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Schiefer als der Turm von Pisa

Von Marlies Heinz, 23. September 2014, 00:04 Uhr
Schiefer als der Turm von Pisa
Bärbel Köllen und "ihr" schiefer Kirchturm Bild: Marlis Heinz/www.srt-bild.de

Der Kirchturm von Bad Frankenhausen im deutschen Thüringen ist schiefer als der berühmte Turm von Pisa. Das Jahr neigt sich, der Turm ebenfalls. 2014 könnte sein Schicksalsjahr werden.

Wohin würde er fallen, wenn er fällt? Häuser blieben zwar verschont, aber in den Grünanlagen hinter dem Kirchturm hielte kein Blatt am Zweig, wenn die Gesteinsmassen herab donnern.

Vor den Häusern der Oberkirchgasse stehen ein paar Nachbarn und plaudern. Wer hier wohnt, der bekäme es zumindest mit Staubwolken, wenn nicht gar mit Brocken zu tun. Spontane Volksabstimmung: Wer ist für den Abriss des Turmes? Eine leichte Mehrheit.

Aber noch steht er, der Turm der Oberkirche von Bad Frankenhausen. Im vergangenen Jahr wurde der 56 Meter hohe Turm das letzte Mal mit dem Lot vermessen: Abweichung 4,60 Meter. Und diese wird jährlich rund zwei Zentimeter mehr. Damit ist der Turm schiefer als sein bekannter Kollege aus Pisa.

Das bringt Touristen in das kleine Städtchen, sogar aus Übersee. Am Fuße des Turmes – dort wo er garantiert nicht hinfallen wird – wurde sogar ein Pavillon errichtet. In dem sitzt ein Mitglied des Fördervereins Oberkirche Bad Frankenhausen e.V., verkauft Info-Material sowie Souvenirs mit dem Aufdruck des Turmes und gibt Auskünfte.

Heute hat Vereinsvorsitzende Bärbel Köllen Dienst. Sie hat die Geschichte des Bauwerks im Kopf, erzählt von dessen Fertigstellung anno 1382, von prachtvoller Gestaltung, von Stadtbränden und Plünderungen und von planlosen Umbauten. Schon im 17. Jahrhundert, so die Chronik, hatte sich der Turm einseitig gesenkt; dem schiefen Bild wurde später kurzerhand mit optischen Tricks entgegengewirkt.

Dass nun ausgerechnet 2014 zum Schicksalsjahr erklärt wurde, hängt damit zusammen, dass der Statiker bis eben jetzt dessen Standfestigkeit berechnet und zugesichert hat. Dann will keiner mehr seine Hand ins Feuer legen. Das Bemühen um die Rettung des Turmes geht nun in seine entscheidende oder möglicherweise letzte Runde.

Bärbel Köllen hat auch dazu viele Geschichten zu erzählen, über die Lobbyarbeit ihres Vereins, über die Jagd nach Fördermitteln und über die Hoffnung auf die neue Landesregierung. Es gebe nämlich die Möglichkeit, den Turm über eine Art Stützkorsett zu retten. Die früher ins Auge gefasste Lösung, den Untergrund mit Beton zu verpressen, fiel ins Wasser – ins Quellwasser. Die Kirche – übrigens errichtet von einer christlichen Gilde der Salzsieder – wurde nämlich auf Salz gebaut. Neben Gesteinsverwerfungen und Oberflächenwasser sorgte dessen Auflösung im Laufe der Jahrhunderte für die Instabilität des Baugrundes. Das Salz also, das Bad Frankenhausen einst wohlhabend gemacht hatte, wird zum Problem für die schräge Sehenswürdigkeit. Und natürlich will man sich die Elisabethquelle, die nahe der Kirche zutage tritt, nicht mit einem Betonklumpen verstopfen. Denn ob die Touristen nur wegen des schiefen Turmes kommen würden, das ist fraglich. Eigentlich ist es nach wie vor das Salz, das Bad Frankenhausen zu Gästen verhilft. Zu Kurgästen und solchen, die einfach nur in der Sole der Kyffhäuser-Therme abtauchen wollen.

Und zu Neugierigen, die gerne Salz-Geschichten hören. Mystisch geht es dabei in der sagenumwobenen Barbarossa-Höhle zu, die wegen ihres Anhydrit-Gesteins als geologische Rarität gilt. Und ganz anschaulich bei den Siede-Vorführungen im Kurpark, wenn zwei Salzsieder demonstrieren, wie einst aus Sole das weiße Gold gewonnen wurde.

Das alles wird noch lange zu sehen sein. Nur wer einen Blick auf den Turm werfen will, der sollte sich sputen.

Tourist-Information in 06567 Bad Frankenhausen, Anger 14, www.bad-frankenhausen.de, www.oberkirchturm.de

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