Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Mit dem E-Bike durch Venetien

Von Ines Klima, 28. Juni 2014, 00:04 Uhr
Mit dem E-Bike durch Venetien
Mit dem Fahrrad geht es stressfrei bis zur Basilika des Hl. Antonius in Padua. Bild: Klima

Mit dem Elektro-Fahrrad bis vor die Tür des Hl. Antonius in Padua radeln oder die Laguneninsel Pellestrina erkunden. Wer im Sattel sitzt, hat viel Muße fürs Schauen und Genießen.

Avanti, avanti!" Jetzt muss es flott gehen, denn die Fähre wartet nicht. Schnell die Fahrräder verstauen, die Fähre von Chioggia nach Pellestrina tuckert los, pünktlich um 18.55 Uhr, direkt von der Anlegestelle am Hotel Grande Italia in Chioggia.

Die Abendsonne taucht die Lagune in ein sanftes Licht, rund 20 Minuten dauert die Überfahrt zur vorgelagerten Insel Pellestrina in der Lagune von Venedig. Der Radweg verläuft entlang der Westseite der 11 km langen und nur rund 200 Meter breiten Insel, wo die Zeit still zu stehen scheint. Bunt bemalte schmale Häuser schmiegen sich eng aneinander, man radelt wie durch eine Filmkulisse. An der langen Mole, die sich vom Dorfanfang bis zum Ende zieht, liegen Fischerboote und Muschelfänger vertäut. Es gibt einige Restaurants und Cafés entlang der Uferpromenade, die Bewohner treffen sich zum abendlichen Plausch mit dem obligaten orangeroten "Sprizz" in der Hand, wie der Aperol hier heißt.

Nostalgischer Charme

Die Zeit der Blüte als Fischerort ist vorbei, der nostalgisch angehauchte Charme der Insel ist geblieben. Die Idylle steht in scharfem Kontrast zum touristischen Overkill in Venedig, das nur rund 20 Kilometer Luftlinie entfernt liegt und mit Rad und Fähre von Chioggia aus erreichbar ist. Sozusagen von hinten her aufgerollt – über die beiden Laguneninseln Pellestrina und Lido.

Die abendliche Pellestrina-Radtour wirkt wie Balsam für die Seele und die Fähre um 21.15 Uhr bringt uns entschleunigt zurück in die "kleine Schwester Venedigs".

Wie Venedig, nur gemütlicher. So wird Chioggia auch gerne beschrieben. Die 50.000-Einwohner-Stadt wurde auf mehreren Inseln in der Lagune errichtet. Von wem? Natürlich von den Römern. Sie wird von drei Kanälen durchzogen und von vielen Radfahrern bevölkert. Und das nicht nur an den Donnerstagen, wo der Markt entlang der einen Kilometer langen Hauptstraße "Corso del Popolo" stattfindet. Pralles, italienisches Lebensgefühl.

In der Hauptstraße und den 70 Gässchen reiht sich ein Café ans nächste, es ist lebendig, bunt, laut. Es wird gestikuliert, gefeilscht, gelacht, die Stimmung ist ausgelassen. Hier in den mit Menschen gefüllten Straßen und Gassen ist das Fahrrad ideal, ganz gleich ob man dahingleitet oder schiebt.

In Sottomarina

Es gibt einen schönen Rad-Rundweg durch die Stadt, vorbei an der Kathedrale und am Fischmarkt, der als drittgrößter Italiens gilt. Hier warten Barsche, Sardinen, Aale, Muscheln oder Thunfisch auf Abnehmer für Restaurants oder private Haushalte und für den Transport in den Norden. An der einstigen Stadtmauer vorbei erreicht man den Strand von "Sottomarina", entstanden durch den Bau des Dammes und die daraus folgende Versandung. Fünf Kilometer lang und 500 Meter breit ist der weiße Sandstrand, bevorzugtes Naherholungsgebiet für die "glücklichen" Bewohner der Stadt. Die "Chioggiotti", wie die Bewohner der Stadt heißen, haben sich das Glück gleich doppelt verbriefen lassen. Die beiden Heiligen der Stadt hören nämlich auf den Namen "San Felice" und "San Fortunato" – was beides so viel heißt wie Glück.

Wenn man Chioggia in Richtung Westen verlässt, tauchen bald sanfte, kegelförmige Hügel am Horizont auf. Es sind die "Euganeischen Hügel" – sie sind vulkanischen Ursprungs. Hier liegt der Kurort Abano eingebettet in die Wärme der thermalen Heilwasser – 60 Kilometer entfernt von Chioggia und zwölf von Padua.

Ein guter Ausgangspunkt, um die Gegend zu erkunden und am Abend in den wohlig-warmen Wassern zu entspannen. Seit Kurzem gibt es einen Radweg rund um die gesamte Hügelregion mit mehr als 60 Kilometern Länge, man kann aber auch in kleinen Häppchen ausgewählte, feine Ziele anpeilen.

Zu Besuch bei Petrarca

Ein Muss für Abano-Besucher ist die 17 Kilometer lange Strecke nach Arqua Petrarca. Noch nie von diesem Ort gehört? Dann ist es höchste Zeit. In dem mittelalterlichen Kleinod hat der italienische Dichter und Humanist Francesco Petrarca (1304 – 1374) seinen Lebensabend verbracht, in der Villa Petrarca am höchsten Punkt des Ortes. Die Strecke dorthin ist abwechslungsreich: am Battaglia-Kanal entlang, vorbei am Schloss Cataio, durch Weinreben, durch die Thermenstadt Galzignano und schließlich leicht ansteigend und – E-Bike sei Dank – ohne große Anstrengung etwa 100 Höhenmeter bergauf nach Arqua Petrarca.

