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Mode, Diamanten und Pralinen

Von Ivette Polásek, 07. Juli 2014, 00:04 Uhr
Mode, Diamanten und Pralinen
Impressionen aus der Antwerpener Innenstadt Bild: Polasek

Mode, Diamanten, Pralinen. Neben dem Rubens Haus, dem viertschönsten Bahnhof der Welt und dem legendären Modemuseum beschreiben diese drei Worte exakt, was Frauen nach Antwerpen lockt.

Michelle Obama trug Dries van Noten, als sie ihren Gatten zum Staatsbesuch nach Indien begleitete; Cate Blanchett besuchte hochschwanger in einer seiner Roben die Oscar-Verleihung; und Kim Cattrall ritt im Kinofilm ‚Sex and the City 2’ mit einer Tim van Steenbergen Sonnenbrille durch die Wüste", erzählt die Fashionbloggerin Mieke Smeyers mit unüberhörbarem Stolz in ihrer Stimme, während sie eine kleine Frauengruppe im Hotel zu einer Shoppingtour durch Antwerpen abholt. Natürlich mit hochhackigen Schuhen des belgischen Schuhdesigners Tim van Steenbergen, in denen sie flott durch die Straßen der zweitgrößten flämischen Metropole voraneilt. Einer Stadt, in der Mode mehr ist als nur gut aussehende, trendige Kleidung. "Es geht um eine bestimmte Art von Lebensstil", erklärt Mieke und steuert das Ambiorix in der Leopoldstraat 14 an, wo sie ihre bequemen, echt belgischen Schuhe erstanden hat.

Trendy ist für Antwerpen aber nicht der passende Begriff, entsprangen die berüchtigten "Antwerp Six", die den Mode-Hipp in der Stadt an der Schelde Ende der 1980er-Jahren losgetreten haben, alle doch der Antwerpener Königlichen Akademie für Schöne Künste.

Damals entschlossen sich die sechs jungen, aufstrebenden Absolventen – Ann Demeulemeester, Marina Yee, Dries van Noten, Dirk van Saene, Walter van Beirendonck und Dirk Bikkembergs – in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von London aus die Catwalks dieser Welt zu erobern. Ihr Traum erfüllte sich und seitdem zieht die neue Mode-Metropole zahlreiche junge, talentierte Couturiers, Designer und Schmuckgestalter aus aller Welt an die Schelde. Dies merkt man auch an der Dichte der hippen Boutiquen, die neben den großen Modehäusern, tonangebenden Concept Stores und beliebten Pop-up- Läden überall in der Stadt zu finden sind.

Mode-Stadtplan

"Anlässlich des 50. Geburtstags der Modeakademie gibt es seit letztem Jahr einen Stadtplan, der entlang von fünf Mode-Routen zu rund 50 angesagten Shops führt", sagt Mieke und lenkt ihre aufmerksamen Zuhörerinnen Richtung Nationalstraat, wo neben dem beliebten Multi-Brand-Store Renaissance auch der Modepaleis, der Flagship-Store der internationalen Mode-Ikone Dries van Noten steht.

Flämische Lockerheit

Abgehoben und arrogant, ausgrenzend wie Design-Boutiquen eben oft sind? Im Gegenteil. Hier geht man einfach rein, wird angelächelt und kann sich völlig ungezwungen ein Bild machen, in welche Richtung die diesjährige Mode wohl geht. Da ist flämische Lockerheit und Gastfreundschaft.

Paradiesische Vögel und mehr

Nur einige Schritte entfernt von hier befindet sich das Modemuseum, das Modeherz Antwerpens, das das Herz jeder Frau höher schlagen lässt. Erzählt es doch die Geschichte der Mode, und das stets neu, mit Hilfe von jeweils zwei neuen Ausstellungen pro Jahr. Zurzeit aus der Perspektive von paradiesischen Vögeln und ihren Federkleidern, die in der Fashionwelt Eingang gefunden haben. "Zu den imposantesten Ausstellungsstücken gehört sicherlich der weiße Federmantel von Marlene Dietrich, für den rund 3000 Schwäne ihr Leben lassen mussten", verrät Katleen Derijcke, Fashion Guide des MuMo Antwerp und Mitgestalterin der Ausstellung.

Im MuMo ist auch ein Teil der weltberühmten Modeakademie untergebracht, und so ist es nicht verwunderlich, hier angehenden Talenten zu begegnen, zu denen auch die Oberösterreicherin Raffaela Grasspointner zählt. Gerade ihren Abschluss und mehrere Auszeichnungen der Royal Academy of Fine Arts in der Tasche trifft sich die junge Modestudentin aus Oberwang am Mondsee, deren Abschlusskollektion von indischen Elementen und ethnischen Motiven geprägt ist, am liebsten mit Freunden auf einen Kaffee im kleinen Witzli Poetzli nahe der Liebfrauenkathedrale, in der Original-Altarwerke von Rubens bestaunt werden können. Ebenso gerne zieht es sie am Sonntag zu einem ausgiebigen Frühstück ins Atelier Solarshop, das ihrem Bekannten Jan-Jan van Essche gehört und der dort neben seinem eigenem Herren-Label antike Secondhand-Möbel und sonntags eben auch einen Frühstücksbrunch anbietet.

