Pilsen: „Na zdraví!“ in der Bierhauptstadt
Weil ihr Bier grässlich schmeckte, berief die Bürgerschaft von Pilsen 1842 Josef Groll zum Braumeister. Der Entwicklungshelfer aus Bayern erfand das Pilsner, das berühmteste Helle der Welt.
Petr Cech, der baumlange Nationaltorwart, den sie wegen seiner Haube in Tschechien nur „Tankista“ (Panzerfahrer) nennen, kann sich strecken wie er will. Unter dem Jubel der Fans zappelt der Ball nach dem verwandelten Penalty im Netz – jedenfalls virtuell. In der „Gambrinus“-Arena können Brauereibesucher gegen die weltbesten Goalies der Welt beim lebensechten Elfmeterduell anlaufen und den Mann zwischen den Pfosten in die falsche Ecke verladen. „Gambrinus“, die bei Ausländern weniger bekannte zweite Brauerei in Pilsen, ist Generalsponsor der tschechischen Fußball-Liga und stattet auch Rockfestivals aus. Bei der Brauereitour dürfen Besucher auch eine E-Gitarre umschnallen und virtuell vor vollem Stadion die Sau heraus lassen.
Die Stadt, die bis ins 16. Jahrhundert noch mit dem Verkauf von Rindfleisch ihr Geld verdiente, ist von der Industrie geprägt. Neben dem Stammwerk von Skoda, das Züge, Straßenbahnen und Trolleybusse herstellt, dominiert die Getränkeindustrie. Hier gibt es nur einen Namen: „Pilsner Urquell“. Die Brauerei, die samt Schwesterfirmen „Gambrinus“, „Kozel“ und „Radegast“ zum südafrikanischen Konzern SAB-Miller gehört, kocht in ihren Kupferkesseln jährlich zehn Millionen Hektoliter Pilsner. Wie das mit Hopfen, Malz, Wasser und Hefepilz vor sich geht, wird in einer multimedialen Führung erklärt, an deren Ende im Kellerlabyrinth ein Glas trüber Freude Zwickelbier gereicht wird. Es ist kein Fehler, sich beide Brauereien zu genehmigen. Bei „Gambrinus“ geht es nur über Gruppenanmeldung. Hier empfiehlt sich gleich die „Party“, buchbar ab zehn Leuten um 4790 Kronen (190 Euro): Dafür gibt’s Gaudi in der Arena mit dem virtuellen Petr Cech und fiktivem Rockkonzert und dann noch mehr Spaß bei drei Stunden Freibier im Bierkeller.
Zur Genesung am nächsten Tag tut Bewegung gut: Bei der Kathedrale des hl. Bartholomäus, deren Turm mit 102,26 Meter der höchste Kirchturm Böhmens ist, steigt man die Treppe bis zur Galerie in 62 Meter hoch und sieht bei Klarsicht bis zum Böhmerwald. Auf dem „Platz der Republik“ nimmt man im Vorbeigehen das Puppenmuseum mit, wo die Urtypen „Spejbl und Hurvinek“ an den Marionettenfäden hängen. Ein paar Häuser weiter spukt im Keller des Hotel Central ein Gespenstermuseum. Spätestens bei der Führung im Kellernetz der Altstadt schenkt einem Pilsen wieder Pivo ein: zur Abwechslung ein halbdunkles Bier. Na Zdraví - Prost.
Was man sehen muss
Patton Memorial Center: Jedes Jahr am 6. Mai gedenkt Pilsen mit einer Parade der Befreiung von Hitler-Deutschland durch die US-Army. Im Patton Memorial Center wird des großen amerikanischen Befehlshabers gedacht, 1000 Sammelstücke reichen von Gebrauchsgegenständen und Waffen der GIs bis zu Flugzetteln und Fotos.
Große Synagoge: Die Synagoge in Pilsen wurde 1888 bis 1893 im maurisch-romanischen Stil erbaut. Sie ist der größte Tempel in Tschechien, der zweitgrößte Europas und der drittgrößte der Welt.
Hotel: Angelo Hotel Pilsen – das 4-Sterne-Hotel aus der österreichischen Kette Vienna International Hotel & Resorts befindet sich vis-à-vis der Pilsner Brauerei. Neben Luxuszimmern bietet das Haus eine Wellness-Area, ein Restaurant mit A-la-Carte-Menüs und mehr. Bis 23. Dezember gibt es ein Package mit zwei Nächten, Frühstücksbuffet und Brauereitour Pilsner Urquell. Preis pro Person: 69 Euro im Doppelzimmer.
