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Vom Inselglück bis zum Höhlentrip

Von Bianka Eichinger, 05. November 2016, 00:04 Uhr
Vom Inselglück bis zum Höhlentrip
Schneebedeckte Berge im Hintergrund, direkt am Meer das Stadtzentrum von Cannes und davor die beiden Îles de Lérins, die in wenigen Minuten mit der Fähre zu erreichen sind. Bild: Semec-Dervaux

Palmen, teure Shops, Hollywood-Schauspieler und Luxus-Yachten, dafür ist die Côte d’Azur weltweit bekannt. Was viele nicht wissen: Die Küstenregion in Südfrankreich ist ein Paradies für Natur- und Sportfans.

Entlang der Küstenstraße geht es von Nizza nach Cannes. Das Meer rechts, die Berge auf der linken Seite. "Bei uns kann man vormittags im Meer surfen und nachmittags dann Mountainbiken in den Bergen. Für Outdoor-sportler ist hier das Paradies", schwärmt Karin Osmuk, die in Cannes lebt. Doch bevor es sportlich weitergeht, ist erstmal eine Stärkung am Markt im Stadtzentrum angesagt. Die Stände sind voll frischem Gemüse, Käse, Meeresfrüchte und duftenden Blumen. Eine Spezialität, die es nur hier gibt, ist das sogenannte "Socca’nnes". Ähnlich einem Fladenbrot, das in einer speziellen Pfanne in einem Holzofen frisch zubereitet wird. Köstlich!

Mit der Fähre geht es von Cannes auf die nur wenige Minuten entfernten Îles de Lérins. Die beiden Inseln liegen direkt gegenüber der Stadt und dem Esterel-Gebirge und sind für die Einheimischen ein beliebter Ort zum Entspannen. "Viele Familien kommen hierher, um die Ruhe zu genießen und ein Picknick zu machen. Freizeitsportler gehen hier wandern oder segeln", so Osmuk. Mit der Fähre dauert die Überfahrt nach Sainte-Marguerite, der größeren der zwei, nur wenige Minuten. Neben ganz vielen Bäumen – der Wald aus Pinien und Eukalyptus umfasst 152 Hektar – überragt die königliche Festung von Vauban die Insel. Im Frühjahr und Sommer sind hier vor allem Schulkinder aus der Gegend untergebracht. Aber auch Privatleute können in dem ehemaligen Gefängnis Unterschlupf finden und die Gegend zu Fuß erkunden oder Wassersport treiben.

Eine ganz besondere "Schifffahrt" bietet Luc Dessauvages an (ab einer Person buchbar über www.tahitian-adventure.fr). Fasziniert vom Lifestyle in Tahiti schippert der leidenschaftliche Surfer mit polynesischen Pirogen seit gut einem Jahr übers französische Meer. Die traditionellen Boote aus dem Südpazifik gleiten mühelos auf dem Wasser und eignen sich daher optimal für längere Bootsausflüge. Ohne große Kraftanstrengung geht es paddelnd mit der Piroge, die einem Katamaran ohne Segel ähnelt, zur Insel Saint-Honorat. Rechts, links, rechts, links. Ist der Rhythmus beim Paddeln erst synchron, fühlt sich die Fahrt wie Meditation am Wasser an. Dank tahitianischer Klänge und dem türkisblauen Meer kommt man sich am Boot wirklich wie im Südpazifik vor.

Vom Inselglück bis zum Höhlentrip
Bis zu acht Personen können mit einer polynesischen Piroge über das türkisblaue Wasser gleiten. Bild: Osmuk, Perrot, Ronan Kerloch

Bis zu acht Personen können mit einer polynesischen Piroge über das türkisblaue Wasser gleiten.

 

"Es gibt nichts Besseres, als an so einem schönen Fleck der Erde ohne Hektik übers Wasser zu gleiten. Obwohl die Inseln so nahe am Stadtzentrum von Cannes liegen, herrscht eine ganz andere Atmosphäre und nichts zählt, außer das Hier und Jetzt", so der Aussteiger, der sonnengebräunt und in seinen Surfshorts ein chilliges Lebensgefühl ausstrahlt.

Zurück am Festland lädt die Altstadt zum Flanieren und vor allem auch Genießen ein. Ein hübsch dekoriertes Restaurant nach dem anderen reiht sich in den kleinen Gässchen an das nächste. Stöckelschuhe sollte Damen aber zu Hause lassen, ansonsten wird der Gang übers glatte Pflaster zum Spießrutenlauf. Neben den kulinarischen Köstlichkeiten – von Ravioli mit Langusten über Risotto mit Trüffel und Austern bis hin zu Crème brûlée – lädt die entspannte Atmosphäre zum Verweilen ein.

Einzigartige Via Souterratta

Am nächsten Tag geht es weiter zum schönsten Balkon über der Côte d’Azur, wie das Gebiet rund um die Parfümmetropole Grasse genannt wird. Sportbegeisterte kommen im Parc de la Moulière, rund eine Stunde mit dem Auto von Cannes entfernt, voll auf ihre Kosten.

