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Weltnaturerbe am Äquator

Von Sabine Neuweg und Alois Peham, 12. September 2015, 00:04 Uhr
Weltnaturerbe am Äquator
Die Begehung des Mount Kenya hält einige herausfordernde Abschnitte parat. Eine gute Kondition und Höhentauglichkeit sind Voraussetzungen für die erfolgreiche Besteigung. Bild: Peham

Die Besteigung des zweithöchsten Berges Afrikas ist ein außergewöhnliches Bergerlebnis. Am Weg hinauf zum Point Lenana durchquert man mehrere Vegetationszonen.

Eine geplante Besteigung des Kilimandscharo in Tansania war der Anlass für unsere Tour zum Mount Kenya. Wir wollten auch eine zweite Bergregion kennenlernen und entschlossen uns, nicht zuletzt auch zur Akklimatisation, den Mount Kenya als Ziel zu wählen.

Die höchsten Gipfel dieses Bergmassivs, der Nelion mit 5188 und der Batian mit 5199 Meter, bleiben Kletterern vorbehalten. Für Bergwanderer ist der knapp 5000 Meter hohe Point Lenana der höchste Punkt des nordöstlich von Nairobi gelegenen Gebietes.

Uns hat der zweithöchste Berg Afrikas – mitten im Mount-Kenya-Nationalpark gelegen – vor allem auch mit seiner landschaftlichen Vielfalt verzaubert. Nach einem langen Flug mit stundenlangen, wetterbedingten Verspätungen, landen wir in Nairobi. Der Kleinbus mit unserem Guide Josphat wartet bereits auf uns und schon sind wir unterwegs Richtung Norden. Kleine Dörfer säumen die Straße.

Das Leben spielt sich hier im Freien ab. Obst- und Gemüsestände vor breiten Fuß- und Radpisten, die sich kilometerlang neben der Fahrbahn erstrecken. Nach einer Nacht in einem Hotel in Nanyuki treffen wir unsere Begleitcrew am Sirimon Gate, dem im Nordwesten gelegenen Eingang zum Nationalpark. Die Camps, in denen wir übernachten, sind einfache Berghütten ohne Heizung, aber mit Wasser und Schlafkabinen mit Stockbetten. Die Verpflegung und Ausrüstung inklusive Daunenschlafsäcke werden von den Trägern transportiert. Wir sind mit dem Tagesrucksack unterwegs. Die Anspannung nach der langen Anreise ist wie weggeblasen. Endlich geht es los, unser Gepäck wird auf die Träger verteilt.

Vom Sirimon Gate zum Old Moses Camp

Eine breite Piste aus roter Erde führt durch die anfangs dichten Wälder. Eine Tafel macht uns auf die Überquerung des Äquators aufmerksam, Elefantendung liegt am Weg, ein Adler kreist über uns. Immer wieder kommen uns gut gelaunte Träger und mehr oder weniger erfolgreiche Bergsteiger entgegen. Die Höhentauglichkeit ist der springende Punkt. Auf etwa 3200 Metern Höhe verändert sich die Vegetation. Heide- und Buschlandschaft prägt das Bild bis zum ersten Tagesziel, dem Old Moses Camp. Das Essen ist bereits fertig, bald sitzen wir bei Nudelsuppe, Bohnen, Brot und Obst, wärmen uns mit heißem Tee. Es war kalt in der Hütte, da schätzt man den warmen Schlafsack umso mehr. Auch die Höhe haben wir gespürt und sind immer wieder aufgewacht. Der weitere Weg entschädigt uns: Lobelien, Senecien und verschiedene Kakteen dominieren das exotische Bild. Ein kurzer Abstieg führt uns hinab ins Mackinder-Tal zu einem idyllischen Jausenplatz. Ein Bächlein plätschert neben uns. 4000 Meter zeigt kurz darauf der Höhenmesser. Bald begleiten uns Nebelfetzen, dann ziehen dichtere Wolken auf. Im Schneeregen arbeiten wir uns den letzten, etwas mühsamen Anstieg hinauf zum Shipton Camp. Drei bayerische Bergsteiger sind mit dem Zelt unterwegs. Campieren bei diesem Wetter ist nicht gerade lustig. In der Hütte ist es zwar kalt, aber wir sind im Trockenen.

Strahlender Sonnenschein empfängt uns am nächsten Morgen, der Blick zu unserem Gipfelziel ist eindrucksvoll.

Von der Austrian Hut auf den Point Lenana

Man könnte von hier in der Nacht direkt aufsteigen zum Point Lenana. Wir geben uns noch einen Tag mehr für die Akklimatisation, machen uns auf den Weg Richtung Österreicher Hütte. Die Landschaft wird karger.

