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Sprachengewirr im hohen Norden

Von Bert Brandstetter, 31. Oktober 2015, 00:04 Uhr
Sprachengewirr im hohen Norden
Alex Zach mit Noah Bild: BB

Rund 600 Österreicher haben sich Finnland als zweite Heimat ausgesucht. Was die beiden Nationalitäten unter anderem verbindet? Schwarzer Humor, Leberkäs und die Liebe zu kurzen Tagen.

Für die Finnen beginnen jetzt die finsteren Zeiten. Wo anderswo die Sonne zu Mittag am Zenit steht, zeigt sie sich den fünf Millionen Finnen bereits jetzt nur mehr auf Halbmast, bevor sie im Winter überhaupt nur noch kurz vorbeischaut und es in Finnland meist finster ist. Die Finnen nehmen‘s gelassen. Und es gibt sogar eine erkleckliche Zahl an Österreichern, die dort oben inzwischen heimisch geworden sind.

Alex Zach zum Beispiel. Der 39-Jährige lebt seit 13 Jahren in Helsinki, und sein Leben ist nicht ganz unkompliziert. Seine finnische Frau gehört der schwedischen Sprachgruppe an. Die beiden haben zwei Kinder: Noah und Linus.

Deutsch, Schwedisch, Finnisch

"Ich spreche mit ihnen deutsch, meine Frau schwedisch", sagt Alex, weil die Kinder beides lernen sollen. Das Problem ist nur, dass Alex ein wenig Schwedisch versteht, es aber nicht spricht. Umgekehrt geht es seiner Frau so bei Deutsch. "Wie sprecht ihr miteinander?" "Ich deutsch, sie schwedisch." Ungläubige Nachfrage. "Ja, so funktioniert es", wiederholt Alex so überzeugt, dass man es ihm einfach glauben muss.

Alex Zach stammt aus Neumarkt im Hausruck und unterrichtet in Helsinki angehende Medienleute an einer Fachschule in den Bereichen Foto, Video und Grafik. Er ist einer von 600 Österreichern in Finnland, die meisten davon leben in der Hauptstadt Helsinki, so wie zehn Prozent aller Finnen.

Einer davon ist auch Gerald Helmreich. Für ein Jahr sollte er für eine Speditionsfirma nach Finnland gehen. Seither sind acht Jahre vergangen. War es die berufliche Herausforderung, waren es die finnischen Frauen? Gerald weiß es nicht mehr so genau. An seiner Seite präsentiert er jedenfalls stolz seine Anna mit der Tochter Matilda. Wegzugehen kann er sich kaum noch vorstellen. Drei-, viermal pro Jahr führt ihn der Weg sowieso heim nach Langschlag an der niederösterreichischen Landesgrenze, ansonsten fühlt er sich in Helsinki perfekt eingebunden in ein Netzwerk guter Freunde. Österreicher und Finnen verbindet seiner Beobachtung nach der schwarze Humor, den auch er gerne pflegt.

Ein waschechter Finne ist Sami Nurmikumpu. An der österreichischen Botschaft ist der 47-Jährige aber derjenige, der nicht nur alle versteht, sondern quasi auch alle österreichischen Dialekte in seiner Sprache vereinigt. Man hört steirische, kärntnerische, oberösterreichische Klänge und viele mehr. "Von überall bleibt a bissl was hängen", meint er und strahlt in seinem rot karierten Hemd, das er zur Krachledernen trägt.

Frau Botschafterin lädt ein

"Klar gehört sich das, noch dazu, wo wir heute den Empfang zum österreichischen Nationalfeiertag haben." Seit 22 Jahren steht Sami schon im Dienst der Botschaft, 1993 hat er begonnen, damals noch als Chauffeur des legendären Botschafters Wendelin Ettmayr. Jetzt werkt Sami in der Kanzlei, stellt Pässe und Staatsbürgerschaften aus und ist der, der fast alle kennt. "Ärzte gibt es aus Österreich, Autoren, Techniker, aber auch einen Biobauern, und ganz kurios: einer bietet oben in Lappland Safaris mit Huskys an."

Mit seinen beiden Töchtern spricht Sami deutsch und schickt sie auch zur deutschen Schule. Finnisch alleine wäre ihm zu wenig. Die Freundlichkeit der Finnen bekommen Besucher sofort zu spüren. Es ist nicht die überbordende Herzlichkeit, die ihnen entgegenschlägt, aber doch eine ruhige und besonnene Zugewandtheit. Elisabeth Kehrer arbeitet seit 2013 als Botschafterin hier und weiß um die Probleme der Finnen. Zum Beispiel jetzt, wo der Staat 22.000 Anträge von meist irakischen Flüchtlingen zu bewältigen hat, fünfmal so viel wie normal: "Seit eine rechtspopulistische Partei in der Regierung ist, sind Flüchtlinge auch hier zum Riesenthema geworden." Die Botschafterin hat Mühlviertler Wurzeln. Ihr Vater, der ehemalige Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer, Karl Kehrer, stammt aus Putzleinsdorf. "Dort habe ich in Neundling viele Sommer meiner Kindheit verbracht", erinnert sich die Diplomatin, die auch heute noch den typischen Dialekt dieser Gegend bei Bedarf einzusetzen vermag.

Nach Botschaftertätigkeiten in Malta und Chicago ist sie jetzt in Finnland zu Hause. Wie in den allermeisten Botschaften gibt es auch in Finnland einen Empfang anlässlich des Nationalfeiertags. Die Österreicher kommen gern mit ihren meist finnischen Partnern. Leberkäs, Würstel und Faschiertes lassen noch immer Heimatgefühle aufkommen, in einem Land, dessen Küche sehr fischorientiert ist.

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