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Sehnsucht nach Weite

24. Dezember 2016, 00:04 Uhr
Sehnsucht nach Weite
Berge, Wälder, Seen – das Kanada-Klischee könnte wahrhaftiger nicht sein Bild: Redl/Raiffeisen Reisen

Eine ungesunde Spezialität, Städte mit Höhen und Tiefen, überraschender Wein und Natur in Hülle und Fülle: Kanada kann’s, hat Bernhard Lichtenberger erfahren.

An Kanada kommt niemand vorbei. Als sich abzeichnete, dass Donald Trump als nächster US-Präsident ins Weiße Haus einziehen wird, brach die Website der kanadischen Einwanderungsbehörde zusammen. Doch nicht nur politisch Erschrockene lugen hoffnungsfroh hinüber in den zweitgrößten Staat der Erde. Der Reiseführer-Spezialist "Lonely Planet" hat Kanada als Trendziel Nummer 1 für 2017 ausgemacht. Die Sehnsuchtsdestination von Naturliebhabern erhält nämlich zusätzliche Anziehungskraft. Kanada feiert im kommenden Jahr 150. Geburtstag. Besuchern wird deshalb freier Eintritt in alle Nationalparks geschenkt. Und damit wird aus dem Kalauer, dass in Kanada kana da ist, nichts werden.

3700 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Montreal im Osten und Vancouver im Westen. Wir beginnen unsere Tour allerdings nicht oberirdisch: Weil es recht frisch werden kann und nicht jeder zum Inuit geboren ist, ging Montreal städtebaulich auch in den Untergrund. Wenn ein Schneesturm durch die Straßen pfeift, streifen die Menschen frohen Mutes durch ein 33 Kilometer langes unterirdisches Netz, zu dem es 2000 Zugänge gibt. Trockenen Fußes wird hier eingekauft, und selbst im Sommer, wenn eine porenöffnende Schwüle drückt, lebt es sich in den verzweigten Gängen recht angenehm.

Wer in der Metropole, die sich als Herkunftsort von "Captain Kirk" William Shatner, Jazz-Legende Oscar Peterson und des unlängst verblichenen Leonard Cohen preist, hoch hinaus will, steht bei 233 Metern an. Füchse, Waschbären und handzahme Eichhörnchen tummeln sich auf dem Hausberg Mont Royal, unter dessen Gipfel sich jedes Hochhaus im Stadtbild zu unterwerfen hat. Den bewaldeten Park, den 22 Kilometer Wanderwege (im Winter Langlaufloipen) zerschneiden, entwarf Frederick Law Olmsted, der auch den New Yorker Central Park in Form brachte. Am Fuße des Riesenhügels treffen sich beim Cartier-Monument an Sonntagen rhythmisch Inspirierte zum spontanen Trommeln und Musizieren. Überhaupt schauen die Montrealer, dass ihnen nicht fad wird. Alles, was im Freien passiert, heißt gleich einmal Festival, und davon gibt es rund 100 im Lauf eines Jahres.

Feiern macht Appetit. Wenigstens einmal sollte dieser mit einer Spezialität gestillt werden, die ebenso berühmt wie berüchtigt ist: "La Poutine". "Das ist zwar nicht gesund, aber bei einem Schneesturm reicht ein Salat nicht, da braucht es mehr Energie", sagt unser junger Wissensvermittler Carl. Und meint damit Kalorien. Das populäre Quebec-Fastfood besteht aus grob geschnitzten Pommes frites mit Käsebröckerln und gschmackig-dickem Bratensaft.

