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Ein Schiff wird kommen

Von Robert Fishman, 01. Dezember 2015, 00:04 Uhr
Ein Schiff wird kommen
Besucher dürfen gerne an dem Schiff mitarbeiten. Bild: srt/Fishman

In San Sebastián, der EU-Kultur-Hauptstadt 2016, bauen Freiwillige ein altes Walfangschiff nach.

Im Fjord von Pasaia schmiegen sich die grau verwitterten Häuser des Dorfes San Pedro an Hügel, die steil ins Meer abfallen. Ein Stichweg führt am Wasser entlang zu einer Werft: "Albaola Kultur-Fabrik" steht auf der Glasfront einer knapp drei Etagen hohen Halle. Darin stapeln sich Baumstämme zwischen im Halbrund gesägten Brettern. An der Decke hängt das hölzerne Modell eines bauchigen Schiffsrumpfes. "Damit haben wir angefangen", erzählt Xabi den Beginn einer Geschichte, die die meisten Zuhörer anfangs für die Schnapsidee eines Träumers hielten.

"Wir bauen die San Juan originalgetreu nach – ein 1565 vor der Küste Neufundlands gesunkenes Walfänger-Schiff", erklärt Xabi und zeigt auf ein fast drei Meter hohes, im Bogen ausgesägtes Stück Holz. Aus den Bäumen ihrer Eichenwälder bauten die Basken seit dem Mittelalter hochseetaugliche Schiffe. Im 16. Jahrhundert segelten sie bis vor die Küste Kanadas, um Wale und Kabeljau zu fangen. Sechs Wochen dauerte die 6000 Kilometer weite Reise. Neun Monate lang waren die Fischer unterwegs: 60 Mann auf 28 Meter langen, sieben Meter breiten Holzschiffen, den Launen des Nordatlantiks ausgeliefert.

Es begann 1985

1985 las der damals 20-jährige Xavi eine Reportage über das baskische Walfangschiff San Juan. Archäologen hatten es gut erhalten im flachen, eiskalten Wasser der Red Bay vor Neufundland entdeckt. Xabi packte die Leidenschaft für alte Schiffe. Er fand heraus, dass die baskische Schiffbaukunst verblasste. Die letzten Werften kapitulierten vor billiger Konkurrenz aus Übersee. Der junge Mann ging mangels Alternativen in der Heimat zum Schiffbaustudium in die USA. Wieder zu Hause, ließ er sich von den letzten baskischen Experten die Geheimnisse des traditionellen Holz-Bootsbaus zeigen: Handarbeit mit Spezialsägen an alten Eichenstämmen. Ende der 90er Jahre begann Xabi mit dem Aufbau der Werft in Pasaia. 2016 fügt sie sich ein in das Angebot der Europäischen Kulturhauptstadt: Diesen Titel hat San Sebastián/Donostia – Donostia ist der baskische Name der Stadt – unter anderem wegen seiner Projekte zur Bürgerbeteiligung gewonnen. Eine wichtige Rolle spielten Programme zur Aussöhnung nach dem Konflikt mit der ETA.

In der Werft führt ein Besuchersteg rund um das werdende Schiff. In einem Anbau erzählen Installationen und Modelle die Geschichte der Seefahrer. Bärtige Typen sitzen in Walfangbooten. Selbst aus der Nähe sehen die Wachsfiguren aus, als würden sie gleich aus dem Boot steigen. In Holzfässern, wie sie in der Ecke des Raumes stehen, nahmen die Seefahrer damals pro Fahrt 50.000 Liter heimischen Apfelwein, den Sidra (Cidre), mit. Während Seeleute anderer Nationen reihenweise an Skorbut starben, blieben die Basken auf See gesund. Dank des Alkohols blieb der Most mitsamt der Vitamine monatelang genießbar.

Schritt für Schritt wächst die neue San Juan der Decke entgegen. Der Rumpf und die ersten Aufbauten sind fertig. Freiwillige aus ganz Europa packen mit an. Nebenan dürfen Besucher des Museums wie einst die baskischen Bootsbauer Seile drehen und ellenlange Schiffsnägel schmieden.

Mit der fertigen San Juan wollen Xabi und seine Mannschaft 2019 auf der Route der Walfänger nach Neufundland segeln. Das Ziel: die Red Bay, wo Archäologen vor mehr als 30 Jahren die 1565 gesunkene originale San Juan gefunden haben.

www.dss2016.eu; sansebastianturismo.com

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