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Naturkino Alaska vom Wasser aus

Von Brigitte Imhof, 12. August 2014, 00:04 Uhr
Naturkino Alaska vom Wasser aus
Ein Ausflug mit dem Kajak im Glacier Bay Nationalpark. Bild: B. Imhof

Wale statt WLAN, träumen statt twittern. Eine Seereise mit der Safari Endeavour durch die menschenleere Wildnis des Glacier Bay Nationalparks offenbart ein faszinierendes Gletscher-, Natur- und Tierparadies.

Yogastunde auf dem 300er-Deck der Safari Endeavour. Es ist sieben Uhr, der Tag hat noch gar nicht so recht begonnen. Doch auf dem Meer ist schon jede Menge los. Fünf Buckelwale rollen ihre mächtigen Leiber über die Wasseroberfläche, bis nur noch die Schwanzflosse steil nach oben ragt und dann wegtaucht. Die vier Damen an Deck lassen die Yoga-Matte links liegen und verschieben Sonnengruß sowie weitere Dehnübungen, bis die Meeressäuger wieder von dannen gezogen sind.

Nach Massen kommt Einsamkeit

Es ist der dritte Tag auf der Kreuzfahrt durch den Glacier Bay Nationalpark in Alaskas unberührtem Südosten. Start war in Alaskas Hauptstadt Juneau. Sie ist übrigens die einzige Hauptstadt der Welt, die nicht auf dem Landweg erreichbar ist, sondern nur mit dem Schiff oder dem Flugzeug.

Wir haben die Frontier Street der Hauptstadt mit ihren zig T-Shirt-, Souvenir- und Juweliergeschäften abgeklappert. Von der Terrasse eines Hafenrestaurants aus beobachten wir unzählige Wasserflugzeuge und Helikopter, die mit Touristen – überwiegend Kreuzfahrtpassagiere – zu Flightseeing-Touren über die umliegenden Gletscher abheben. Doch bald sollte es vorbei sein mit Rummel, Lärm und Menschenmassen. Die Kreuzfahrt durch den Glacier Bay Nationalpark beginnt.

Die gesamte Crew steht zur Begrüßung Spalier, allen voran Captain Jenna, eine zierliche Lady mit einem bezaubernden Lächeln. Groß ist die Begeisterung über die geräumigen, sehr komfortabel ausgestatteten Kabinen mit den großen Fenstern. Damit dürfte sich das große Naturkino auch vom Bett aus genießen lassen. Eine Woche Einsamkeit in unberührter, wilder Natur liegt vor den Passagieren. Der Glacier Bay Nationalpark ist eines der größten Wildnisgebiete der Welt – so wild und so abgelegen, dass weder Telefon noch Internet funktionieren.

Diese Tatsache sorgt bei einigen Passagieren für anfängliche Konfusion. Eine Woche offline? Puhh, das will erst einmal verdaut werden. Anders als die Kreuzfahrtriesen, die sich entlang der spektakulären Inside Passage mehr oder weniger von Hafenstadt zu Hafenstadt hangeln, bahnt sich die 70 Meter lange Safari Endeavour geschmeidig ihren Weg durch die zerklüftete Fjord- und Eisküste. Versteckte Buchten, abgelegene Meeresarme und Insellabyrinthe prägen diese menschenleere Wunderwelt, die den "Großen" weitgehend verwehrt ist.

Inmitten von wachsendem Eis

Mit Schlauchbooten fahren wir direkt zu den ins Meer mündenden Gletschern und schaudern jedes Mal, wenn eine Eisschicht mit Riesengetöse von den haushohen Gletscherwänden abbricht, ächzend auf dem Wasser aufprallt und das Boot ins Schaukeln bringt.

