Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Vom Kuh- zum Kurort

Von Gerhard H. Oberzill, 12. Dezember 2016, 00:04 Uhr
Vom Kuh- zum Kurort
Dräuende Wolken über dem winterlichen Balaton bei Keszthely Bild: Oberzill

Im Sommer ist der ungarische Plattensee bei Österreichern beliebt, im Winter liegt er verlassen da. Eine gute Zeit, um Kunst- und kulinarische Schätze zu erkunden.

Die Boote sind eingemottet, das Schilf vertrocknet, eine Brise wirbelt Laub durch die Luft und peitscht das Wasser zu Wellen. Nur ein paar Schwäne schwimmen herum, wie übrig gebliebene Badegäste: jetzt ist die ideale Jahreszeit, um die Kunstschätze der Region nördlich des "ungarischen Meeres" zu bewundern, Köstlichkeiten aus Küche und Keller zu genießen und in Thermalquellen zu entspannen.

An attraktiven Plätzen fehlt es in "Transdanubien" keineswegs: Man denke nur an die beiden "königlichen" Städte Székesfehérvár, das alte Stuhlweißenburg, und Veszprém. In Herend öffnet sich bei Freunden erlesenen Porzellans erst das Herz und dann das Portemonnaie; die revitalisierte Burg Sümeg bietet bei deftiger Kost Ritterromantik; Wanderpfade führen durch den finsteren Bakony-Wald, in dem – wie wir spätestens seit Nikolaus Lenau wissen – Räuber hausen.

86.000 Bände voller Wissen

Am westlichsten Zipfel des Plattensees liegt Keszthely mit seinem imposanten Festetics-Schloss. Dessen Besuch ist Pflicht, was aber nicht heißt, dass man alle 101 Räume des Komplexes besichtigen oder sämtliche 86.000 Bände der holzgeschnitzten Bibliothek lesen muss. Zur Kur lässt sich im englisch-französischen Garten des ehemals gräflichen Anwesens Lustwandeln und im Kutschenmuseum emissionsfreie Mobilität studieren.

In der Nachbarschaft von Keszthely belegen drei Insel- oder Zeugenberge Transdanubiens Vergangenheit. Das ist nicht politisch gemeint, sondern geologisch, sind die drei Hügel doch die Reste erloschener und vom Zahn der Zeit benagter Vulkane. Deren berühmtester ist der 400 Meter hohe Badacsony, an dessen Hängen Welschriesling, aber auch Graumönch, Blau-stängler und andere autochthone Reben gedeihen.

Wein wurde hier "immer schon" angebaut. In jüngster Zeit erlangte eine Generation von innovativen Winzern nationalen Ruhm, der inzwischen auch ins Ausland dringt. Oft freilich ist die Produktionsmenge nicht groß, so dass sich kein Export lohnt. So degustiert man die edlen Tropfen am besten an Ort und Stelle in einer "Pince", einem Heurigenkeller inmitten der Weinberge.

Auch der Zeugenberg von Somló ragt unübersehbar aus der Landschaft. Wieder bedecken Rebstöcke die Hänge eines eingeschlafenen Vulkans. In den Kreszenzen dieses Terroirs, übrigens Ungarns kleinstem Weingebiet, ist das Feuer allerdings nicht erloschen. Der Basalt des Inselbergs strahlt die untertags gespeicherte Wärme nächtens an die Gewächse ab, Kraft und Geschmack des mineralstoffreichen Bodens sind schließlich in den Bouteillen wiederzufinden.

Manche betrachten Somlóer Wein bis heute als Medizin oder gar als Aphrodisiakum. In der Hochzeitsnacht (in Maßen!) genossen, soll er die Zeugung von männlichen Nachkommen fördern. Strittig ist, ob alle Weine der Region diese Wirkung entfalten oder nur der, wegen seiner Traubenform so genannte Juhfark, also "Lämmerschwanz". Dieser soll auch der Lieblingswein Maria Theresias gewesen sein, die allerdings elf Töchter und nur fünf Söhne gebar. Entweder war ihr Gemahl Franz Stephan von Lothringen abstinent oder die Theorie hält nicht. Wogegen die Statistik spricht: In und um Somló kommen angeblich ein Viertel mehr Knaben zur Welt als Mädchen.

Richtig futuristisch muten in Somló die – mit beträchtlicher EU-Förderung – von Dezsö Ekler geschaffenen Gebäude des Winzers Kreinbacher an, der seine Verkostungen in einer Art "Raumschiff" durchführt. Wobei er nicht nur Weißweine keltert, sondern auch Sekt. Vom selben Stararchitekten stammt der "Bunker" des nahen Pálinkahauses "Somló Spirit", das exquisite Obstschnäpse der Marke Cornus brennt. Der Dritte im Bunde, die Kellerei Tornai, ist hingegen kein Newcomer, sondern der Traditionsbetrieb der Region.

Jede Menge Thermalbäder

Bük – Sarvar – Hévíz, wie auf einer Perlenkette reiht sich in Westungarn ein Thermalbad ans nächste. Durch seinen Lotussee ist Hévíz wohl das Berühmteste. Eine hübsche Geschichte erzählt, dass vor zwei Jahrhunderten dem Grafen György Festetics aufgefallen sein soll, wie ein lahmendes Rindvieh regelmäßig den Schlamm des Seeufers aufgesucht und darin offenbar Linderung erfahren hat. Der Adelige stellte daraufhin für sein Volk ein paar Badehütten auf, aus denen sich im Lauf der Zeit die komplette Infrastruktur eines modernen Heilbades entwickelte. Aus dem Kuh- war ein Kurort geworden.

Ungarisches Tourismus-amt, Tel. 01/ 585 20 12 10 www.ungarn-tourismus.at

mehr aus Reisen

Skitouren rund um die Loseralm

Die Insel Guernsey: Das Erbe der Freibeuter

Unterwegs – von Wien bis nach Nizza

Kanada: Verliebt in die Weiten der Wildnis

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen