesstrainer über einen Trainer, der selber Profifußballer war.

OÖN: Ein Ribery hat nach seiner Karriere ausgesorgt. Auch du?

Aigner: Nein. Ich konnte davon leben – temporär, aber musste mir ein zweites Standbein aufbauen. Es ist bei Frauen nicht wie bei Herren möglich, dass man sich die Existenz absichert.

OÖN: Fußball alleine wäre dir zu wenig gewesen?

Aigner: Ja, definitiv. Ich hab’ das ein halbes Jahr probiert, aber nur Fußball alleine gibt mir irgendwie nichts. Du verausgabst dich nur körperlich, nicht geistig. Nach dem Studium (Sportmarketing in Düsseldorf, Anm.) hab’ ich ein Diplom Sportmanagement begonnen, da hatte ich vergangenen Samstag die Prüfung. Die Ergebnisse hab ich noch nicht, aber es wird passen. Nächstes Jahr mache ich wohl den Trainerschein.

OÖN: Als Fußball-Trainerin in einer Herren-Profi-Liga zu arbeiten, kannst du dir das vorstellen?

Aigner: Es gibt immer mehr Frauen, die in der Frauen-Bundesliga trainieren. Aber ich denke nicht, dass je eine Frau ein männliches Profi-Team trainiert. Vielleicht gibt es einmal eine Ausnahme – etwa mit Sylvia Neid (Trainerin der DFB-Frauen, Anm.), aber das wird nie die Regel.

OÖN: Weil sich manche Männer nichts sagen lassen wollen von einer Frau?

Aigner: Das glaub ich weniger, aber es ist einfach noch immer schwer für eine Frau, in einer Männerdomäne Fuß zu fassen und die Akzeptanz zu haben. Ich selbst hatte nie ein Problem. Aber wenn man als Frau vom Fußball eine Ahnung hat, schauen die Männer schon manchmal.

OÖN: Welches Urteil stellst du Österreichs Herren-Nationalteam aus?

Aigner: Es geht spielerisch bergauf, aber es fehlt die Effektivität und Cleverness. Aber es sind viele junge Spieler da, die gute Perspektiven haben und im Ausland spielen.

OÖN: Hätte Marco Arnautovic in deinem Team einen Stammplatz?

Aigner: Eine schwierige Frage. Er ist ein klasse Kicker, aber ihm fehlt Disziplin. Ihn müsste man immer in die Schranken weisen. Mal schauen, ob das Thomas Schaf schafft.

OÖN: Verdient ein solch junger Spieler zu viel?

Aigner: Generell verdienen Fußballer zu viel. Das Verhältnis stimmt überhaupt nicht, verglichen mit anderen Berufen. Die Ablösesummen sind utopisch. Aber unsere Wirtschaft, die Öffentlichkeit fördert das. Da können die Fußballer auch nichts dafür, die machen nur ihren Job.

OÖN: Der zum Abheben verleitet?

Aigner: Es gibt ja viele Beispiele, die bodenständig geblieben sind. Aber klar: Wer so viel verdient, kann leicht den Bezug zur Realität verlieren. Wenn ich mir unsere Jungs anschaue, könnte ich über keinen sagen, er wäre ausgeflippt. Da sind alle stinknormal.

OÖN: Von welchem Fußballer wärst du am liebsten die Spielerfrau?

Aigner: Ich muss sagen: Da gibt’s einige, die mir sympathisch sind. Aber mein Liebling ist der Mario Gomez. Der ist als Typ super, hat viel mitgemacht und immer wieder rausgekämpft und noch dazu schaut er gut aus.

Der Mensch: Der Gerd Müller der Frauen

Barbie-Puppen tauschte die 31-Jährige Ex-Profifußballerin Nina Aigner als Kind gegen Bälle. Mit ihren beiden Brüdern (übrigens 1860-München-Fans) hat die gebürtige Antiesenhofnerin beim SV Peterskirchen begonnen und landete nach Kleinmünchen Linz und Landhaus Wien bei Bayern München. Dort erzielte die Stürmerin in 176 Bundesligaspielen 107 Tore – für viele ist sie der Gerd Müller der Frauen. Bis 14 spielte sie Tennis, aus Wimbledon wurde aber nichts – Schulterverletzung. Gut für das ÖFB-Team, als deren Kapitänin sie Tempo und Tore machte. Im März beendete sie die Karriere, seither arbeitet sie bei Bayern in der Medien- und Kommunikationsabteilung, wo täglich 100 Interviewanfragen eintrudeln.

Der Weg: Viele Wipfel statt einem Gipfel: Nina lernt am Baumkronenweg ihre Heimat kennen

Normal ist Nina Aigner bei den Bayern an der berühmten Säbener Straße in München unterwegs. Mit den OÖNachrichten traf sie sich zu Fronleichnam am Baumkronenweg in Kopfing zum Wipfelgespräch – pardon: Gipfelgespräch. Das liegt im Innviertel nur eine halbe Stunde von ihrem Heimatort Antiesenhofen entfernt. Schnell stehen wir nach ein paar Stufen und einem wackeligen Kurz-Parcours über den Dingen auf dem Aussichtsturm. Beim orientierenden Fernblick über die Bäume hinweg muss die 31-Jährige feststellen, dass sie in ihrer aktiven Zeit wohl selten zu Hause war. „Aber bald werde ich mit meinem neuen Rennrad die Heimat erkunden.“
Den 2,5 Kilometer langen Rundweg unterbrechen wir im Gasthof Oachkatzl bei einem Kaffee. Da erzählt sie von ihrem 31. Geburtstag am Montag, als ihr Freundin Melanie Behringer, Deutschlands Teamspielerin, ein Trikot schenkte. Bei der Beinarbeit während der WM wird ihr Aigner zuschauen, aber ein Dauerticket hat sie nicht gebucht für das Großereignis in Deutschland, wo sie seit zehn Jahren lebt. „Eigentlich bin ich froh, wenn ich nicht mehr täglich auf dem Fußballplatz sein muss.“ Das könnte sich ändern, wenn sie nächstes Jahr die Trainerlizenz ablegt. Neben wem sie im Sportstudio am liebsten Platz nehmen würde? „Hm“, überlegt Aigner, „am liebsten würde ich noch einmal mit dem Weber Ernstl über Fußball diskutieren, meinem ehemaligen Trainer und Förderer, der leider vor kurzem gestorben ist.“
Am Weg Richtung Ausgang, wo ihr 175 PS starker Audi TT parkt, passieren wir hölzerne Wildschweine. Aigner merkt augenzwinkernd an: „Eine Wildsau war ich aber nie.“

Infos finden Sie im Internet: www.baumkronenweg.at

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