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Raus aus der Komfortzone, rein in die Sahara

Von Karin Haas, 13. Februar 2016, 00:04 Uhr
Raus aus der Komfortzone, rein in die Sahara
Wenn ma hatschen, hatschen, hatschen... durch die Sahara: ein sicheres, professionell begleitetes Wüstenerlebnis der Sonderklasse, für das man allerdings ein wenig Kondition haben sollte. Bild: haas

In Marokko lässt sich die Wüste hautnah, gefahrlos und per pedes erkunden. Eine Reise zum Ich der anderen Art.

Wer den Weg zu sich selbst gehen will, muss zuallererst in ein Flugzeug steigen. Es landet in Marrakesch, dem Tausendundeinenacht von Marokko.

Zwei Berber packen uns in ein Auto. Die Sahara ist zehn Autostunden entfernt. Wir haben Wüstentrekking gebucht. Das Reisebüro unseres Vertrauens heißt Weltweitwandern und sitzt in Graz. Chef, Gründer und Motor ist Christian Hlade.

Eigentlich ist er ja Architekt. Aber vor 16 Jahren hat er sich in den Kopf gesetzt, mit Wandern Kulturen zu verbinden, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und einen fairen Teil des Kuchens an die Partner vor Ort abzugeben. Marokko hat er seit Anfang an im Programm, und seine Mitarbeiter haben viel Erfahrung damit.

Raus aus der Komfortzone, rein in die Sahara
Christian Hlade mit den Wüstenguides Lahoucine (r.) und Omar Taha Bild: haas

"Wir fühlen uns sicher"

Es ist eine Journalistenreise mit einigen wenigen "normalen" Gästen. Christian Hlade wandert mit. Marokko, verunglimpft durch eine vorsorgliche Reisewarnung mittlerer Stufe, soll wieder ins Herz der Menschen gerückt und Ziel der Sehnsucht werden.

Wir fühlen uns sicher. Marrakesch als Ausgangspunkt und Landeplatz ist sauber und sehr orientalisch. Es gibt aber erhöhte Präsenz von Sicherheitspersonal. Im Café Argana am Platz der Gaukler (Djamaa el-Fna), das 2011 einen Terroranschlag erlitt, gibt es Sicherheitsschleusen.

Wir meiden diese vorsorglich und huschen nur kurz über den von Menschen überkochenden Platz. Aber das tun wir auch in Europas Großstädten und nun ganz besonders in Paris und London.

Dann verlassen wir Marrakesch. Denn die Wüste ruft. Wir haben Sehnsucht nach Dünen, Sand und Sonnenuntergang. Sechs Tagen sollen wir wandern, in Zelten schlafen, auf keinen Sesseln sitzen und Tee trinken. Wir haben Respekt, vor der Wüste und unserer Entscheidung, uns ihr auszuliefern. Komfortzonen sehen anders aus.

"Was soll man für eine Wüstentour einpacken?", haben wir uns zu Hause gefragt und die Listen von Weltweitwandern fast auswendig gelernt.

Raus aus der Komfortzone, rein in die Sahara
Das Camp wird jeden Tag neu aufgebaut. Bild: haas

Warm, wärmer, Schlafsack

Elektrolyte in Tablettenform, hieß es da, Stirnlampen, wenn’s der eigene Schlafsack sein soll, einer bis minus fünf Grad. Denn im Winter kann es in der Wüste in der Nacht empfindlich kalt werden. Erträgliche Temperaturen während des Tages, die das Wandern zum Vergnügen machen, belohnen das nächtliche Bibbern. Dass Suppe in Pulverform dabei sein sollte, hat unser Wüstenvertrauen nicht gerade in Urvertrauen konvertiert.

Waschechte Berber führen uns

Doch weit gefehlt. Die Wüste erwies sich als vertraute Tante. Dafür sorgten Lahoucine und sein Neffe Omar. Sie sind Berber, stammen aus dem Hohen Atlas und waren unsere Guides und Wander-Leitsterne. Lahoucine spricht charmantes Schwyzerdütsch. Er ist seit fast zwei Jahrzehnten Trekkinganbieter und mit einer Schweizerin namens Brigitte verheiratet.

