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Elba: Eine Insel zu schön, um von ihr zu fliehen

Von Martin Duschek, 23. Juni 2012, 00:04 Uhr
Eine Insel zu schön, um von ihr zu fliehen
Ein Blick auf die Hafenstadt Portoferraio, den wahrscheinlich bereits Napoleon genoss, als er auf Elba zehn Monate im Exil war. Bild: Duschek

Die Natur macht Elba zu einem Urlaubsparadies, an dem der Massentourismus spurlos vorübergegangen ist. Interessante Persönlichkeiten bemühen sich um eine Identität der Insel über Napoleon hinaus.

Der Schirokko meint’s gut mit uns. Lassen es die Windverhältnisse zu, dann landen die Dash-8-Flugzeuge der Intersky von Norden kommend übers Land auf Elbas Aeroporto. Die Piloten müssen die Maschine zwischen zwei Hügeln durchsteuern und dann zwölf Grad steil nach unten drücken. Optisch wirkt das, als würden die Tragflächen an den Kronen der Pinien streifen. Die Landung auf Elba ist keine leichte Aufgabe, denn der Tower verfügt über keinen Funkleitstrahl. Aber die Piloten der Linienmaschine haben den händischen Sichtanflug Dutzende Male im Simulator geübt, bevor sie auf das Eiland losgelassen werden.

Charmant ist der Empfang am Flughafen: In der Ankunftshalle – ein befestigtes Partyzelt – beobachten zwei ältere Carabinieri die fünfzig Reisenden, die ihr Gepäck vom winzigen Förderband nehmen und durch das kleine Flughafengebäude nach draußen eilen. Dort spielen sich herzliche italienische Begrüßungszeremonien ab, auch viele Touristen werden persönlich begrüßt und abgeholt.

Mit 224 Quadratkilometern ist Elba zwar die größte der sieben Inseln des toskanischen Archipels, aber im Vergleich mit Korsika und Sardinien immer noch winzig. Und klein geblieben sind auf Elba nicht nur der Flughafen, sondern erfreulicherweise auch die Orte und Hotels. Bettenburgen oder riesige Clubs und Feriendörfer sucht man hier vergebens. Die meisten Pensionen und Hotels befinden sich in Familienbesitz, werden von den Eigentümern geführt und verfügen gerade über eine Handvoll Zimmer. Es scheint, als sei die touristische Entwicklung hier in den sechziger und siebziger Jahren stehen geblieben – auf einem Niveau, an das andernorts sehnsüchtig erinnert wird.

Dass verträumte Badebuchten und idyllische Bergdörfer alleine kein Garant für Elbas touristische Zukunft sein können, glaubt Maurizio Testa, Besitzer des Hotels Ilio in Capo Sant Andrea. Im Nordwesten, in der ursprünglichsten Region Elbas, gestaltete der Vor- und Querdenker das erste Boutique-Hotel der Insel. 1959 hatte die Familie Testa eine Gastwirtschaft eröffnet. Im Laufe der Jahre entstand daraus ein „albergo diffuso“, ein verstreutes Hotel, mit mehreren Häuschen.

Testa renovierte die Anlage von Grund auf und gestaltete zwanzig unterschiedliche Zimmer, eines davon mit Möbeln ausschließlich aus vom Meer angeschwemmten Treibholz, ein anderes mit toskanischen Antiquitäten. Das Ilio kann nur direkt gebucht werden.

Rund um Elbas innovativsten Touristiker findet sich ein Netzwerk interessanter Persönlichkeiten, die ihre Heimatinsel mit ihren Leistungen promoten. Marina Sala beispielsweise webt unter dem Motto „Cashmere su un’isola“ aus mongolischer Kaschmirwolle Stoffe, die zu exklusiven Kleidungsstücken und Accessoires verarbeitet werden. Die edle Inselmode wird ausschließlich in Portoferraio und in Marciana Marina angeboten. Die hauchdünnen und unvorstellbar weichen Tücher sind der letzte Schrei der elbanischen Damenwelt.

Das Weingut „Cantina Cecilia“ in Podere La Casina keltert Spitzenweine und huldigt in seinem Logo dem englischen Mathematiker Penrose. Winzer Renato Camerini schwört auf kleine Einheiten: Sein Syrah „Oglasa“ Barriques reift 15 Monate in 255-Liter-Eichenfässern, die anderen Tropfen in kleinen „stainless steel“ Gebinden. Die Vini tragen den Ruf Elbas als kleines aber feines Weinanbaugebiet von New York bis Tokio. Im authentisch renovierten Landhaus können gegen Voranmeldung Degustationen erlebt werden.

