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Rutsch mir doch den Rüssel runter!

Von Sibylle Kamptz, 05. Oktober 2013, 00:04 Uhr
Rutsch mir doch den Rüssel runter!
Die gutmütige Elefantendame mit ihrem noch etwas unsicheren Passagier im Nacken. Bild: Kamptz/srt

Das Glück der Erde liegt auf den Rücken der Elefanten. Und wie man diese führt und reitet, kann man in Thailand in einem Kurs erlernen.

Kameras klicken, Handys filmen: Doch nicht ich bin der Star, sondern Prachuab. Sie ist 32 Jahre alt, hat borstige Haare und ein wenig ausgefranste Ohren. Vor allem aber ist sie hungrig und streckt neugierig ihre Nase über den Zaun. Genauer gesagt ihren Rüssel, denn Prachuab ist eine Elefantenkuh. Seit 60 Minuten sind wir ein Team und treten gemeinsam im „Thai Elephant Conservation Center“ im nordthailändischen Lampang auf.

Vor Hunden habe ich Angst, Katzen traue ich nicht, und Pferde erscheinen mir unberechenbar – aber Elefanten sind schon immer meine Lieblingstiere gewesen. Sie bewegen sich ruhig, gemächlich, fast lautlos, strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Zum Glück sieht das meine Familie ähnlich: Als wir allesamt in praktische, blaue Anzüge aus festem Baumwollstoff gekleidet zur ersten Lektion unseres zweitägigen Mahoutkurses, eines Elefantenführerscheins, antreten, zögern weder der Sieben- noch der 13-Jährige eine Sekunde, sich den grauen Riesen zu nähern.

Wie rauf, wie runter?

Jeder von uns hat dabei seinen eigenen Elefanten und einen erfahrenen Mahout, einen Elefantenführer, der alles vormacht und die Situation im Auge behält. Mir zeigt Nut, wie ich auf Prachuabs Rücken komme: Mit der rechten Hand oben am Ohr festhalten, dann von ihrem angehobenen Vorderbein abstoßen und irgendwie hinaufkrabbeln. Lustiger ist das Absteigen: Beine nebeneinander über den Kopf legen und dann über den Rüssel hinunterrutschen.

Stoisch lässt Prachuab all das mit sich machen. Sie ist einer von rund 50 Elefanten, die in dem „Thai Elephant Conservation Center“ (TECC) im Norden Thailands leben. Die bis zu drei Meter großen Tiere wurden traditionell bei der Waldarbeit eingesetzt. Seit der Abbau tropischer Hölzer in Thailand verboten ist, ist das Überleben der Arbeitselefanten noch schwieriger geworden. Rund um Chiang Mai gibt es mehrere Camps, die ein- oder mehrtägige Kurse für Urlauber anbieten und so den Mahouts und ihren Tieren ein Auskommen sichern. Das TECC, 70 Kilometer östlich von Chiang Mai, ist dabei das einzige, das unter der Patronanz des thailändischen Königs steht. Angegliedert sind auch ein Krankenhaus, das Elefanten aus dem ganzen Land kostenlos behandelt, und eine Werkstatt, in der aus Elefantendung Papier hergestellt wird. Die beliebteste Station des TECC ist aber der Kindergarten: Wer Glück hat, der kann dort Elefantenbabys beobachten. Die verspielten, tapsigen Kälber bleiben die ersten Jahre bei ihrer Mutter. Neugierig schlenkern sie mit ihrem Rüssel herum – sie müssen erst lernen, mit diesem langen Ding in ihrem Gesicht genauso geschickt umzugehen wie die Großen.

Wie kräftig und präzise mit dem Rüssel gearbeitet werden kann, zeigen die Elefanten in den beiden Shows, die täglich stattfinden. Die schattigen Tribünenplätze am Teich sind dazu gut gefüllt. Auftakt ist das Bad der Elefanten. Ich schaue nicht zu, sondern sitze auf Prachuabs Nacken, die Knie hinter die Ohren geklemmt. Sanft schaukelnd, aber unaufhaltsam nähert sie sich dem braunen Wasser. Erst werden nur meine Füße nass, dann lässt sich Prachuab seitlich ins Wasser gleiten und taucht unter. Ich sitze zwar immer noch auf dem großen Tier, doch mein Elefant ist komplett weg – und ich bis zum Hals im Wasser. Viele Rüssel rundherum prusten fröhlich. Die Tiere freuen sich über die Abkühlung und lassen sich schrubben. Elegant stehen die Mahouts dabei auf den Elefantenrücken, dirigieren die Wasserfontänen und werden selbst kein bisschen nass. Dafür bekommen die Zuschauer eine Dusche ab, als die Elefanten vom Ufer zum Trainingsplatz marschieren.

„Tag long“ heißt Rüsselrutschen

Dort zeigen wir die Kommandos, die ich vorhin gelernt habe. „Sung suung“ fürs Aufsteigen, „hap suung“ fürs Absteigen, „tag long“ für die Rüsselrutsche und „geb bon“, wenn Prachuab etwas aufheben soll. Es klappt ganz gut, zumal Mahout Nut immer in der Nähe ist. Am Ende der Vorführung wartet Prachuab mit ihren elf Kollegen darauf, von den Zuschauern Mais, Zuckerrohr und Bananen zugesteckt zu bekommen. Außer Atem, ein wenig stolz und immer noch nass, genieße ich das Finale der Show aus ungewohnt luftiger Perspektive. Ich tätschle Prachuabs ledrige und doch weiche Haut, streiche über ihre schwarzen, borstigen Haare – und kann gut verstehen, dass alle nur Augen für sie haben.

Fremdenverkehrsamt Wien: thailandtourismus.at. E-Mail: thailandtourismus@aon.at Thai Elephant Conservation Center, Km. 28-29 Lampang-Chiang Mai Highway, Hang Chat, Lampang 52190, Thailand, Tel. 0066/5482/9333, www.thailandelephant.org, changthai.com.

 

Mahout: Als Mahout – so nennt sich ein Elefantenführer – lernt man, auf dem Hals eines Elefanten zu reiten, auf- und abzusteigen, das Tier zu dirigieren und es zu baden.

Ab sechs Jahre: Das Mahout-Training ist für Urlauber ab sechs bis 65 Jahren buchbar, die keine Gesundheitsprobleme haben und weniger als 110 Kilo wiegen.

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