This land is my land
Das Interesse für die Welt war bei Andreas Mühlleitner immer da. Deshalb reist er. Wer viel herum kommt, sieht manches anders. Auch seine nähere Heimat, das Salzkammergut.
Es ist eine Liebeserklärung in Bildern, die Mühlleitner dem Salzkammergut gewidmet hat. Das mag kitschig klingen, kommt der Wahrheit aber sehr nahe. Der 44-Jährige nähert sich in seinem opulenten Bildband einer Region an, die jeder zu kennen glaubt, von der es aber genügend unbekannte Seiten gibt. Die lasse aber erkennen und sichtbar machen. Genau das tut der Autor und Fotograf.
Warum hat es den Innviertler ins Salzkammergut gezogen? Mühlleitner muss nicht lange überlegen. Eine Bergtour auf den Traunstein bezeichnet er als prägendes Erlebnis. "Der Berg hat in mir schon so etwas wie Sehnsüchte geweckt. Die Sehnsucht, über den Horizont zu schauen."
Diese Sehnsucht fand einen fruchtbaren Boden. Schon in seinen jungen Jahren war Mühlleitner begeistert von Heinrich Harrer und Herbert Tichy, von ihren Geschichten aus einer Welt, wie sie die meisten Menschen nie zu Gesicht bekommen werden. Die reisenden Entdecker fand er immer spannend. Durch sie und den Blick vom Traunstein-Gipfel kam er schon früh zum Reisen. Das Fotografieren entwickelte sich über das Reisen, erzählt der gelernte Installateur. Da sich im Leben immer wieder Kreise schließen, fand er für den Bildband ins Salzkammergut zurück. Ganz logisch.
Jetzt, da er schon einige Jahre Lebens- und Reiseerfahrung hinter sich hat, sieht er auch das, was vor der Haustür liegt, mit anderen Augen. Früher, da wollte er einfach nur weg. "Gleich nach der Lehrzeit musste ich ausbrechen." Mühlleitner flog mit zwei Freunden für ein halbes Jahr nach Australien, kaufte sich ein Auto und sie "zogen herum". Ein Abenteuer sei das damals noch gewesen. Denn in ihrer Heimat, dem Innviertel, waren sie die einzigen, die in die Welt hinaus zogen. Für sechs Monate, um zu erleben.
Neben der Sehnsucht, andere Länder kennen zu lernen, war sicher auch die Freiheit, das tun zu können, worauf man Lust hat, ein Antrieb für Mühlleitner zum Reisen. "Für mich ist der Freiheitsbegriff aber jetzt etwas anderes als er es damals war. Für mich ist Freiheit heute gleich bedeutend mit Zufriedenheit. Manchmal kann es auch Dankbarkeit sein, für das, was man schon machen hat dürfen." So spricht ein Mensch, der gerne philosophiert – und das auch zugibt.
Wenn Mühlleitner unterwegs ist, dann ist er kein Pauschalurlauber, wie er sagt. Er sei ein Wanderer und Fußgeher, "weil da die Erfahrungen und die Wahrnehmungen viel intensiver sind". Das gilt übrigens für Papua-Neuguinea genauso wie für das Salzkammergut. Neugier ist dort wie da notwendig.
Diese Neugier half ihm auch in der Region vor der Haustür, die er als Alpinist wie seine Westentasche kennt. Im Salzkammergut kam er zwar natürlich nicht an altbekannten Plätzen aber er schärfte schon seinen Blick und sein Augenmerk auf jene Landschaften und Motive, die nicht so bekannt sind. Oder er suchte ganz andere Blickwinkel. Oder besondere Stimmungen.
Bleibt letztlich nur die Frage, wann ein Fotograf eines seiner Bilder für gut genug befindet, um es herzuzeigen, in einem Buch zu veröffentlichen? Mühlleitner spricht dann davon, dass ein Bild von der Komposition her in sich stimmig sein sollte. So könne auf den Betrachter eine Faszination überspringen, die ihn möglichst lange bei dem Bild festhält. "Wenn ich mir Bilder vorstelle, sie mir visualisiere, geht es mir immer auch darum, etwas zunächst Unsichtbares sichtbar zu machen, das uns staunen lässt. In der Natur- und Landschaftsfotografie kann dieses durch ein gutes Bild ausgelöste Staunen auch wieder das Bewusstsein auf das eigentliche Wunder der Schöpfung lenken, das uns ach so wichtige Menschen irgendwie wieder etwas kleiner werden lässt." Da war er wieder, der Philosoph.
Der prachtvolle Bildband "Salzkammergut Panorama" von Andreas Mühlleitner ist 320 Seiten stark, in der Edition Panoptikum erschienen und kostet 39,90 Euro.
Zur Person
Name: Andreas Mühlleitner
Geboren: 1970
Wohnort: Der verheiratete Vater von drei Kindern im Alter zwischen 7 und 16 Jahren lebt in Aspach, Bezirk Braunau.
Berufung: Autor und Fotograf
Internet: www.muehlleitner.at; www.edition-panoptikum.at
Sehr gut gesagt!
Wenn man nicht irgendwie eingezwängt ist, hat man mehr vomm Leben.
Und das muss nicht unbedingt ein grosser Aktionsradius im wörtlichem Sinne sein.