Ein Paradies für Schnorchler

Tauchschulbesitzer Andrea schwört auf die intakte ozeanische Natur rund um seine gleichnamige Heimatortschaft. Mit Kleingruppen fährt er zum „Bio Snorkeling“ zur Le Cote Piane, einer Klippe westlich von Sant. Andrea. Gelbe Bojen markieren das Ankerverbot. Das dichte Grün des Neptungrases auf dem Meeresboden steht hier im größten ozeanischen Naturreservat Italiens unter Schutz. Das Wasser ist glasklar, schimmert in allen erdenklichen Türkis-Farbtönen und zeugt von jahrzehntelangen, ernsthaften Bemühungen im Naturschutz. Diese Bemühungen führen Andrea alle 14 Tage rund 70 Kilometer übers Meer in den Süden. Als Greenpeace-Aktivist misst er rund um das Wrack der Costa Concordia die Wasserqualität. Die Sorge gilt nicht dem Treibstoff, sondern anderen Chemikalien an Bord, z. B. Putz- und Reinigungsmitteln. „Man muss sich vorstellen, dass hier eine Stadt mit 5000 Einwohnern samt ihrem gesamten Haushaltsmist im Meer versinkt“, fürchtet Andrea.

Natur zählt zweifellos zu den größten Stärken Elbas, auch zu Lande. Sant. Andrea liegt am Fuße des 1018 Meter hohen Monte Capanne. Im Museum und Besucherzentrum des zauberhaften Bergstädtchens Marciana erhalten Besucher einen umfassenden Eindruck über die Geologie, die Fauna und die Flora der Insel. Ein kleiner, deutschsprachiger Wanderführer beschreibt insgesamt 15 gut beschilderte Routen über die gesamte Insel, darunter sogar einen Naturlehrpfad für Sehbehinderte.

Geführte Wanderungen

Wer sich nicht alleine durch die natürlichen Lebensräume von Wildschweinen und Mufflons traut, kann wöchentlich an geführten Touren durch den Nationalpark teilnehmen. Besonders interessant ist Elba auch für Vogelliebhaber. Die Insel dient Zugvögeln als Rastplatz. Die klugen Tiere weichen mittlerweile dem italienischen Festland mit seinen Netzfallen und Jägern aus und wählen die Route über das Meer.

Alle Sehenswürdigkeiten Elbas sind in kurzen Fahrstrecken über abenteuerlich kurvige Straßen erreichbar: Die längste Distanz von Ost nach West beträgt gerade 55 Kilometer. Trotzdem garantiert die Insel auch für einen 14-Tage-Urlaub, dass keine Langeweile aufkommt: Baden in traumhaft sauberem Wasser, Tauchen, Schnorcheln, Kajak- und Bootsausflüge stehen im Kontrast zur Berglandschaft, zu unberührten Wäldern und Wanderwegen durch mediterrane Naturschutzgebiete. Authentische italienische Hafenstädtchen, rustikale Bergdörfer und eine hochwertige gastronomische Infrastruktur runden den Urlaub auf Elba ab.

Derzeit bereiten sich die Einwohner von Elba, die ihren Kurzzeitherrscher Napoleon heute noch sehr verehren, auf das 200-jährige Jubiläum 2014 vor. Wer Elba als beschauliches Urlaubsziel erleben möchte, sollte seinen Inselurlaub heuer oder nächstes Jahr ansetzen.

Infos: www.enit.at

Elba

Nach Sizilien und Sardinen ist Elba die drittgrößte Insel Italiens. Verwaltungspolitisch gehört Elba zur Provinz Livorno und damit zur Region Toskana. Die Entfernung bis zum Festland beträgt rund zehn Kilometer und somit dauert die Überfahrt mit der Fähre auch nur eine Stunde. Elba zählt nur etwas über 30.000 ständige Bewohner.

Napoleon

Nur zehn Monate herrschte Napoleon über Elba. Dorthin wurde er nach der Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig und der Besetzung von Paris durch die gegnerischen Truppen verbannt. Elba gehörte damals zu Frankreich. Napoleon bekam die schöne Insel als sein Fürstentum zugesprochen. Die beiden wichtigsten Gebäude, die von Napoleons Herrschaft auf Elba zeugen, sind sein Stadthaus „Villa dei Mulini“ in Portoferraio – es wird zurzeit umfangreich renoviert und kann nicht besichtigt werden – und sein Sommersitz in San Martino (siehe Foto).

Hoteltipp: ***Boutique Hotel Ilio, Via Sant’ Andrea, 5, S. Andrea, I-57030 Marciana, www.hotelilio.com; Halbpension ab 750 Euro im Doppelzimmer inklusive Flug

Anreise: Intersky (www.intersky.biz), Direktflüge ab München (Sa) und Friedrichshafen (Mi, Sa); Flugtickets oneway inklusive aller Abgaben ab 80 Euro/Person. Mit dem Auto ab Linz nach Piombino über Innsbruck und Verona ca. 980 Kilometer, Fährschiff ab Piombino (www.mobylines.de), Überfahrt ca. eine Stunde, ca. 11 Euro pro Person, ca. 40 Euro pro Auto.

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