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Zum Leuchtturm am Ende der Welt

Von Manfred Lädtke, 04. Oktober 2017, 00:04 Uhr
Zum Leuchtturm am Ende der Welt
Bild: Massachusetts Office of Travel and Tourism

Von Martha’s Vineyard nach Cape Cod – Neuenglands vornehme Insel und krummer Ellbogen.

Irgendwer hat gesagt, Leben werde nicht an der Zahl der Atemzüge, sondern an den Momenten und Orten gemessen, die uns den Atem rauben. Schön! Dann ist Neuengland vielleicht so ein Ort, um tief Luft zu holen.

Fette weiße Wolken und ein milder Seewind begleiten die Fähre nach Massachusetts. "Martha’s Vineyard" ist die Urlaubsdomäne von Schauspielern, Künstlern und US-Politikern. Im Sommer schaufeln Fähren Touristenmassen zum Promi-Watching auf die vornehme Insel. In Sightseeing-Bussen lassen sie sich Oak Bluffs zeigen und spazieren durch die von weißblitzenden Kapitänsvillen, Cafes und Galerien gesäumten Straßen. Wem kein berühmter Flaneur vor die Kamera läuft, der fokussiert sein Objektiv in Oak Bluffs auf die bonbonbunten "Gingerbread Cottages".

Zum Leuchtturm am Ende der Welt
Provincetown: bunt und flippig Bild: Lädtke

Die mit allerlei Krimskrams verschnörkelten "Knusperhäuschen" stehen inmitten manikürter Gärten in einem Eichenwäldchen, in dem sich vor 185 Jahren Methodisten zu religiösen Versammlungen trafen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Zeltlager die Holzhaus-Siedlung Oak Bluffs, in der jetzt propere Feriendomizile mit romantischen Puppenstübchen die Kasse klingeln lassen.

In den Dünen beenden Strandwanderer gerade ihr Picknick und marschieren barfuß zum Leuchtturm. Schade, die untergetauchte Sonne lässt das Panorama vorübergehend in unvorteilhaftem Licht stehen und so gar keine Erinnerung an die leuchtende Bilderwelt eines Edward Hopper wach werden.

Im Frühling und Spätsommer reicht bei klarer Sicht der Blick von der Leuchtturmspitze bis hinüber nach Cape Cod. Wie ein zum Bizeps angewinkelter Arm ruht das krumme Stück Neuengland im Atlantik. Keine Hotelbunker oder sperrige Reklametafeln stören die Weitsicht. Dass diese friedvolle Gegend mit wogendem Dünengras, Preiselbeermooren und Wäldern nicht von Immobilienhaien geschluckt wurde, ist das Verdienst von John F. Kennedy. Er ließ 1961 einen Großteil des Kabeljau-Kaps zur National Seashore erklären und verhinderte eine Zersiedlung. Strenge Regeln lassen Bausünden weiterhin nicht zu. Der nördliche Zipfel dieser Heilen-Welt-Idylle ist am wenigsten bebaut. Mangels Ahornbäumen leuchtet der Indian Summer in der 300 Meilen weiten ungezähmten Küstenlandschaft zwar nicht so prächtig wie im Westen von Massachusetts, dafür hat der Wind viel Platz, um über der Weite Luft zu holen. Oben strahlt die Sonne von einem tiefblauen Himmel, im Westen rauscht der stille, im Osten tobt der raue Atlantik, und geradeaus an der Kapspitze steht am Ende der Welt einsam ein Leuchtturm. Edward Hopper hat Skizzen und Eindrücke solcher Szenen in Gemälden festgehalten und der Welt als eine Poesie der Einsamkeit ins Gedächtnis gerahmt.

Beatniks und Hippies

Bunt, bizzar, lebhaft. Im Vergleich zum gediegenen Rest auf Cape Cod ist Provincetown ganz schön flippig. Seit Beatniks und Hippies den Fischerort an der Kapspitze entdeckten, ist das freigeistige Künstlerstädtchen ein Vergnügungsplatz für Zivilisationsflüchtlinge, Schwule und Lesben. Muskelbepackte Gays, Transvestiten in schrillen Kleidern und Touristen in Shorts und Badeschlapfen ziehen in Neuenglands Spaßecke durch die Commercialstreet.

In einem der schicken Cafés beeilt Luuk sich, seinen Cocktail zu bezahlen. "Nach 30 Jahren gibt es für mich hier nicht mehr viel zu sehen", räumt der Komponist aus Holland ein. Den Sonnenuntergang am Race Point Beach werde er mit einem Glas Sekt und einem Stanitzel voll Hummersandwiches jedoch noch weitere tausendmal erleben wollen: "Als "Dope" für die Nacht und Inspiration für den nächsten Tag.

Für Ausflüge in alle Himmelsrichtungen empfiehlt sich auf Cape Cod die in der Mitte der Halbinsel zentral gelegene schicke Hafenstadt Chatham. Wenn der Sonnenball über der geschützten Bucht hochsteigt, wechseln die Farben über der Sommerfrische von Glutrot in Violett, Gelb und später Flirrendblau. Ein Motiv, das Edward Hopper wohl übersehen hat.

Informationen

Eine 8-tägige Busrundreise "Indian Summer in Neuengland" hat Dertour ab 1199 Euro ab/bis Boston im Programm. (dertour.de) Mit dem Mietwagen kostet eine 14-Tage-Rundreise bei Meier´s Weltreisen ab/bis Bosten ab 2498 Euro (meiers-weltreisen.de) Essen und Trinken: Cape Cod: Ausgezeichnete 5-Sterne-Küche mit hoch dekorierten Weinen im Chatham Bar Inn in Chatham, 297 Shore Road (chathambarsinn.com); Tipp: In Provincetown in Mews Restaurant, 429 Commercial Street, Hummer-Risotto mit geröstetem Nussbutter-Kürbis in Waldpilz-Brühe bestellen. (mews.com)

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