16 Personen sind diesmal mit diesen "alten Hasen" auf Tour. Etliche Dromedare begleiten uns. Sie tragen Matten, Schlafsäcke, das Nachtgepäck, Wasser, Lebensmittel für drei Mahlzeiten pro Tag, Nüsse und Trockenfrüchte für die Jause, Desinfektionsmittel für die Hände, das Kochzelt, das Gemeinschaftszelt, zwei " Telefonzellen"‘, die mit Klorollen ausgestattet sind, und kleine Nachtzelte. Letztere werden nicht ausgepackt. Zu verlockend ist es, unter der reich bestückten Milchstraße zu schlafen. Sie spielt in der Wüste abseits jeder Lichtverschmutzung ihren Charme verschwenderisch aus. Ja, kalt wird’s auch. Im Winter kann morgens schon mal das Wasser gefrieren. Doch davon gibt es nur wenig, und das ist im Kanister.

Gegen Kälte von unten werden Matten mit Wolldeckenauflage ausgeteilt. Den Sand hält eine Plastikplane in Schach. Und schon sucht sich jeder, nach einem erfüllten Wandertag im Camp angekommen, sein privates, individuelles Plätzchen in den Dünen. Wer oben mit Aussicht residiert, tut dies oft nicht wieder. Zu kalt weht der Nachtwind.

Vier bis sechs Stunden wandert man jeden Tag. G’scheite Bergschuhe sind ein Muss. Gamaschen aus Strickstoff, zu Hause schnell angefertigt, minimieren die Sandeinlage in den Schuhen. Denn man versinkt tief in den Dünen beim "Bergablaufen". Oder man geht barfuß, wenn Lahoucin das Okay dazu gibt. Die Sandviper ist glücklicherweise bis März in der Winterstarre. Skorpione sind ebenso wenig mobil. Doch es schadet nicht, die Wanderschuhe am Morgen umzudrehen und auszuschütteln; vorbeugend sozusagen.

Raus aus der Komfortzone, rein in die Sahara
Die Jause ist angerichtet. Bild: haas

Gut und frisch bekocht

Gegessen wird einfach, aber köstlich. Es gibt etwa Couscous mit Gemüse, Safranreis mit Rindfleisch, Fleischspießchen, über offenem Feuer gebraten, orientalisch gewürzte Einbrennsuppen und Obst als Nachspeise. Zum Frühstück wird manchmal auch Müsli serviert, eine Reverenz an die Schweiz-Connection von Lahoucin.

Wie weit wir in dieser Woche gewandert sind, sehen wir erst, als uns Jeeps an den Ausgangspunkt zurückbringen: fast fünf Stunden Fahrt auf einer Piste am Rande der Sahara. Zehn Stunden schaukeln uns Mini-Busse über den Hohen Atlas zurück nach Marrakesch. Dann ist das Abenteuer vorbei.

Übrigens... Was man für die Wüste wirklich braucht? Eine gute Sonnencreme Faktor 50, Sonnenbrille, eine lange, leichte Hose und ein Hemd, das auch die Unterarme vor Sonne schützt. Wenn Vollmond angesagt ist, kann man getrost auf die Stirnlampe verzichten.

Alles andere, was man auf dem Weg zu sich selbst braucht, haben Lahoucine, Omar, das Küchenteam und die Dromedarführer. Die Geschichten am Lagerfeuer, das dort gebackene "Sandbrot" und jede Menge gute Gespräche gibt’s gratis dazu.

Insider-Tipp

Insider-Tipps
Jardin Majorelle in Marrakesch Bild: haas

 

Nicht verpassen!
Der Jardin Majorelle des gleichnamigen Art-Déco-Designers, den der Pariser Modeschöpfer Yves Saint Laurent Ende der 1960er-Jahre erworben hat, ist ein Schmuckstück etwas außerhalb des Stadtkerns von Marrakesch. Einfach zu erreichen mit dem Bus Nr. 1 für umgerechnet 45 Cent (vier Dirham). Nicht versäumen sollte man auch das Berber-Museum, das dort in der Villa untergebracht ist. Berber sind Bewohner des Atlas-Gebietes.