Sehen und gesehen werden

Für alle, die lieber gerne sehen und gesehen werden, empfiehlt sich stattdessen ein Besuch bei Hungry Henrietta in der Lombardenvest 19, wo oftmals klingende Namen aus der Fashionwelt ihre Muscheln verzehren. Oder ein Abstecher auf den Graanmarkt 13, wo Ilse und Tim – beide Fixsterne in der Antwerpener Künstlerwelt – neben einem erstklassigen Restaurant auch einen Designerladen betreiben.

"In Antwerpen habe ich mich bald heimisch gefühlt", erzählt Raffaela. "Die Stadt ist sehr offen und international. Zugleich ist sie aber überschaubar und bodenständig geblieben." Ein Spaziergang über den Grote Markt mit dem Antwerpener Rathaus und seinen prächtigen Zunfthäusern; das weltbekannte Diamantenviertel nahe dem Hauptbahnhof, der von der amerikanischen Zeitschrift Newsweek zum viertschönsten Bahnhof gekürt worden ist und den die Antwerpener liebevoll "ihre Eisenbahn-Kathedrale" nennen; sowie die Einkaufsstraße Meir, an deren Ende der Boerentoren aus dem Jahre 1932 steht, angeblich der erste Wolkenkratzer Europas. "Wer Inspiration sucht, ist in Antwerpen richtig", meint auch Stadtführerin Sophie. "Egal ob im Rubenshaus, im Modemuseum oder in einem der rund 2500 Lokale bei einem Kriek, dem typisch flämischen Kirschbier."

Dass dies stimmt, beweisen die fantasievollen Kreationen des weltberühmten Chocolatiers Dominique Personne, die in The Chocolate Line am Meir ausgestellt sind. Seit seiner legendären Erfindung für die Rollings Stones, dem Chocolate Shooter, kennen den Schokolade-Künstler die meisten nur mehr als Shock-o-Latier. In seinen Kunstwerken offenbart sich: Antwerpen hat Charme. Eine Stadt mit Weltbedeutung, sei es in der Gastronomie, in der Modewelt oder in der Kunstszene. Niemals eine Kopie, stets geprägt von individuellem flämischen Flair. Wie auch sein legendäres Kriek mit Kirschgeschack. Schol!

 

Fakten & Tipps

Antwerpen gehört zu den wenigen zentraleuropäischen Großstädten mit weitgehend erhaltenem historischen Stadtkern. Von großer internationaler Bedeutung ist Antwerpen durch seinen Seehafen, den drittgrößten Europas (nach Rotterdam und Hamburg), sowie als weltweit wichtigstes Zentrum für die Verarbeitung und den Handel von Diamanten.

Kunst: Die Stadt hat viele bekannte Künstler hervorgebracht, darunter die Maler Rubens, van Dyck, Jan Brueghel den Älteren und seinen Sohn Jan Brueghel den Jüngeren.

Diamanten: Schon seit dem 15. Jahrhundert spielt Antwerpen eine wichtige Rolle im Handel und in der Bearbeitung der Edelsteine. Heute wandern hier 85 Prozent aller Rohdiamanten und die Hälfte aller geschliffenen Diamanten über den ‘Ladentisch’. Im Diamantenviertel, in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes, hat der Hohe Rat für Diamanten seinen Sitz. Hier befinden sich auch vier Diamantenbörsen. Weitere ca. 1500 Diamantenfirmen sind in diesem nur 1000 m² großen Viertel ansässig. Im Diamondland, dem größten Schauraum für Diamantenschmuck, wird eine große Auswahl an verarbeiteten Diamanten angeboten. Man kann einem Schleifer bei der Arbeit zusehen oder ein nettes Stück für sich selbst aussuchen. Täglich um 11 Uhr kostenlose Führung.

Anreise: Brussels Airlines und Austrian bieten zusammen täglich bis zu sechs Flüge ab Wien nach Brüssel an, von wo man Antwerpen bequem mit der Bahn erreicht. Auch der Flughafen München ist eine gute Alternative.
Gute Verbindungen nach Brüssel gibt es auch mit der Bahn ab Linz, wo man in Frankfurt oder Köln auf die Hochgeschwindigkeitszüge ICE bzw. Thalys umsteigt. Die ÖBB bieten Belgien im Rahmen des Sparschienenprogramms Europa günstig an.

Auskünfte: Tourismuswerbung Flandern-Brüssel, Tel. 01/59 60 660, flandern.at

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