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Luxus im Wüstenreich

Von Martin Duschek, 23. Dezember 2014, 00:04 Uhr
Luxus im Wüstenreich
Die Skyline der Westbay: Der Doha-Tower des französischen Architekten Jean Nouvelle (Gebäude rechts) trägt den Spitznamen »Kondom« Bild: Duschek

Die Halbinsel Katar streckt sich wie ein Daumen von Saudi-Arabien in den Persischen Golf. Das Emirat ist flächenmäßig kleiner als Oberösterreich und zählte bis vor Kurzem zu den weißen Flecken auf den Landkarten der Reisebüros.

Ich finde Ihren Anschlussflug nicht im System." "Den gibt’s auch nicht, wir bleiben in Doha!" "Ach so." Ungläubig blickt der Angestellte von Qatar Airways am Check-in-Schalter in Wien-Schwechat auf, dann drückt er uns die Bordkarten in die Hand. "Guten Flug!"

Den haben wir. Eine Reise in das kleine Emirat am Persischen Golf bedeutet vor allem eines: eintauchen in eine Welt des Luxus und Reichtums. Das beginnt bereits beim Abflug. Als einziges Linienflugunternehmen verbindet Qatar Airways Österreich und die Welt mit dem "Dreamliner", der Boeing 787 (Version 8), dem wohl bequemsten Passagierflugzeug der Welt. Bei köstlichem Essen, Tageslicht-Simulation, hunderten Kinofilmen in HD und ausreichender Luftfeuchtigkeit vergehen die fünf Stunden nach Doha "wie im Flug".

32 Grad im November

Zur Ankunft am Persischen Golf erwarten uns Ende November angenehme 32 Grad Celsius. "Now starts tourist season", erzählt unser indischer Taxifahrer, "in summer it is too hot for Europeans." Der im Mai eröffnete, neue Flughafen von Doha liegt wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die Fahrt auf der achtspurigen, beleuchteten Autobahn führt an einem mächtigen, wie aus vielen Schalen zusammengefügten, pyramidenähnlichen Gebäudekomplex vorbei. "Emir Terminal", klärt uns unser Fahrer auf, der private Air-Terminal von Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, alleinherrschenden Emir von Katar.

Downtown Doha liegt an einer nahezu kreisförmigen Bucht. Die ersten Tage wohnen wir in der Eastbay. Dieser Stadtteil beherbergt zwei der wichtigsten Touristenattraktionen, das Museum für Islamische Kunst und den Souq Waqif, den "alten" arabischen Markt.

Das Museum für Islamische Kunst öffnete 2008 mit dem Anspruch, die bedeutendste Sammlung islamischer Kunst der Welt zu präsentieren. Das verschachtelte Gebäude direkt an der Uferstraße, der Corniche, ist an sich schon ein Kunstwerk. Geschaffen vom amerikanisch-chinesischen Stararchitekten Ieoh Ming Pei, soll der höchste Turm mit den markanten Halbbögen an die Augen einer verschleierten Frau erinnern. Pei, bekannt als Architekt der Pyramide des Louvre und des Mudam, Museum für Moderne Kunst in Luxemburg, schuf einen gewaltigen Innenraum mit nahezu frei schwebenden Treppen auf vier Ausstellungsebenen.

Der Besucher erfährt hier eindrucksvoll vom feinsinnigen Kunstschaffen der islamischen Welt, aber auch von wissenschaftlichen Leistungen aus Geometrie, Astronomie und Nautik. Angesichts der überwältigenden Präsentation aus 14 Jahrhunderten stellt sich die Frage, wie dieser Kulturraum fundamentalistische Abgründe zulassen, ja ermöglichen konnte, wie wir sie heute täglich lesen. Nach einigen Stunden in der Ausstellung, in der Bibliothek und in der Ruhe des grandiosen Innenhofs verlassen wir das Museum für Islamische Kunst mit dem Gefühl, dass allein das eine Reise nach Doha rechtfertigt.

Der Spaziergang der Corniche entlang wird vom Panorama der Westbay beherrscht. Hier wuchsen und wachsen in weniger als zehn Jahren 200 Wolkenkratzer empor. Das Herrscherhaus lud die weltführenden Architekten ein, sich ohne Restriktionen "auszutoben".

Aus der Perspektive über die zwei Kilometer breite Bucht wirkt Doha wie eine futuristische Weltraumstadt, die zwischen dem Blau des Meeres und des Himmels zu schweben scheint. Jedes Hochhaus trägt einen Namen. Zum Beispiel nennen die Einwohner den Burj Qatar, ein 232 Meter hohes Bürogebäude, hinter vorgehaltener Hand nur "das Kondom". Daneben trumpft der um seine Mitte verjüngte "Tornado Tower" mit dem derzeit einzigen Restaurant Dohas auf 200 Meter Höhe auf. Vor allem nachts beeindruckt das 241 Meter hohe World Trade Center: Das blau funkelnde, leider nicht öffentliche Aussichtsrondell an der Spitze sieht aus wie eine fliegende Untertasse, die beim Landen in das Hochhaus eingeschlagen und stecken geblieben ist.

