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Zwischen Gletscher und Palmen

Von Josef Achleitner, 02. September 2017, 00:04 Uhr
Zwischen Gletscher und Palmen
Mit dem Dampfschiff auf dem Vierwaldstättersee Bild: swiss tourism

Bahnland Schweiz: Start mit dem Dampfschiff, dann mit dem Gotthard Panorama-Express durch den historischen Tunnel ins Tessin, wo die Palmen grüßen, von dort über Italien zum Bernina Express, der den Reisenden bis zu den Gletschern auf mehr als 2000 Metern Höhe bringt. Und das alles mit einem Ticket.

Man weiß es ja: Die Schweizer haben es, mehr als die anderen Europäer, mit der Bahn. Mögen andere Länder Strecken einstellen und Gleisanlagen verfallen lassen – die Eidgenossen pflegen ihr 5000 Kilometer großes Netz aus Lokal-, Regional- und Bergstrecken, dazu noch die internationalen Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen. Der Durchstich des Gotthardmassivs für einen 15 Kilometer langen Bahntunnel war 1880 ein Gewaltakt, der zur Sensation wurde. 2016 feierten die Schweizer mit dem 57 Kilometer langen Gotthardbasistunnel wieder einen Weltrekord und eine Schnellverbindung durch die Alpen.

Unsere Gruppe wählte die beschauliche Form des Reisens über die alte bergige Tunnelstrecke, mit dem Gotthard Panorama Express, in dem der Fahrgast sowohl Ausblick als auch historischen Rückblick bekommt.

Doch davor ein Einschub: Ausgangspunkt war Luzern, diese elegante Stadt am Vierwaldstättersee, mit ihrer uralten überdachten Holzbrücke zwischen Altstadt und Neustadt, und mit dem Verkehrshaus, das wegen seiner attraktiven Ausstellungsstücke das bestbesuchte Museum des Landes ist. Der Hausberg der Luzerner (Lozärner sagen sie selber) ist der Pilatus, ein Massiv mit Gipfeln höher als 2000 Meter, das man auf den letzten Höhenmetern mit einer Aussichtsgondel erreicht mit einem sensationellen Blick auf den wie ein gekrümmtes Kreuz geformten See und die umliegenden Urkantone Schwyz, Uri und Unterwalden, den Fels so nah vor der Nase, dass man meint, man stoße an. Oben kleben zwei Hotels am schmalen Fels, eines davon, das Pilatus Kulm, denkmalgeschützt, weil fast 130 Jahre alt, aber mit zeitgemäß und edel eingerichteten Zimmern.

Am nächsten Morgen ging es bergab, und zwar spektakulär. Bis zu 48 Prozent Gefälle beziehungsweise Steigung meistert die steilste Zahnradbahn der Welt, die die andere Seite des Pilatus mit dem Tal verbindet.

Zurück in Luzern, wartete schon ein fast 90-jähriger Raddampfer, der den Namen der Stadt trägt. Überall Zeichen der Vergangenheit: Holzverkleidungen, Schilder, die den Weg zur 1. Klasse weisen, durch eine Glasplatte konnte man die blitzblanken, mächtigen Kolben der Maschine arbeiten sehen.

An Deck und über dem türkisfarben schillerndem Wasser sieht man, je weiter weg von Luzern man kommt, dichten Wald und schwer erkennbare Wege, die jedoch für Schweizer große Bedeutung haben. Rechterhand liegt die Station, von der man zur Rütliwiese hinaufkommt. Hier soll mit dem Rütlischwur die alte Eidgenossenschaft der Urkantone gegründet worden sein. Dabei war der Sage nach auch Wilhelm Tell, der den grausamen Landvogt Gessler getötet hatte, weil dieser ihn gezwungen hatte, seinem Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen. Unweit davon ragt ein Stein wie eine Nadel aus dem Seeufer, Es ist ein Denkmal für Friedrich Schiller, das die Deutschschweizer dem Dichter des Dramas "Wilhelm Tell" 1859 zum 100. Geburtstag gewidmet haben. In Flüelen war Endstation. Nur wenige Schritte entfernt wartete schon der Gotthard Panorama Express. Moderne Waggons, in denen die Fenster bis zur Dachfläche reichen – eben um Panorama-Ausblick möglich zu machen.

Tunnelgeschichte erleben

Der Extra-Zug – bestehend aus drei Panoramawaggons der 1. Klasse, einem der zweiten und einem Fotowagen, in dem die Fenster zum Bildermachen geöffnet werden können – dient auch dazu, einen Blick für die Leistung der Menschen vor 135 Jahren zu bekommen. Eine App gibt historische Informationen, im Tunnel läuft eine optische Inszenierung zum Bau ab.

Ohne die Maschinen von heute trieben sie die Strecke in den Fels, die Vortriebsarbeiten für den Tunnel machten die vorwiegend aus armen Regionen im westlich Oberitalien stammenden Arbeiter krank, weil die giftigen Dynamit-, aber auch Steinstäube nicht abgezogen werden konnten. Mindestens 200 Menschen sind bei den Bauarbeiten in den I870er Jahren gestorben, die vielen wegen Krankheit und Erschöpfungen heimgeschickten und dann Gestorbenen nicht eingerechnet. Noch vor der Eröffnung 1882 starb auch der Bauunternehmer Louis Fabre, der einen ruinösen Vertrag mit der Gotthardbahn-Gesellschaft unterschrieben hatte und mit schlechten Löhnen und billigen Unterkünften den Schaden verringern wollte.

Man passiert den Tunnel zwischen den Orten Göschenen im Norden und Airolo im Süden, bei der Ankunft in Lugano im Tessin hat man mehr als 200 Bahnbrücken und sieben Kehrtunnel hinter sich.

Lugano, die Stadt am gleichnamigen See, in der "Sonnenstube" der Schweiz, macht auch den munter, der von der Hitze und einem langem Reisetag hundsmüde ist. Am See gedeihen die Palmen, das Leben spielt sich auch in dieser drittwichtigsten Finanzstadt der Schweiz vorwiegend im Freien ab. Italianita eben. Vom heißen Lugano wechselten wir am nächsten Tag, mit einer Zwischenstrecke im Bus, mit dem Bernina Express wieder zu einer Bergstrecke, die uns am Abend auf mehr als 2000 Meter hinauf zum Bahnhofhotel Alp Grüm im Kanton Graubünden brachte. Von der Terrasse aus glänzte einen zwischen grauen Bergmassiven der Palü-Gletscher weiß an. Bis Chur, wohin wir am nächsten Tag hinwollten, sollten noch viele solche Gletscherblicke folgen.

 

Ein Ticket für alle Strecken

 

Bequem: Bahnfahren ist der Inbegriff des bequemen Reisens, noch besser, wenn auch der Kartenerwerb erleichtert wird. Der Swiss Travel Pass bietet Reisenden aus dem Ausland die Möglichkeit, die ganze Schweiz mit einem Ticket zu entdecken: mit Bahn, Bus, Schiff und städtischen Verkehrsmitteln. Inbegriffen auch die weltberühmten Panoramastrecken, freier Eintritt in über 500 Museen und 50 Prozent Ermäßigung bei den meisten Bergbahnen.

Reiseverlauf: Flug mit der Swiss von Wien nach Zürich, Zürich-Luzern und Gotthard Panorama Express mit SBB, dann Bernina Express der Rhätischen Bahn. Näheres erfahren sie unter www.MySwitzerland.com im Internet.

 

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