Wasser marsch zu Neujahr
In Thailand beginnt das Jahr 2016 erst am 13. April. Dann feiert man dort drei Tage lang Songkran – eine Riesenparty, bei der es ziemlich nass zugeht.
Inmitten lilafarbener Blüten sitzt der Buddha auf einem kleinen Holzstuhl. Neben ihm schwimmen Blüten in einem goldenen Bottich. Aor nimmt mit einer kleinen Metallschale Wasser heraus und gießt es langsam über die Figur. "So müsst ihr es machen", erklärt sie den Hotelgästen auf Koh Samui.
Vor der Arbeit früh am Morgen hatte die 37-Jährige bereits den Buddha aus dem Haus ihrer Eltern getragen und mit Wasser besprenkelt. So ist es Tradition. Songkran stand früher für Säuberung und Erneuerung. Am Abend zuvor wurden Häuser und Wohnungen geputzt. Am nächsten Morgen brachte man Blumen als Opfergaben in den Tempel. Anschließend wurden die Schreine mit Wasser gereinigt. Danach besuchten junge Thai ihre älteren Verwandten, um ihnen wohlriechendes Wasser mit Jasminblüten über die Hände zu gießen und so ihren Respekt zu beweisen.
Alle sind klitschnass
Das ist sozusagen der besinnliche Teil von Songkran. Denn die rituellen Waschungen sind im Laufe der Zeit zu einer gigantischen Welle geworden. Statt wie bei uns mit Knall, Peng und Feuerwerk das neue Jahr einzuläuten, feiern die Thai ihren Nationalfeiertag mit heftigen Wasserschlachten. Im ganzen Land stehen Menschen auf den Straßen und versuchen, die anderen klitschnass zu spritzen. Zimperlich oder gar wasserscheu darf man nicht sein.
In Chaweng Beach auf Koh Samui sowie in allen anderen Teilen des Landes mutieren die Orte zu Partyzonen mit riesigen Festumzügen. Auf offenen Lastwagen stehen die Einheimischen eng gedrängt. Es wird laut gehupt, und unentwegt werden Flaschen aus großen Wasserfässern gefüllt und auf die johlenden Schaulustigen gekippt. Die wiederum schießen aus Schläuchen und bunten Wasserpistolen zurück.
Darunter auch die neunjährige Grace aus Choeng Mon Beach. Denn Happy Songkran ist Sanuk – großer Spaß –, und nicht nur für Kinder, sondern für alle Altersgruppen. Das gilt für die Thai wie für die Touristen. Tan Guan Huat aus Malaysia macht mit seiner Frau und den drei Kindern Urlaub auf Koh Samui. Er erlebt Songkran zum ersten Mal und ballert begeistert Wassermassen aus der frisch erstandenen Pumpgun auf seine Gegenüber.
Farbe und Eiswürfel
Dass man tropfnass wird, stört bei den tropischen Temperaturen die wenigsten – obwohl einige Eiswürfel ins Wasser kippen. Bisweilen fliegt auch Farbpulver durch die Luft. Einige Mopedfahrer schützen sich mit pastellfarbenen Capes und Taucherbrillen vor dem großen Regen. Flüssiges gibt’s allerdings nicht nur von außen: Wie bei den meisten Partys wird mächtig gebechert.
Nach den Straßenumzügen geht es weiter zu Beachpartys. Die dauern bis in die frühen Morgenstunden. Aor macht nicht mehr mit. Ihr ist die Feierei inzwischen zu wild. Wie gesagt, zimperlich darf man nicht sein.