Insider-Tipps
Tee gibt es immer und überall. Bild: haas

 

Kaufen
In Marokko trinkt man ständig meist sehr süßen Tee. Doch Achtung, der ubiquitäre Pfefferminztee sollte gemieden werden: Fäkaliendüngung! Besser ist Eisenkraut, auch Verbene genannt, das die Berber zärtlich „Louiza“ rufen. Orientalisch-prächtige Teekannen und getrocknete Louiza-Blätter gibt es im Souk. Bitte Preise runterhandeln! Weiters: Arganöl (aus Früchten eines seltenen Baumes – besonders gesund und gut für die Haut).

Insider-Tipps
Tajine: marokkanische Spezialität Bild: haas

 

Essen
Marokko ist für seine „Tajines“ bekannt. Das sind Tongefäße mit kegelförmigem Deckel, die auf Holzkohle-Stövchen stehen. Darin werden Fisch, Hendl oder auch nur Gemüse mit Couscous als Beilage sanft gegart. Es ist ein Erlebnis, wenn der Kellner den Deckel lüftet und der sanfte Duft von Kreuzkümmel und Ras el-Hanout (der typisch marokkanischen Gewürzmischung) in die Nase steigen. Kosten: ab umgerechnet vier Euro.

 

Raus aus der Komfortzone, rein in die Sahara
Wer nicht mehr wandern will oder kann, reitet auf den Begleit-Dromedaren. Bild: haas

2012

Weltweitwandern ist ein Reisebüro der anderen Art, mit Sitz in Graz, das auf Wertschöpfung in den Reiseländern in kleinen, familiengeführten Unternehmen Wert legt. Es bietet Wanderreisen in 71 Länder an. Die nächste, noch nicht ausgebuchte Wanderreise „Sternschnuppen der Wüste“ findet von 12. bis 20. März (1490 Euro) und von 25. März bis 3. April (1590 Euro) statt.

Niki: Die Ferien-Airline unter dem Dach von Air-Berlin bietet seit dieser Saison Marrakesch nonstop ab Wien an (Flugzeit rund vier Stunden, Kosten ab 200 Euro hin und retour). Flugtage sind Donnerstag und Sonntag.

École vivante: Unter dieser Bezeichnung firmiert ein ausschließlich durch Spenden finanziertes Schulprojekt in einem Seitental des Hohen Atlas, wo Bildung ansonsten nicht so einfach zu bekommen ist. Eine Europäerin hat dorthin geheiratet und die École vivante hochgezogen. Die Schüler werden zu selbstständigem Handeln angeleitet. So haben sie etwa von der Budgeterstellung bis zum Programm einen Ausflug nach Marrakesch erarbeitet. Die Schüler waren zuvor noch nie dort. Für das sogenannte College, die Vorstufe zur Matura, benötigen die 12- bis 13-Jährigen nun 40.000 Euro zum Bau einer College-Schule. Die Patronanz über das Projekt hat Weltweitwandern übernommen. www.weltweitwandernwirkt.org

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3  Kommentare
3  Kommentare
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alexius001 (2.214 Kommentare)
am 17.02.2016 14:57

wenns eh so schön ist in dem land, warum kommt dann das gesindel zu uns?

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jamei (25.489 Kommentare)
am 13.02.2016 14:56

"In Marokko lässt sich die Wüste hautnah, gefahrlos"???

http://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/reiseinformation/land/marokko/

Stand 13.02.2016 (Unverändert gültig seit: 12.11.2015)
Partielle Reisewarnung / Region Sicherheitsstufe 5 bei 6 ist Sense!

an den Grenzen AT gelten die Einwohner als Kriegsflüchtlinge...

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meisteral (11.616 Kommentare)
am 13.02.2016 14:13

@Frau Haas:
Warum bitte sollte Pfefferminztee gemieden werden? Fäkaliendüngung ist auch bei uns gang und gäbe, des Weiteren wird der Tee mit kochend heißem Wasser aufgegossen...
Da dürfte ich auch aus der Tajine nix essen.
und ich genieße beides bei meinen Marokko-Touren mit dem Motorrad, bisher ohne Probleme!
Vielleicht ein paar weiterführende Worte wären hilfreich, danke!

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