Guide Connor versichert, dass im Glacier Bay Nationalpark nicht alle Gletscher von der Schmelze betroffen sind. Einige wachsen sogar. Nur zu gerne glauben ihm die Passagiere, und nicht zum ersten Mal keimt der Glaube an eine heile Welt auf. Die Expedition Guides – Meeresbiologen oder langjährige Nationalpark-Ranger – wissen über jedes Tier, jede Pflanze, jeden Gesteins- oder Eisbrocken bestens Bescheid.

Ihre Geschichten ähneln sich: Sie alle wollten nur einen Sommer in ihrem Traumland Alaska verbringen, kamen aber nicht mehr los. Auch Captain Jenna, die von der Ostküste stammt, wurde schnell Alaska-süchtig. "Ich habe den schönsten Arbeitsplatz der Welt", sagt sie, und ihre Augen strahlen. Nur 80 Passagiere haben auf der Safari Endeavour Platz. Es geht familiär, locker und entspannt zu.

Bären hautnah

Die meisten Gäste kommen aus den USA, sind der Hitze des Sommers in ihrer Heimat entronnen und genießen in Alaska die moderaten 22 bis 25 Grad und die ungemein klare, würzige Seeluft. Admiralty Island heißt unser nächster Stopp. 164 Kilometer lang und 48 Kilometer breit, verzeichnet die dicht bewaldete Insel die höchste Bärenpopulation in Nordamerika. 1700 Braunbären sollen hier leben.

Auf ausgetretenen Buschpfaden steigen wir immer wieder über mächtige Bärenhaufen. Das Unbehagen lässt sich nicht abschütteln, auch wenn Connor versichert, Bären seien menschenscheu. Daher sollen wir Lärm machen, rufen, pfeifen, singen, johlen oder jodeln, damit sich die Bären rechtzeitig aus dem Staub machen können. Gefährlich wird es, wenn Bären überrascht werden oder ihre Jungen in Gefahr wähnen.

So manchen Nachmittag vertreiben wir uns mit Kajakausflügen. Auf dem Wasser fühlen wir uns sicher, wenn wieder mal eine Grizzly-Mama mit ihren Jungen am Ufer entlang schlendert.

Stand-up-Paddling wäre auch eine Option. Doch als Anfänger ist uns das Risiko einer Wasserlandung, die bei rund fünf Grad Wassertemperatur nicht wirklich einladend erscheint, zu groß. Die viergängigen Dinner-Menüs sind jedes Mal eine kulinarische Offenbarung. Bei den fangfrischen Dungeness Crabs – zu deutsch Taschenkrebse – macht jeder gerne von der "All you can eat"-Offerte Gebrauch. Später lauschen wir gebannt den Bildervorträgen über Wale, über Gletscher.

Mit an Bord ist auch ein Profi-Fotograf, der für interessierte Passagiere Tipps und Tricks zum besseren Foto bereithält. Währenddessen beobachten die Crew-Mitglieder, ob sich rund ums Schiff etwas Spannendes abspielt. "Wolf auf halb vier", unterbricht plötzlich ein Ruf von Expedition Guide Matt den Vortrag. Alle gehen nach draußen, um den einsamen Vierbeiner an der beschriebenen Position in Augenschein zu nehmen. Auch die unzähligen Seelöwen, die sich auf einem Fels in der Sonne pelzen, will sich keiner entgehen lassen.

Offline genießen

Anstatt E-Mails zu checken oder mit Facebook-Freunden zu chatten, unterhalten wir uns lieber mit den anderen Passagieren, tauschen uns über das Erlebte aus. Oder genießen auf der Reling das faszinierende Spiel der Sonne mit den Wolken.

An diesen Sommertagen ist die Mitternachtssonne noch voll in Fahrt, richtig dunkel wird es nicht, erst kurz vor Mitternacht setzt eine Art Dämmerung ein. Nach langer Zivilisationsentsagung ist die Ankunft im wuseligen Juneau schwer verdauliche Kost. Doch jeder kehrt mit einem Lächeln ins normale Leben zurück und bringt einen Schatz mit nach Hause.

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