Schneckenähnliches Minarett

Während sich das Auge am Panorama der Westbay kaum sattsehen kann, fällt auf der Ostseite der Bucht ein Bauwerk besonders auf: Das islamische Kulturzentrum mit seinem schneckenähnlich gewundenen Minarett weist einem Leuchtturm gleich den Weg zum Souq Waqif, dem traditionellen arabischen Markt Dohas.

Hier am Markt ist die Illusion perfekt: In engen Gassen werden Gewürze, Stoffe, Handwerk, Eisenwaren, lebende Tiere vom Kaninchen bis zum Jagdfalken lauthals feilgeboten. Die Wurzeln des Marktes reichen zwar hundert Jahre zurück, tatsächlich ist aber keines der weißgetünchten, historisch wirkenden Häuser älter als ein paar Jahre. Durch die Mitte des Souqs schlängelt sich die Hauptstraße mit Lokalen und Restaurants für jeden Geschmack und Geldbeutel.

Für die zweite Hälfte unseres Aufenthaltes wählen wir das Grand Hyatt Resort Hotel nördlich der Westbay am Schnittpunkt zwischen dem "Diplomatic Drive" und der Inselstadt "Pearl". Hier offenbart sich die Gigantonomie der katarschen Stadtplanung im vollen Ausmaß. Drei künstlich aufgeschüttete Riffs bilden drei Häfen. Eines der Hafenbecken wird von 30 Luxushochhäusern umsäumt. An der sechsspurigen Brücke in die Lagunenstadt, die schon bald 30.000 Bewohner aufweisen soll, wachsen zwei spiegelgleiche Wolkenkratzer mit je vierzig Stockwerken wie ein gigantisches Tor in die Höhe. Noch ist das Anlegerparadies und Rückzugsresort für die Superreichen eine Baustelle. Die ersten Luxusgeschäfte von Cartier bis Tissot haben aber bereits eröffnet.

Wäre nicht die kilometerlange U-Bahn-Baustelle, könnten wir vom Grand Hyatt aus zu Fuß das "Katara Cultural Village" erreichen. So chauffiert uns Guide Karid in das eben erst eröffnete "traditionelle" arabische Dorf samt eigenem Amphitheater und breitem öffentlichen Sandstrand. Wir haben Glück: Dieser Tage findet das alljährliche Doha-Dhau-Treffen statt. An die hundert historische Holzschiffe aus allen arabischen Ländern liegen vor Anker, die markanten dreieckigen Segel für die Fotografen gehisst. Das mehrtägige Festival wird von Folklore-Darbietungen begleitet. "Katar möchte sich als Sport- und Kulturmetropole Arabiens etablieren", sagt Karid. Die Asian Games im Vorjahr, die Handballmeisterschaften im kommenden Jahr und 2022 die Fußball-WM sollen diese Rolle festigen.

Vor kurzem kündigte das Herrscherhaus den Bau dreier weiterer Museen an. Neben dem bereits aus dem Boden schießenden Nationalmuseum sollen ein Olympia-Museum und die "Fire Station", ein Ausstellungsort für die lokale Kunstszene, folgen.

"Ampeln in der Wüste"

Baustellenlärm begleitet den Doha-Urlauber auf Schritt und Tritt. Beschauliche Ruhe bieten nur die unendliche Sandwüste im Süden zur arabischen Grenze hin und die einsamen Sandstrände Richtung Norden. Allerdings nur unter der Woche: Am Freitag, dem arabischen Wochenende, strömen die Massen aus der Stadt und leben in Zelten ihre Nomadengene aus. "Am Freitag bräuchten wir in der Wüste Ampeln", lacht Karid und stürzt unseren 4-Wheel-Drive halsbrecherisch die Düne hinunter.

 

Zahlen und Fakten: Emirat Katar

Das Emirat am Persischen Golf ist eine islamische Monarchie; ca. 2,2 Millionen Einwohner, davon 1,9 Millionen Gastarbeiter. Die Hauptstadt ist Doha.

Tägliche Linienflüge von Wien aus mit Qatar Airways, ca. 6 Stunden Flugzeit.

Beste Reisezeit: Oktober bis März; Reiseveranstalter: z. B. Jumbo Touristik oder Ruefa.

Währung: Der Katarische Riyal ist fest an den US-Dollar gebunden. Katar gilt als reichstes Land der Erde.

Alkohol ist nur in internationalen 5*-Hotels zu haben, die Einfuhr ist verboten.

Amtsprache Arabisch, es spricht nahezu jeder Englisch.
qatartourism.gov.qa, qatarairways.com/at, hyatt.com

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