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Obertrauns erste Bergretterin

Von Gabriel Egger, 09. Jänner 2016, 00:04 Uhr
Obertrauns erste Bergretterin
Julia Höll (l.) bei einer Bergungsübung im abschüssigen Gelände Bild: BRD Obertraun

Julia Höll beginnt dort zu arbeiten, wo andere nicht mehr weiter wissen. Sie ist die erste Frau in der Geschichte der Bergrettung Obertraun. Der Weg dorthin ging zuerst bergab, bevor er steil nach oben führte.

Der Wind tost um die kleinen Häuser am Ufer des Hallstätter Sees. Auf die Holzdächer prasselt lautstark der Regen. Nur selten bricht der Mond durch die dichte Bewölkung und spiegelt sich im klaren, kalten Wasser. Es sind aber nicht diese Naturgewalten, die Julia Höll aus dem Schlaf reißen. Das Empfangen einer Kurzmitteilung ist Weckruf genug. Wenn die 31-Jährige in der Nacht eine SMS bekommt, sind es zumeist keine liebevollen Botschaften heiterer Nachtschwärmer. "Spaltensturz. Drei Personen verletzt."

Diese wenigen Worte sind für die Bergretterin aus Obertraun ein Einsatzbefehl. Nicht weil sie muss, sondern weil sie will. Dann sind auch Wetterkapriolen Nebensache. Kurz darauf: In der kleinen Einsatzzentrale in Obertraun werden die Aufgaben bestimmt, die Ausrüstung verteilt, der erste grobe Plan erstellt. Alle ziehen an einem Strang, wenn es gilt, in Not geratene Bergsteiger zu retten. Der Hubschrauber kann nur bei Tageslicht und guter Witterung behilflich sein. Ansonsten müssen die Bergretter zu Fuß zur Unglücksstelle aufsteigen – auf eigenes Risiko.

Verletzung als Wegweiser

Die Berge bestimmen das Leben von Julia Höll seit ihrer Kindheit, wenn auch in ganz unterschiedlichen Formen. Aufgewachsen in Neukirchen bei Altmünster, waren es die Berge rund um den Traunsee, die die Kinderaugen zum Leuchten brachten. An die gemeinsamen Streifzüge durch das Höllengebirge mit ihrem Vater kann sie sich noch gut erinnern: "Ich war schon als Kind in die Berge verliebt. Mit zehn Jahren hat mich dann auch die Kletterlust gepackt."

Schließlich war es aber die Lust am Skifahren, die die neue Richtung in Hölls Leben vorgab. Es ging buchstäblich bergab. Sie rutschte nicht nur in den Profi- Nachwuchskader des ÖSV, sondern bei einem Abfahrtsbewerb auch so unglücklich von den Brettern, dass sie einen Kreuzbandriss erlitt. Mit 19 Jahren war die Karriere vorbei, bevor sie richtig begonnen hatte. "Das war ein klares Zeichen für mich. Ich wollte etwas anderes machen", erzählt sie.

Noch während ihres Studiums an der Fachhochschule Wels entschied sie sich für die Bergrettung und für Obertraun. Der Liebe wegen. Die langen Anfahrten waren ebenso anstrengend wie der Einstieg in die männerdominierte Gemeinschaft. Als es galt, für eine Aufnahme der jungen Frau abzustimmen, regierte vorerst die Skepsis. "Es ist immer schwer, irgendwo die Erste zu sein. Aber das hat sich schnell gelegt", sagt Höll. In nur einem Jahr absolvierte die Sportlerin in der vorlesungsfreien Zeit die vier Ausbildungskurse in Fels, Eis, auf der Piste und im Gelände. Fünf Jahre hätten die Anwärter dafür Zeit.

Bergretterin und Alpinpolizistin

Mit 22 Jahren wurde sie das erste weibliche Mitglied der Bergrettung Obertraun. "Es sind dann einige auf mich zugekommen, haben mir gratuliert und gesagt, dass sie anfangs gegen mich waren. Das war eine sehr ehrliche Geste", erzählt sie. Die Gemeinschaft in Obertraun schätze sie sehr und niemand mache mehr einen Unterschied zwischen Mann und Frau. Das sei auch gut so, denn sie wolle es genauso schwer oder leicht haben wie ihre Kollegen. Besonders im Winter wird Höll oft zu komplizierten Einsätzen gerufen. Die Bergung von Verschütteten ist dann ein großes Thema. Manchmal können Bergsteiger nur mehr tot aus den Schneemassen befreit werden, wie vergangenes Jahr am Kalmberg in Bad Goisern.

"Diese Momente machen sehr betroffen. Du willst Leben retten und kannst nicht", erzählt sie. Gespräche mit Kollegen helfen über die schwierige Zeit hinweg. Helfen, das ist überhaupt ein Schlagwort in Hölls Leben. Trotz abgeschlossenem Studium entschied sie sich 2012, die Ausbildung zur Polizistin zu beginnen. Seit einem Jahr ist sie nun auch bei der Alpinpolizei aktiv. Als Frau in Oberösterreich wiederum einzigartig.

 

Zur person
Julia Höll Bild: privat

Zur Person

Name: Julia Höll

Alter: 31 Jahre

Beruf: Studium an der Fachhochschule Wels (Innovations- und Produktmanagement), Alpin-Polizistin in Obertraun, ehrenamtliche Bergretterin

Internet: www.bergrettung-obertraun.at

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