Formel 1 – mit 30 km/h

Formel-1-Fans mag es auf die Ile-Notre-Dame mit dem 4,3 Kilometer langen Rundkurs ziehen. In der rennfreien Zeit ist das Asphaltband in zwei Spuren geteilt. Links bewegen sich Radfahrer und Inlineskater, rechts kurven die Automobilisten mit 30 km/h, der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit. 300 km/h sind hier nur am Rennwochenende im Juni gerne gesehen. Dafür hat man von der Insel einen feinen Blick hinüber zum Hafen und der anschließenden Altstadt, die in den Gassen zwischen der Nelson-Säule und der prachtvollen Kathedrale touristisch bewegt ist. Wie sagt doch Carl, der die Wildnisführerausbildung macht und auch so aussieht: "In Montreal hat man Spaß, hier genießt man das Leben. Wer arbeiten will, muss nach Toronto ziehen."

Felicitas hat das getan. Vor 40 Jahren. "Als ich damals hier ankam", sagt die deutsche Auswanderin, "war Toronto tot. Und Montreal nur grau. Es ist phänomenal, wie sich Toronto seither entwickelt hat. Eine Erfolgsgeschichte, von Emigranten geschrieben." Für die sei nach wie vor genügend Platz in diesem riesigen, dünn besiedelten Land. Die Tundra im Norden ist nahezu menschenleer, daran schließt Nadel- und Mischwald an, ehe sich zwischen Ost und West der flache "Brotkorb", die Getreidekammer Kanadas, breitmacht.

Holzhacker in Kanada

Felicitas erinnert sich, dass ihr Vater, wenn er auf die Politik geschimpft hat, stets mit dem Satz endete: "Ich geh’ als Holzhacker nach Kanada." Die Tochter hat es getan. Nicht um Bäume umzulegen, sondern aus Abenteuerlust. Im multikulturellen, vibrierenden Wirtschaftszentrum Toronto, in dem Hochhauskästen wie Schwammerl aus dem Boden schießen, wuseln die geschäftigen Menschen wie auf den Straßen New Yorks flotten Schrittes aneinander vorbei. Kreuz und quer wird gebaut, ein typischer Baustil fehlt. Nur der CN Tower hält prägend seine Stellung. Rasant schießen die Aufzüge das 553 Meter hohe Wahrzeichen der Stadt hoch. Oben zieht das aussichtsreiche Restaurant gemächlich seine Kreise, und der zufrieden Speisende (das 45 Tage gereifte Steak mundet vorzüglich!) tut gut daran, sich vor dem Toilettengang die Nummer seines Tisches zu merken, der stetig weiter zieht.

Sehnsucht nach Weite
Totem-Pfahl der First Nation People, wie die kanadischen Ureinwohner politisch korrekt genannt werden. Bild: beli

Totem-Pfahl der First Nation People, wie die kanadischen Ureinwohner politisch korrekt genannt werden.

 

"In 15 Jahren", prophezeit Josef Ebner, gebürtiger Steirer und Direktor der 1600-Zimmer-Burg Chelsea Eaton Hotel, "wird es in Toronto aussehen wie in Manhattan." Privat ziehen den Tourismusmanager die Kleinode der Schöpfung stärker an. Das hat er wohl mit jenen gemein, deren Kanada-Sehnsucht nicht von Großstädten gespeist wird, sondern von der Erwartung, grandiose Natur zu erleben. Dazu gehört südlich von Toronto zweifellos das tosende Spektakel, das die Niagara-Fälle liefern. 53 Meter stürzen die Wassermassen über den hufeisenförmigen Abbruch in die Tiefe. Die Gischt prasselt auf die in rote Plastik-Pelerinen gehüllten Passagiere der Hornblower-Boote, die den Fällen sehr nahe kommen. Mit der Philosophie des amerikanischen Naturalisten Henry David Thoreau ("Ich habe nie eine Gesellschaft gefunden, die so gesellig war wie die Einsamkeit") kann man es hier allerdings nicht halten, denn im Schnitt treiben sich täglich 19.000 Besucher beim Naturschauspiel herum.

