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"Leinen los!" im Wellness-Dorado

Von Bernhard Lichtenberger, 16. Februar 2015, 00:04 Uhr
"Leinen los!" im Wellness-Dorado
Prickelnde Kaskaden-Dusche nach dem Aufguss! Bild: Therme Erding

"Ein Schiff wird kommen", trällerte Schlagersängerin Lale Andersen. In der bayerischen Therme Erding hat es bereits angelegt. Bernhard Lichtenberger ging an Bord der "Victory".

Admiral Nelson starrt den Neuankömmling an. Der britische Seekrieger hat mit seinem Flaggschiff "HMS Victory" in der Schlacht von Trafalgar die napoleonische Flotte vernichtend geschlagen und noch am Tag des Triumphes sein Leben wegen einer feindlichen Kugel verwirkt. Das ist knapp 210 Jahre her.

Heute ist Nelson eine neckisch zwinkernde Projektion, die Gäste im Lift verblüfft, und seine "Victory" ein ausgereiftes Themenhotel, das in der Therme Erding – nur zweieinhalb Autostunden von Linz entfernt – seinen ständigen Hafen gefunden hat.

Mit seiner wuchtigen Breitseite, hinter deren "Augen" nicht Kanonen, sondern gestylte Zimmer liegen, ankert der Schiffskörper vor dem 30 mal 40 Meter großen Wellenbecken, in dem die Wogen Badende ordentlich verschaukeln. Vor dem venezianischen Palazzo, der wie aus dem Farbkasten gefallen scheint, umschmeichelt eine sanftere Brandung.

300 Palmen aus Ländern wie Singapur, Costa Rica und Thailand säumen das glucksende und schwappende Nassparadies. Wenn es der Lautstärkepegel der Wellenreiter erlaubt, findet man in gepolsterten Strandmuscheln unter den gefächerten Blättern Ruhe.

Im Bauch der Victory stößt der Entspannung suchende Freizeit-Matrose auf 102 Kajüten. Backbord, in Richtung Hotel-Bug blickend also links, liegen die sogenannten Yacht-Kabinen. Inmitten gewölbter Wände, in dunklen Palisander und blitzenden Chrom gekleidet, heller Textilien und gefinkelter Verspiegelungen wähnt sich der Gast an Bord eines schnittigen Hochsee-Gefährts – ohne den geringsten Anflug von Seekrankheit, die den segelnden Nelson zeitlebens plagte. Vom Schalk geentert, soll es manchen schon an die petrolfarbene, spitz zusammenlaufende Balkon-Reling getrieben haben, um in Leonardo DiCaprios "Titanic"-Pose dessen Satz "Ich bin der König der Welt" über den angrenzenden Erdinger Acker zu posaunen.

Jolle als Kinderbett

Mit den Yacht-Kabinen angelt das Hotelmanagement vornehmlich nach Pärchen und Geschäftsleuten. Familien mit bis zu sechs Personen sind in den Kapitäns- und in den geräumigen Admiralskabinen gut aufgehoben. In Letztgenannten hängen zwei Jollen als Liegestatt für abenteuerlustige Nachwuchssegler mit bis zu 150 Zentimeter Körpergröße an der Wand. Das Oberdeck der Victory ist mit acht Panorama-Außenkabinen bestückt. Der angrenzende Palazzo verfügt über 21 stilvolle Serenissima-Zimmer mit handgewebten venezianischen Wandstoffen.

Dem 100-Millionen-Euro-Anbau direkt zu Füßen liegt die Therme Erding – ein Wellness-Dorado, das einem Irrtum entsprang. Statt auf erwartetes Öl stieß die Firma Texaco im Jahr 1983 in 2350 Metern Tiefe auf 63 Grad heißes, fluorid- und schwefelhaltiges Wasser. 1999 nahm sich der Friedrichshafener Architekt und Unternehmer Josef Wund ("Ich habe als Bauernbub, Maurer und Waldarbeiter begonnen") der mit einem Bretterverschlag versiegelten Quelle an, um eine Therme zu bauen.

In den vergangenen 15 Jahren hat sich diese zu Europas größter Thermenwelt ausgewachsen, die sich auf einer Fläche von 25 Fußballfeldern ausbreitet. Unter der Kuppel des "Galaxy" verschlingen sich 20 Rutschen ineinander – von der familienfreundlichen "Magic Eve", durch deren 360 Meter lange Röhre man auf Reifen mäandert, bis zur "X-Treme Faser", die nur Männer mit einer Geschwindigkeit von bis zu 72 km/h ausspuckt und nicht zwingend völlig schmerzfrei abbremst.

An Ur-Therme und VitalOase, in der Badebekleidung Usus ist, schließt die riesige VitalTherme für textilfreien Genuss an. Da gerät man schon bei der Auswahl der Aufgüsse ins Schwitzen. In 25 Saunen werden die Poren geöffnet. In der nur Männern zugänglichen Zirbelstube scheut keiner Hautkontakt, weil das Schweißtreiben mit einem alkoholfreien Weißbier-Seiterl belohnt wird. Mit Masken werden Damen im "Ladys Only"-Bereich verwöhnt.

Im Freien gelangt man über einen Steg zu einem Stonehenge-Imitat, das die kultische Kelten-Thron-Sauna birgt. Der Schwitzanimateur mit schwarzem Kapuzenumhang und Wasserfüllhorn stellt sich zu Carmina-Burana-Klängen als "Santiago der Schreckliche" vor und leitet sein Ritual mit beschwörender Stimme ein: "Im Namen des Volkes und des Königs: Möge die Folter beginnen!" "Wir steh’n auf Schmerzen", antwortet ein Halblustiger, der sich auf den hölzernen Thron gewagt hat, den höchsten Punkt des Heißlufttempels. Santiagos Fahnen-Aufguss wirkt gnadenlos, dazu verteilt sein Gehilfe die Hitze per Handtuch mit der Grandezza eines Teig drehenden Pizzabäckers. Der eine oder andere Nudist mag es anziehend finden, dass nebst Körpern in der "Backstuben"-Sauna auch Brötchen garen.

Mit angeregtem Appetit setzt man gerne die Segel und läuft im "Hafen" ein. So nennt sich das zum "Victory" gehörende Restaurant, das seine Köche nicht versteckt. Kulinarisch kreuzt man hier zwischen Currywurst und Miesmuscheln nach Seemannsart, zwischen Thai-Curry aus dem Wok und einem deftigen Alpen-Burger. Die mehrgängigen Menüs im stilvollen A-la-carte-Restaurant "Empire" sind inspiriert von den Reiserouten des Nelson-Flaggschiffs, mit Kabeljau von den Lofoten oder Kürbissüppchen mit Tahiti-Vanille und Jakobsmuschel. Und wenn es seine Zeit erlaubt, greift Ober Daniel zur Geige und spielt – vielleicht "Ein Schiff wird kommen".

 

Dies & Das

1,5 Millionen Gäste haben im Jahr 2014 die Thermenwelt Erding besucht, die auf eine Fläche von 185.000 Quadratmeter angewachsen ist.

Hotel Victory: 128 Zimmer und Kabinen zwischen 25 und 50 Quadratmetern; Übernachtungspaket (mit Frühstück und Thermenwelt) ab 110 Euro pro Person. www.victory-hotel.de

Thermenwelt: 20 Rutschen, 25 Saunen, Wellenbad, Therme; Tarife zwischen 14 und 40 Euro
www.therme-erding.de

138 Aufgüsse und Wohlfühlaktionen bietet die lange Thermenwelt-Nacht „Safari durch Afrika“ am 21. Februar bis 1 Uhr früh.

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