Vorbei an einem kleinen See geht es steil hinauf auf einen Rücken, dann quert man in einem langen Anstieg durch Geröll hinauf zur Austrian Hut auf 4730 Meter. Die kleine Hütte wurde 1972 mit Unterstützung des Österreichischen Alpenvereins errichtet.

Weltnaturerbe am Äquator
Der Bau der Austrian Hut wurde 1972 vom Österreichischen Alpenverein unterstützt. Bild: Peham
Der Bau der Austrian Hut wurde 1972 vom Österreichischen Alpenverein unterstützt.
 

Wir spüren die Höhe unterschiedlich stark: Appetitlosigkeit, Atemnot, Übelkeit und Kopfweh sind unangenehme Anzeichen. Am Abend schneit es, gegen Mitternacht wird es sternenklar. Der Vollmond verzaubert die Landschaft, als wir gegen fünf Uhr früh aufbrechen. Warm eingepackt geht es im Schein der Stirnlampen dem Gipfel entgegen. 250 Höhenmeter führt der Weg über einen Felsgrat hinauf, kurze Abschnitte sind mit Seilen gesichert, insgesamt gibt es keine technischen Schwierigkeiten.

Höchster Klettersteig

Ein erstes Rot zeigt sich am Horizont, unter uns der Lewis Gletscher, gegenüber die beiden Klettergipfel. "Höchster Klettersteig der Welt" steht kurz vor dem Gipfel. Eisenklammern helfen über eine letzte Felshürde, dann stehen wir am "höchsten Punkt für Normalsterbliche" – wie der Lonely Planet-Reiseführer pathetisch übertreibt. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen. Wir freuen uns mit Josphat und seiner Nichte Ann über dieses Gipfelerlebnis.

Weltnaturerbe am Äquator
Es ist geschafft. Der Point Lenana ist der höchste Punkt für Bergwanderer. Bild: Peham

 

Es ist geschafft. Der Point Lenana ist der höchste Punkt für Bergwanderer.    Fotos: Peham
 

Der Abstieg führt nach Osten erst über Geröllwege hinab, weiter unten wird es grüner, vorbei an unzähligen Senecien erreichen wir unseren Frühstücksplatz beim Mintos Camp. Unser Koch hat auf einer Blechplatte einen Tisch im Freien improvisiert, wir genießen in der Sonne Porridge, Toastbrot, Obst und schwarzen Tee.

Hoch über dem Nithi River mit einer eindrucksvollen Schlucht schlängelt sich der Weg über einen endlosen Rücken durch Heide- und Buschland in die Regenwaldregion zur Meru Mount Kenya Lodge. Eine Dusche, Bier und ein Bett erwarten uns. Vom Chogoria Gate sind es noch knapp zwei Stunden auf schlammigen Wegen hinab zur Straße, wo der Jeep wartet, der im Schlamm festsitzt. Mit vereinten Kräften schafft es die Crew, ihn flott zu machen, auf rutschigen Pisten geht die abenteuerliche Fahrt hinab nach Chogoria. Mit einem gemeinsamen Essen bedanken wir uns bei unseren Trägern und Guide Josphat für die unvergesslichen Tage am Mount Kenya.

Zahlen und Fakten

Die Fünftagestour: Anstieg über die Sirimon Route, Abstieg über die Chogoria Route:
1. Sirimon Gate (2650 m) - Old Moses Camp (3380 m) in 3 Std., 9 km, 750 Höhenmeter;
2. Shipton Camp (4200 m) in 6 Std., 14 km, 1000 Höhenmeter; 3. Austria Hut (4730 m) in 4 Std., 8 km, 600 Höhenmeter;
4. Point Lenana (4985 m) - Mintos Camp (4300 m), Meru Mt. Kenia Lodge (2970 m) in 9 Std., 21 km, 350 Höhenmeter bergauf, 2080 bergab
5. Straße nach Chogoria (2550 m) in 3 Std., 10 km, 400 Höhenmeter bergab - mit dem Jeep nach Chogoria.

Anforderung: Nicht schwierige Hochgebirgstour, gute Kondition und Akklimatisation notwendig. Anstieg auf den Lenanagipfel mit kurzen Seilsicherungen. Beste Zeit: Jänner und Februar, August und September. Die Tour kann bei Veranstaltern sowie Reisebüros gebucht werden. Die Autoren haben sie selber organisiert. Sie waren sehr zufrieden mit ihrem Guide Josphat Muruga (murugajosphat@yahoo.com).

 

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