Eine beschaulichere und dezentere Benetzung erfährt man in einem der 75 Weingüter in der Niagara-Region, zum Beispiel bei Konzelmann. Deren Reben-Reihen reichen bis ans Ufer des Ontario-Sees, dessen Mikroklima den Anbau der 17 Traubensorten begünstigt. Die Stuttgarter Auswandererfamilie hat ihres dazu beigetragen, dass einem bei der Verkostung kanadischer Tropfen nicht mehr wie vor ein paar Jahrzehnten die Gesichtszüge entgleiten. Heute freut man sich über internationale Auszeichnungen, etwa für den Vidal-Eiswein, der zum Abschluss jedes Dinner versüßt.

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Ein Helikopter-Rundflug mit besten Aussichten: die Niagara-Fälle an der Grenze zwischen Kanada und den USA Bild: colourbox

Ein Helikopter-Rundflug mit besten Aussichten: die Niagara-Fälle an der Grenze zwischen Kanada und den USA

 

Dem kleinen kulinarischen Sprung zur Seite folgt ein großer gen Westen, wo augenscheinlich wird, was unsere Begleiterin Felicitas sagt: "Woraus besteht Kanada? Aus Wasser, Felsen und Wald." Der Banff National Park in den kanadischen Rocky Mountains zieht jährlich an die fünf Millionen Menschen an. Die Basis dafür legte in den 1880er Jahren der Eisenbahnpionier Cornelius Van Horne, der die transkontinentale Verbindung auf Schiene brachte und am malerischen Lake Louise in ein luxuriöses Bergresort investierte – nach dem Motto: Da wir diese prächtige Landschaft nicht exportieren können, müssen wir die Touristen importieren. Wer es hurtig mag, gleitet in der Gondel auf den 2451 Meter hohen Sulphur Mountain. Dort erfasst einen ein Glücksgefühl, ausgelöst von einem 360-Grad-Panorama mit Gipfelketten, Waldsäumen und Flusstälern. An tiefblauen Seen leckende Gletscherzungen, in tiefhängende Wolken gewickelte Felstürme, ein Wapiti-Platzhirsch mit seiner Herde, ein zwischen Bäumen verschwindender Elch und am Abgrund ziehende Dickhornschafe begleiten die Fahrt auf dem Icefield Parkway nach Jasper. Wegen eines frühen Wintereinbruchs Anfang Oktober bleibt es uns verwehrt, den gewaltigen Athabasca-Gletscher im Spezialmobil zu erkunden. Der frische Schnee beraubte das Gefährt seiner Haftkraft. Zwar ist die Sinnhaftigkeit sogenannter Skywalks Ansichtssache, prickelnde Aussichten durch den Glasboden auf den 280 Meter darunter liegenden Talboden eröffnet der 30 Meter hinausragende Rundbogen als Gletscheralternative allemal.

Da ist der Bär los

Näher geht einem gewiss der Maligne Canyon, den schmale Stege und Brücken begleiten. Schicht für Schicht hat sich der Fluss im Laufe der Zeit durch das Kalkgestein gefressen, zerklüftete Platten, enge, tiefe Schluchten und natürliche Wasserbecken geformt. Auf dem Weg zurück passieren wir eine Rangerin, die ihr Bärenwissen recht pfiffig an die Umstehenden weitergibt. "Ein Radfahrer und ein Grizzly sind hier aneinandergeraten. Erster Fehler: Der Radler hatte seinen Pfefferspray im Rucksack. Zweiter Fehler: Er radelte davon. Ein Grizzly kann bis zu 50 km/h schnell laufen. Der Radler hatte Glück. Der Bär biss in den Rucksack, genau in die Spraydose, was ihm nicht geschmeckt hat. Aber merkt euch: Nie weglaufen, sonst könnt ihr gleich ,Grüß Gott’ sagen!"