"Hier ist der schönste Blick auf die Umgebung", – unsere Führerin Nicoletta bleibt auf einer kleinen Aussichtsplattform auf dem steilen Weg zum Petrarca-Haus stehen. Wir halten den Atem an. Der Blick schweift über eine sattgrüne Landschaft. Der Duft von Lavendel, Jasmin und Rosmarin steigt uns in die Nase. Wir stehen unter einem Baum mit den für diese Gegend berühmten "Giuggiole"-Früchten, auf Deutsch "Brustbeeren". "Die Giuggiole gibt es nur hier, weil das Klima so mild ist", lacht Nicoletta. "Die Früchte sehen so ähnlich aus wie Oliven, sind im Herbst reif und schmecken süßsauer."

Weiter die steile Gasse bergauf befindet sich das Wohnhaus von Petrarca, umgeben von einem schön gestalteten Garten und perfekt restauriert. Es gibt sogar den Stuhl zu bestaunen, wo er die berühmten Sonette an die geliebte Laura geschrieben haben soll. "Heute würde man ihn wohl als Kosmopolit bezeichnen", lässt uns Nicoletta wissen. "Nach seinen vielen Reisen durch Europa hat er hier die letzten vier Jahre seines Lebens verbracht." Nicht die schlechteste Entscheidung, wie der Blick aus seinem Schreibzimmer bestätigt. Und nach Padua hatte er auch nicht weit, sollte ihm nach Zerstreuung zumute sein. "Ob es diese Laura wirklich gegeben hat, wissen wir nicht", das Augenzwinkern von Nicoletta ist nicht zu übersehen. "Jedenfalls zählt Petrarca zusammen mit Dante und Boccaccio zu den bedeutendsten italienischen Dichtern und es ist eindeutig belegt, dass er hier in diesem Haus gelebt hat."

Kunst- und Pilgerstadt

Von Abano sind es knapp zwölf Kilometer auf dem Radweg entlang des Battaglia-Kanals bis ins Herz von Padua. Geruhsam radelt man an dem aus dem Mittelalter stammenden Wasserweg entlang. Die Strecke ist flach und dank Zusatzkraft aus dem Akku (es reicht die niedrigste Eco-Modus-Stufe) erreicht man ohne Schweißausbruch die Stadt. Über den imposanten ovalen Platz "Prato della Valle" geht es geradewegs auf die Basilika des Heiligen Antonius zu. Für die Besichtigung wird das Rad direkt davor auf der "Piazza del Santo" geparkt. Kein Parkplatz suchen, kein Strafzettel, kein Stress, dafür in Ruhe einen Cappuccino trinken.

Heiliger für Schlampige

"Drei Millionen Besucher kommen jedes Jahr zum Hl. Antonius", erklärt unsere Padua-Führerin Rosanna, "er ist der Heilige des verlorenen Glaubens und wird auch der Heilige der ‚Schlampigen’ genannt, der hilft, Verlorenes wiederzufinden." Um seine Hilfe zu erbitten, nicht nur für Verlorenes, legt man die Hand auf seinen Grabstein in der Basilika, vor dem sich praktisch immer eine wartende Menge anstellt. Der Franziskanermönch Antonius begeisterte mit seinen volksnahen Reden und wurde nur ein Jahr nach seinem Tod (1231) heilig gesprochen.

Etwas holprig geht es dann weiter über die groben Pflastersteine entlang der alten Stadtmauer, über die beiden Plätze "Piazza Erbe" (Kräuter) und "Piazza Frutta" (Früchte) mit dem täglichen Markt, vorbei an der berühmten Universität mit dem ältesten Seziersaal der Welt (1594). "In Padua gab es auch die erste promovierte Frau der Welt", ist Rosanna stolz auf ihre Stadt, die heute 65.000 Studenten beherbergt.

Nicht fehlen darf ein Besuch der Scrovegni-Kappelle mit den weltbekannten Fresken von Giotto aus dem 14. Jahrhundert. Die Räder warten jeweils pflegeleicht am Eingang, mit Schloss versehen. Sicher ist sicher.

Der massive Regenguss am Nachmittag lässt sich gut bei einer Pizza im Ristorante "Zairo" am Prato della Valle überbrücken. Und weil die Himmelsschleusen etwas länger geöffnet sind, geht sich noch ein Kuchen plus Cappuccino aus – vor dem Rückweg nach Abano.

 

Informationen: Individuelle Sternradwoche "Venetien&Meer" mit zwei Hotelstandorten in Chioggia und Abano; Infos auf "Trauni’s Radferien" radferien.com oder bei Donau Touristik in Linz, Lederergasse 4-12

 

Venetien

Fünf Millionen Menschen leben in der Provinz Venetien, amtlich Regione del Veneto, oder venetisch Vèneto. Die Region grenzt im Osten an Friaul-Julisch Venetien, im Nordwesten an Trentino-Südtirol, im Westen an die Lombardei und im Süden an die Emilia-Romagna. Der Nordzipfel Venetiens grenzt an Tirol und Kärnten.

Landschaften: Ob Lagunenlandschaft, weite Sandstrände, das Ostufer des Gardasees, die faszinierende Bergwelt der Dolomiten oder sanfte Voralpenlandschaft und liebliche Weinberge – dem Reisenden bieten sich in kürzester Zeit wechselnde Landschaftsimpressionen, die ihresgleichen suchen.
Zur Region gehören die sieben Provinzen Belluno, Rovigo, Padua, Treviso, Vicenza, Verona und Venedig.

 

mehr aus Reisen

Skitouren rund um die Loseralm

Die Insel Amrum: Stille Idylle in der Zwischensaison

Unterwegs – von Wien bis nach Nizza

Kanada: Verliebt in die Weiten der Wildnis

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen