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Zikadengesang am Hippiestrand

Von Franz M. Rohm, 04. Juni 2017, 19:04 Uhr
Zikadengesang am Hippiestrand
In Logaras ticken die Uhren noch langsamer. Das Fährschiff läuft erst um halb fünf ein ... Bild: Franz M. Rohm/www.srt-bild.de

Paros: Im Ostteil bietet die Insel sowohl ruhige Buchten als auch Strände für das Partyvolk

In grellen Tönen zirpen die Zikaden ihre Liebeslieder am Strand von Logaras auf Paros. Die Tiere sitzen in perfekter Mimikry fast unsichtbar auf der Rinde der Tamarindenbäume, die wie seit Jahrtausenden ihren ätherischen Duft in die Mittagshitze schicken. Ein Stück weiter liegen in der langgezogenen Bucht die Touristen am grillheißen Strand und lassen sich bräunen. Vor ihnen schwappt das kristallklare Mittelmeer in Farben von Helltürkis bis Flaschengrün. Weiter hinten am Horizont flitzen Surfer, angetrieben vom Meltemi, dem starken Nordwind.

Logaras auf der Ostseite von Paros hat sich noch etwas vom Charme der Hippiezeit erhalten. Natürlich gibt es Bausünden wie die Betonruine am Ortsrand. Der zwei Kilometer entfernte Tanga Beach ist während der Sommerferien ein jugendtouristischer Häufungspunkt, der mit wummernden Beats aus meterhohen Lautsprechern und schweren Sonnenmilchdüften die Bucht überdeckt. "Aber immerhin haben wir durchgesetzt, dass ab 22 Uhr die Musik so leise ist, dass unsere Gäste nicht gestört werden", sagt Ionna Fisilanis, die mit ihren Geschwistern das größte Strandrestaurant und diverse Unterkunftsmöglichkeiten für Touristen in Logaras auf der Kykladeninsel betreibt.

Am Strand schlafen und haschen

Ionnas Mutter Catherina kann sich noch gut an die Anfänge des Tourismus in den frühen Siebzigern erinnern. "Die Hippies schliefen in Schlafsäcken am Strand und rauchten Haschisch." Auch einem harzigen Retsina waren sie nicht abgeneigt, und das Moussaka in der primitiven Taverne ihres Vaters war oft ausverkauft. Heute schupfen die Wirtskinder den Laden, der vor einigen Jahren vergrößert und modernisiert wurde. Zur Hochsaison im Juli und August gehen bis zu 600 Mahlzeiten pro Tag über die Tische. Geblieben ist die Gemütlichkeit in Form der kordelbezogenen Stühle in Hellasblau. Noch immer können Gäste in die Küche gehen und mittels Blick in den Topf entscheiden, was sie essen möchten.

Auf der großen Terrasse vor dem Lokal trocknen dunkelbraune, handtellergroße Tintenfische. Die Preise für die meisten Gerichte liegen zwischen sechs und zehn Euro. Der wunderbare Greek Salad zählt bei den Gästen zu den Rennern. Nur für Frischfisch zahlt man Fantasiepreise. "Alles leergefischt", erklärt lakonisch Gregori, der neben Fisilanis ein kleines Kafenion betreibt.

Bei ihm sitzen zum ersten "Bier nach vier" die alten Griechen und die in die Jahre gekommene Jeunesse dorée der Siebziger, heute mit silbernen Strähnen im Haar und Krähenfüßen um die Augen. Die eine oder andere Flasche einheimischen Mythos-Bieres wird an den Mund geführt.

Atmosphäre tiefer Gläubigkeit

Währenddessen warten die Kinder der Ex-Hippies auf die Bugwelle des Fährschiffes Alexander. Täglich um halb fünf läuft es in den Sommermonaten in den nahen Hafen von Piso Livadi ein. Rechterhand führt die enge Küstenstraße in den belebten Ort, der gerne für einen Absacker nach dem Abendessen aufgesucht wird. Hoch oben thront das Kloster von Agios Antonios, in dem seit mehr als 700 Jahren Mönche dem Kirchenheiligen gleichen Namens huldigen. Der anderthalbstündige Aufstieg ist ein anstrengender Ausflug. Aber die mit schönen Ikonen geschmückte, vom Ruß unzähliger Opferkerzen dunkel patinierte Kapelle belohnt mit der Atmosphäre tiefer Gläubigkeit und einem weiten Blick über die Insel.

Ein weiteres Ausflugsziel ist das zwei Kilometer landeinwärts gelegene Städtchen Marpissa, dessen Hafen Logaras früher war. Marpissas verwinkelte Gassen atmen weiße Kalkfarbe. Verwunschene Perspektiven mit hellblauen Kuppeln, weißen Wänden und bougainvillea-bewachsenen Torbögen versetzen die Besucher in eine fast magische Stimmung. Lange nach Einbruch der Dunkelheit trifft man sich auf einem kleinen, mit Gummibäumen bestandenen Platz und speist bei Charoula unter freiem Himmel bodenständige Köstlichkeiten wie Schnecken in Zwiebelsoße und Auberginenpuffer. Dazu schmeckt der preiswerte Rosé ebenso wie der beerig-schwere Moraitika, der Spitzenwein der Insel. Herrlich beschwingt führt der Weg hinunter nach Logaras, wo in den Tamarindenwäldchen die Zikaden ihr Liebesgezirpe in die sternenhelle Nacht schicken.

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