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Über den Wolken

Von Andreas Kremsner, 29. Juni 2016, 00:04 Uhr
Über den Wolken
Der Rollstuhl bleibt am Boden, während der Ballon abhebt. Bild: Fischer

Manfred Fischer aus Ostermiething reist gerne. Er sitzt im Rollstuhl und schreibt über seine Erfahrungen, die er auf den Reisen macht. Ein Rollifahrer aus dem Innviertel geht in die Luft.

Der Korb des Heißluftballons liegt auf der Seite. Manfred Fischer wird auf ein Rutschbrett gelegt, in den Korb geschoben und anschließend mit einem Sitzgurt, wie ihn Paragleiter verwenden, angeschnallt. Der Bunsenbrenner schießt heiße Luft in die Ballonhülle. Langsam bläht sie sich auf, bis der Ballon zu stattlicher Größe gewachsen ist und sich hebt. Dadurch richtet sich auch der Korb auf, erst jetzt kommen die anderen Fahrgäste und steigen ein. Es ist später Nachmittag an einem heißen Frühsommertag über dem Ammersee in Bayern.

Ballon, Kapitän und Passagiere sind bereit. Manfred Fischer hebt zum ersten Mal in seinem Leben in einem Heißluftballon ab, sein Rollstuhl bleibt am Boden zurück. "Es ist ein unglaubliches Gefühl, die Luftfahrt so unmittelbar zu erleben, den leichten Wind direkt auf der Haut zu spüren. Keine Metallwände oder Glasflächen stören den Kontakt", schwärmt er. Der Ballon schwebt am Himmel über Bayern; Menschen, Tiere und Seen sind auf Spielzeuggröße geschrumpft. "Es ist spannend, wie schnell so ein Ballon an Höhe gewinnt. Innerhalb kürzester Zeit waren wir auf über 2000 Meter. Unter uns ist eine Propellermaschine vorbeigeflogen. Faszinierend." Fischer ist begeistert und fasziniert.

"In Österreich wird diese Fahrt für behinderte Menschen nicht angeboten", sagt der 54-Jährige: Viel Recherche hätte es bedurft, ein Unternehmen zu finden, das auch Rollstuhlfahrer in die Luft befördert. Beim Ballon-Team Ammersee (ammersee-ballonfahrten.de), südwestlich von München, wurde der Innviertler schließlich fündig. "Als Rollstuhlfahrer muss man die Einstiegsmöglichkeiten vorher abklären, damit es keine Probleme gibt." Dass die Ballonfahrt für ihn rund zehn Prozent mehr kostet als für nichtbehinderte Menschen, findet er "okay", wie er sagt.

Durch eine neurologische Erkrankung ist Fischer seit 2002 auf den Rollstuhl angewiesen. Zwei Jahre später unternahm er mit einem seiner Söhne seine erste Reise mit Rolli; als Kandidat der Millionenshow nach Köln. "Weil das sehr gut ging, machten wir uns im folgenden Jahr zur Beobachtung einer ringförmigen Sonnenfinsternis nach Valencia auf." Astronomie ist Fischers Hobby.

Der zweifache Familienvater arbeitet für Special-Interest-Magazine in Österreich und Deutschland im Behindertenbereich, ist als freier Mitarbeiter auch für die OÖNachrichten tätig. Er schreibt über seine Reisen, vor allem aber sind ihm die "richtige Sprache beim Berichten über behinderte Menschen und richtiges Benehmen gegenüber diesen", ein Anliegen.

Hat sich die Reiseindustrie in den vergangenen Jahren auf behinderte Menschen eingestellt? "Ja, es ändert sich etwas, allerdings nur sehr langsam. Gerade was Unterkünfte betrifft. Oft wird Barrierefreiheit versprochen, ist aber nicht wirklich vorhanden. Das ist sehr ärgerlich." Häufig seien Türen zu eng, oder die Haltegriffe in WCs oder Duschen nicht auf passender Höhe. Der Innviertler hat gelernt, nachzufragen: Stufen, Lift, Raumgröße, Betthöhe, öffentlichen Verkehrsmittel und selbst der Zugang zu Sehenswürdigkeiten müssen zuvor gecheckt werden. "Ich wünsche mir, dass behinderten Menschen der gleiche Respekt entgegengebracht wird wie nicht behinderten. Hier ist noch ein Defizit festzustellen."

Nach 75 Minuten setzt der Korb sanft auf. Die Erde hat alle wieder, was folgt, ist die traditionelle Taufe der Neuen. "Luftgraf Manfred" und sein Firmling Samuel bekommen eine Champagnerdusche und eine unvergessliche Reise mit dem Ballon geht zu Ende.

 

Zur Person

Name: Manfred Fischer (54) wohnt in Ostermiething im Innviertel. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder (23 und 20 Jahre alt).

Beruf: Journalist und Sensibilisierungstrainer

Internet: www.facebook.com/manfred.fischer.3785

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