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Messners sechster Streich

Von Simone Lucas, 14. August 2015, 00:04 Uhr

Von der Ferne sieht es aus wie ein großer Monitor, der aus dem Berg wächst. Auf dem Kronplatz steht in 2275 Metern Höhe das 6. Messner-Museum.

Der Kronplatz in der Nähe von Bruneck am Rande der Dolomiten ist ein Berg ganz im Dienst des Tourismus. Oben auf dem Gipfel steht die Friedensglocke zwischen den Bergstationen. Im Sommer kann man Trampolin springen, mit dem Mountainbike downhill rasen und mit dem Skyflyer über dem Abgrund schaukeln – oder man besucht seit neuestem das sechste Messner Mountain Museum.

Eigentlich wollte das Unternehmen Skirama Kronplatz eine Aussichtsplattform mit 360-Grad-Blick von den Dolomiten bis zum Ortler errichten. Dann kam Reinhold Messner. Südtirols berühmtester Bergsteiger hat schon fünf Museen in die Dolomiten gestellt. Er könne sich vorstellen, auf dem Kronplatz ein sechstes Mountain Museum zu bauen, schlug er den Verantwortlichen vor.

Warum nicht? Firmian auf Schloss Sigmundskron, das Herz der Mountain Museen, ist eine Erfolgsgeschichte. Auch Bruneck ist stolz auf das MMM Ripa im Schloss, Juval, gleichzeitig Wohnsitz der Familie Messner, lockt viele Bergsteiger an ebenso wie das MMM Ortles in Sulden oder Monte Rite im Cadore, das Museum in einem ehemaligen Fort.

Messner hatte natürlich eigene Vorstellungen, wie das Museum aussehen sollte. In den Berg hinein sollte es gebaut werden. Anfangs betrachtete Messner Architektin Zaha Hadid nicht als erste Wahl. Aber dann sah der Skeptiker ihre Pläne – und war fasziniert.

"Viel zu viele Menschen"

"Viel zu viele Menschen", grummelt Messner in seinen charakteristischen Bart, "die verstellen ja die ganze Aussicht." Maximal 30 Personen würde er auf einmal hineinlassen in den Berg, sagte er am Tag nach der Eröffnung. Aber am ersten Tag müsse man wohl ein Auge zudrücken. Und ja, stolz ist er auch. Schön sei das Museum geworden.

Tatsächlich ist das in den Berg gebaute Museum mit Hadidschen Rundungen alles andere als eine düstere Höhle. Durch drei riesige Fenster jeweils am Ende eines "Fingers" strömt Licht in die Ausstellungsräume. Die widmen sich dem Thema "Große Wände", der "Königsdisziplin des Alpinismus". Oder, wie der Ausstellungsmacher es formuliert: "Ich erzähle von der Entwicklung des modernen Bergsteigens, von der Ausrüstung, von Triumphen und Tragödien an berühmtesten Bergen."

Philosophen und Dichter kommen mit ihren Aussagen an den Wänden zu Wort, auch Reinhold Messner wird zitiert. "Wo beginnt der Alpinismus, wenn der Tourismus den Mount Everest erreicht hat?", fragt er auf einer der Wände, auf einer anderen: "Erschlossene Berge sind wie ein kaputt gegangenes Spielzeug."

Reinhold Messner weiß, dass seine Heimat ohne Tourismus nicht existieren kann, dass der Kronplatz seinen Reichtum dem Skibetrieb verdankt. Da ist der 71-Jährige Realist. "Es ist spannend, auf einer derartigen Bühne seine Geschichten zu inszenieren", sagt der Macher und beobachtet, wie sich Besucher um die Vitrinen mit den "Reliquien" drängen, wie er die Sammlung von Ausrüstungsgegenständen nennt, die bei Erstbesteigungen wichtig waren.

Skirama Kronplatz als Bauherr hat keine Kosten gescheut. Drei Millionen Euro wurden für die aufregende Betonhülle investiert. Der Bau verlangte Ingenieuren und Arbeitern einiges ab. Allein 1,4 Tonnen wiegt jedes der dreifach verglasten Fenster, die mit dem Lkw auf den Berg geschafft werden mussten. Im Inneren musste alles auf Maß gearbeitet werden. Keines der 380 hellgrauen Betonfertigteile gleicht dem anderen, und für den dunkelgrauen Sichtbeton im Inneren wurden pro Kubikmeter fünf Kilogramm Farbpigmente beigemischt: Maßarbeit.

Von der zentralen Plattform im Museumsinneren aus sieht man alle drei "Finger", die jeweils in einem Fenster enden und so die optische Brücke zwischen den Exponaten drinnen und den Bergen draußen bilden. Das mittlere Fenster öffnet sich zu einer Terrasse – so ist der Kronplatz doch noch zu seiner Aussichtsplattform gekommen.

MMM Corones, Enneberg; das Museum ist täglich bis zum 2. Sonntag im Oktober von 10 bis 16 Uhr offen, danach wieder ab Ende November. Es ist direkt von der Kabinenbahn aus oder zu Fuß über eine Bergwanderung erreichbar. www.mmmcorones.com

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