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Ein Stück des imposanten Maligne Canyons im Jasper-Nationalpark Bild: beli

Ein Stück des imposanten Maligne Canyons im Jasper-Nationalpark

 

Wem die Wildnis zu wild ist, um ihr wandernd, kletternd, paddelnd oder radelnd zu begegnen, der bereist sie genussvoll im Rocky Mountaineer, vorzugsweise in der luxuriösen Gold-Leaf-Klasse mit Panoramafenstern. In zwei Tagen zuckelt der Sonderzug mit Speisedeck auf seiner "Reise durch die Wolken" von Jasper nach Vancouver, entlang von Seen, tiefen Schluchten, mäandernden Flüssen, feuchtem Grasland. Die Wolken geben den Blick auf den 3954 Meter hohen Mount Robson frei, den höchsten Berg der kanadischen Rockies. Auf knorrigen Baumleichen nisten Weißkopfadler-Paare, die man irgendwann zu zählen aufhört. Landschaften werden passiert, die Zivilisationsabhängigen wie ein Nichts vorkommen mögen, aber ein grandioses Etwas sind.

Endstation Vancouver – die Stadt, die schon einmal ironiegetränkt für sich wirbt: "Kommen Sie und besuchen Sie unser schlechtes Wetter!" Wenn sich dieses nicht sehen lässt, lädt der ausladende Stanley Park zu einem Spaziergang zu den Totempfählen ein, die daran erinnern, dass dies einst Indianerland war. Auf Vancouver Island, mit der Fähre in 95 Minuten zu erreichen, trifft man in den seit 1904 bestehenden Butchart-Gärten auf die von 100 grünen Daumen arrangierten, alle Farben und Formen spielenden Anlagen. Und damit es "Ende gut, alles gut" heißt, kehrt der Durstige in Victoria auf ein gepflegtes Bier in der bewusst ungepflegten, mit hinterwäldnerischem Ruf bedachten "Big Bad John’s"-Bar ein. Bekritzelte Büstenhalter baumeln von der Decke, Erdnussschalen bedecken den Boden. Und ein Gast seufzt zufrieden: "Es gibt doch noch ein paar Quadratmeter auf der Erde, wo ein Mann Mann sein darf."

 

PS: In Montreal fand man Folgendes Anfang Oktober witzig: "Wenn Trump Präsident wird, bauen wir eine Mauer." Sehr lustig.

 

Kanada – Vom Osten in den Westen

Die Reise: Raiffeisen-Reisen veranstaltet diese zweiwöchige „Best of Kanada“-Reise 2017 zu vier Terminen: 19.5. - 1.6., 24.6. - 7.7., 29.7. - 11.8., 2.9. - 15.9.

Das Angebot: Linienflüge mit Air France/KLM ab/bis Wien, Inlandsflug Montreal-Calgary mit Air Canada. Die Rundreise mit 12 Nächtigungen/Frühstück umfasst folgende Stationen: Toronto, Niagara-Fälle (inkl. Hornblower-Bootsfahrt), 1000-Islands-Bootstour, Ottawa, Quebec, Montreal, Calgary, Banff-Nationalpark, Jasper (inkl. Fahrt mit dem „Ice Explorer“ auf dem Athabasca-Gletscher), Sun Peaks, Vancouver, Vancouver Island mit Victoria und Butchart-Gärten; Reisebegleitung ab/bis Österreich, lokale deutschsprechende Reiseleiter.
Preis: ab 3995 Euro pro Person im Doppelzimmer; EZ-Zuschlag ab 790 Euro

Einreise: Österreicher müssen vor dem Abflug die Einreisegenehmigung eTA online gegen eine Gebühr von 7 Kanadischen Dollar (ca. 5 Euro) beantragen (www.cic.gc.ca/english/visit/eta-start.asp)

Information und Buchung:
Reisewelt GmbH, A-4020 Linz, Landstraße 31,
Tel: +43 732 779231 67157, landstrasse@reisewelt.at

Bonus: Für Buchungen bis 31. Jänner 2017 gibt es anlässlich des Jubiläums „150 Jahre Kanada“ einen Frühbucherbonus von 150 Euro pro Person.

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