Weltweit einzigartig ist die Via Souterrata, eine 300 Meter lange Strecke in 45 Metern Tiefe. Ausgestattet mit Ganzkörper-Schutzanzug, Stirnlampe und Handschuhen zeigt Gilles Charles, der Initiator der Via Souterrata, uns "seine" Höhle. Der ehemalige Pariser Feuerwehrmann ist Höhlenforscher mit Leib und Seele und hatte vor zwölf Jahren die Idee, auf diese originelle Art die Höhlenwelt und ihre Schätze auch Laien näher zu bringen. In Via-Ferrata-Technik bekommen auch Ungeübte ohne große Kraftanstrengung eine kleine Einführung in die Höhlenkunde.

Vom Inselglück bis zum Höhlentrip
Gänsehautfeeling ist auf der Via Souterrata garantiert. Bild: Osmuk, Perrot, Ronan Kerloch

Gänsehautfeeling ist auf der Via Souterrata garantiert.

 

Ist die Scheu, und auch ein bisschen Angst, vor dem Einstieg in die Höhle erstmal überwunden, eröffnet sich einem eine ganz neue Welt. Kalt ist es nicht, denn im Inneren der Höhle hat es konstant um die zehn Grad Celsius. Ab und zu ist es ein bisschen rutschig, aber die Klammern entlang der Wand sind schnell und leicht geschafft. Bei der Hängebrücke heißt es, große Schritte machen und nur nicht nach unten sehen. Gänsehautfeeling ist im so genannten Saal der Poesie garantiert, wenn alle Teilnehmer ihre Stirnlampe für eine Minute abschalten. "Genießt den Moment der absoluten Stille und Dunkelheit. Das ist ein einmaliges Erlebnis", so Charles, der sogar "Angsthasen" während der Tour für die Welt unter der Erde begeistern kann.

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Mit dem Mountainbike on Tour im Nationalpark. Bild: Osmuk, Perrot, Ronan Kerloch

Mit dem Mountainbike on Tour im Nationalpark.

 

Zurück an der frischen Luft erkunden wir mit dem Mountainbike das Flachland von Caille bis Cabris durch den regionalen Naturpark der Voralpen der Côte d’Azur. Einzige Schwierigkeit dabei ist es, sich auf die Strecke zu konzentrieren, da die beeindruckende Landschaft alle Blicke auf sich zieht. Auf der einen Seite leuchtet das blaue Meer, auf der anderen Seite die fast schon kitschig schöne Bergwelt.

Eintauchen in Picassos Welt

Gutes Schuhwerk ist auch für die kurze Wanderung am ehemaligen Zöllnerweg "Sentier de Tire-poil" in der rund eine halbe Stunde entfernten Stadt Antibes zu empfehlen. Die fünf Kilometer lange Strecke um das Cap d’Antibes direkt am Meer ist ebenso beeindruckend, wie die Altstadt von Antibes. Am Port Vauban reihen sich die Luxus-Jachten aneinander und einheimische Künstler präsentieren ihr Handwerk in ihren "offenen Ateliers". Glaskünstler Didier Saba, der früher ein bekannter Radiomoderator war, zeigt live und hautnah, wie seine bunten Vasen, Gläser, Schmuck und Bilder entstehen. Eine heiße Show! Nicht nur für Kunstliebhaber ist das Picasso-Museum ein Muss. Nach nur wenigen Stunden in Antibes ist klar, warum sich der weltberühmte Künstler hier so wohl gefühlt hat und seine größten Meisterwerke an diesem Ort entstanden sind.

Eines der Lieblingsgetränke Picassos war übrigens der Absinth. Den besten der Stadt gibt es in der Absinthbar "Balade en Provence", die an einer Ecke des provenzalischen Marktes liegt. Da sich das Lokal in einem Keller aus dem neunten Jahrhundert befindet und von außen kaum wahrzunehmen ist, kommen fast nur Einheimische und kaum Touristen her.

 

Info und Kontakt

300 Sonnentage gibt es durchschnittlich jedes Jahr an der Côte d’Azur. Outdoor-Sportler können daher nahezu das ganze Jahr über ihrem Hobby frönen. Informationen unter: www.frenchriviera-tourism.com bzw. at.france.fr.

Cannes ist immer eine Reise wert. Wer dort übernachten möchte, sollte sich vorab informieren, wann die Filmfestspiele bzw. Kongresse stattfinden (palaisdefestivals.com). Zu diesen Zeiten kosten Hotelzimmer das Vielfache.
Info: cannes-reiseziel.de und visitcotedazur.travel

Restaurant-Tipp: la tonnelle, tonnelle-abbayedelerins.com

Hotel-Tipp: La Bastide de L’Oliveraie, bastidedeloliveraie.com.
Wer auf der Insel Sainte-Marguerite übernachten möchte, muss mit Jeunesse Cannes (cannes-jeunesse.fr) Kontakt aufnehmen.

Via Souterrata: Reservierung online unter lou-pais.com.

Tourismusamt Antibes: antibesjuanlespins.com

Fly Niki: Hin- und Rückflug Wien–Nizza bietet Fly Niki ab 79 Euro. Info: www.flyniki.com

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