Paula. 83 Jahre. Globetrotterin

Kofferpacken. Für Paula Kraxberger ein Unding, beinahe schon eine Plackerei. "Aber es bleibt einem halt nicht erspart", sagt die Reisebegeisterte aus Bad Schallerbach, Bezirk Grieskirchen. Trotzdem tut sie es wieder und wieder, um mit Sack und Pack die Welt zu erkunden. Wie viele Reisen sie bereits unternommen, Länder besucht und Städte erkundet hat, kann die 83-jährige Globetrotterin nicht exakt sagen. Aber so ziemlich jedes Land in Europa und zig Destinationen weltweit sind in ihrem Reisealbum mit Fotos und Notizen abgeheftet. Anhand eines Rituals können nur vage Vermutungen angestellt werden. "Ich habe einmal angefangen, aus jedem Land, das ich bereist habe, ein Keramikkrügerl als Souvenir mitzunehmen. Inzwischen steht meine Sammlung bei 45. Aber ich nehme nicht mehr jedes Mal eines mit, weil mir der Platz dafür schon ausgeht", erklärt die Pensionistin mit einem Lächeln im Gesicht.

Reisefieber seit Pensionsantritt

Die Lust des Reisens ist bei Paula Kraxberger bereits in jungen Jahren gekeimt. Als die gebürtige Gallspacherin als Bezirksbäuerin quer durch Österreich tourte, Tagungen besuchte und nebenbei Kultur und Leute kennenlernte.

Besonders gut kann sich die Pensionistin an ihre erste große Reise erinnern. Das war 1976. Ziel war der Süden Spaniens, Andalusien. "Ich bin damals mit meinem Mann zu einem Kongress gereist. Nebenbei haben wir die Gegend besucht. Das wollten wir uns leisten, weil wir eh das ganze Jahr gearbeitet haben. Das war ganz etwas Besonderes, meine erste Flugreise." Speziell für eine Frau vom Land, Landwirtin und Mutter von vier Kindern.

So richtig in den Genuss des In-die-Ferne-Schweifens ist Paula Kraxberger erst gekommen, als Vieh und Hof an den Sohn übergeben wurden und sie sich Pensionistin nennen durfte. Ab dann kommen die Superlativen in ihren Erzählungen vor. Auf der Rangliste der faszinierendsten Reisen ganz oben: Burma. Auf den 14-tägigen Trip wurde die elffache Großmutter von der Familie ihrer Tochter Gabriele entführt. "Die Kultur, die Traditionen. Das Land hat mich begeistert. Die alten Tempelanlagen. Einmalig." Das beste Essen wurde in Brasilien aufgetischt. Der Fleischspieß, genannt Churrascaria, sei eine Hochzeit für den Gaumen gewesen.

Das weitest entfernte Ziel: Neuseeland. Während der vierwöchigen Rundreise erkundete die Schallerbacherin gemeinsam mit vier anderen Frauen den pazifischen Inselstaat. Vom Norden in den Süden, mit dem Jeep. Autoreisen, schwärmt die Junggebliebene und Wissbegierige, habe sie früher liebend gerne mit ihrem Mann unternommen. Besonders die intensiven Gespräche habe sie während der langen Touren genossen. Die haben sich auch nach dem Tod ihres geliebten Partners ins Gedächtnis gebrannt.

Generell – Reisen ist für Paula Kraxberger nach wie vor eine Art Selbsttherapie, um die Schicksalsschläge der vergangenen Jahre besser verarbeiten zu können. "Ich bin ein religiöser Mensch und danke dem Herrgott jeden Tag, dass ich alles bewältigen konnte und dass ich noch so viel erleben darf", sagt die Reisebegeisterte. Erst vergangene Woche ist sie von einer Busreise aus der Schweiz zurückgekehrt. Leider war bei diesem Trip das Pech als Begleiter an Bord. Nachdem wetterbedingt die Besichtigung des Jungfraujochs abgesagt werden musste, ging auch noch das Geldbörsl der 83-Jährigen verloren. "Ansonsten hat’s bisher noch nie Probleme auf meinen Reisen gegeben."

Nachdem die Koffer ausgeräumt, die Fotos für das Erinnerungsalbum ausgedruckt und eingeklebt sind, spekuliert die Vielreisende bereits über den nächsten Abstecher. Irland im Juli. Im September soll’s nach Italien gehen. Turin und Mailand stehen auf dem Plan. Was im Gepäck auf keinen Fall fehlen darf? "Die Landkarte, ohne die fahre ich nicht fort." Und auch der Schnaps muss mit. Einen Schluck des selbstgebrannten Edeldestillats vom Moar z’Schönau, wie der Kraxbergersche Hof in der Umgebung genannt wird, und das Essen liegt nicht so schwer im Magen.

Wunschziel: Bulgarien

Wovon die Wissbegierige, die, trotz ihres fortgeschrittenen Alters leidenschaftlich gerne durchs Internet surft, träumt: "Ich würde gerne einmal Bulgarien bereisen. Das ist so ziemlich das einzige Land in Europa, das ich noch nicht besucht hab’." Einen besonderen Reiz übt auch der Orient auf die pensionierte Landwirtin aus. "Mit meiner Reisefreundin, mit der ich schon viele große Unternehmungen gestartet habe, soll es nach Persien gehen."

Doch mindestens genauso schön wie das Reisen an sich sei auch das Heimkommen. Durch die vielen Erlebnisse und Erfahrungen hat sich die Bedeutung des Begriffs Heimat für Paula Kraxberger enorm gesteigert. "Ich kann mein Zuhause viel mehr schätzen. Ich habe so viele Sachen gesehen und es ist wahr, wir leben in einem besonders schönen Land."

 

Zur Person

Name: Paula Kraxberger
Alter: 83 Jahre
Familie: drei Töchter, elf Enkel
Hobbys: Reisen, Lesen, Garteln und „Googlen“ (Internet)
Tätigkeiten: Die gebürtige Gallspacherin ist in jungen Jahren zu ihrem Mann Johann auf den Bauernhof in Bad Schallerbach gezogen und wurde später zur Bezirksbäuerin und Landwirtschaftskammerrätin auserkoren.